Schwierig (Hobby? Barfuß! 2)

malo @, Stammposter, Friday, 03.12.2004, 21:50 (vor 7239 Tagen) @ aquajeans

Hallo Aquajeans,
wie dem auch sei, gleich vorne weg mein "dummer" Kommentar: wer von seinem Tun und Handeln, hier barfuß laufen, überzeugt ist, muß deswegen noch lange nicht zur psychoanalytischen Untersuchung auf die Couch ;-)
Ich versuche hier nicht explizit auf jedes Detail Deiner Schilderungen zu antworten. Ich kann derlei auch nicht. Da ich dem "werktätigem" Volke angehöre, sprich mit Realschule, einem halben Jahr FOS, einem Facharbeiterbrief und diversen Ausbildungen gesegnet bin, ist meine schreib- bzw. Ausdrucksweise nicht kompetent genug...

Dies ist ein sehr persönlicher Beitrag.

Gut, nehmen wir das an. Persönlich. Für Dich, für manch anderen, für mich nicht. Persönlich hier nun des Textbeitrages betreffend der Gedanken darin.

Ich bin einer der sehr frühen Teilnehmer dieses Forums, und mir zu >unserem Hobby, das ich aktiv und regelmässig pflege, auch viele,zum >Teil kritische, Gedanken gemacht

Seit sechs Jahren bin ich im "994" dabei. Wann ging es hier überhaupt los? Ich bin auch aktiv und pflege es sehr. An Arbeitstagen renne ich acht Stunden mit meinen Sicherheitsschuhen durch den Betrieb. Alles Beton. Immer wieder Treppen und Aufzüge. Und das ist dann mein Kontrastprogramm dazu. Wenn es gut geht, etwas über acht Stunden in den Schuhen, den Rest des Tages barfuß. Kritische Gedanken habe ich mir auch gemacht. Sie waren bisher jeglicher Coleur, warum es so ist. Aber Du hast völlig neue aufgebracht.

Einige Gedanken gehen mir seit einiger Zeit nicht aus dem Kopf, und >der Anstoß dazu sind insbesondere, aber bei weitem nicht nur, >verschiedene Aspekte in Michael von Zofingens Beiträgen.

Ich lese dessen Beiträge sehr gerne. Er ist zu bewundern. Zu bemitleiden wegen der doch recht häufigen Kontakte mit Kantonspolizisten.

Ich bin jedes Mal erschrocken, wenn ich Michael von Zofingen's >Beschreibung seines Verhältnisses mit seiner autoritären Mutter und >seinem gegenüber der Mutter unterwürfigen Vater lese. Mir kommt es >vor, als lese ich einen Bericht aus meiner eigenen Jugendzeit als >Einzelkind einer dominanten Mutter. Genau die gleiche >Leidensgeschichte habe ich erlebt, mit dem Unterschied, dass ich >irgendwann vor fast 20 Jahren , im Gegensatz zu M. von Z., den >Absprung zu 98 % geschafft habe.

Mein Absprung war Ende 1992. Mein damaliger Arbeitgeber ging in Konkurs. Eine neue Beschäftigung fand sich hier, wo ich heute mehr oder weniger mit allen anderen darauf warte, bis es uns, in der darbenden nordbayerischen Porzellanindustrie, hinweg fegt. In dieser Zeit, Ende 1992 kam es im Elternhaus, hauptsächlich mit der Mutter, immer wieder zu Wortgefechten. Nach dem Motto "Aus mir würde nichts werden"... Da mir der neue Arbeitgeber eine Wohnung anbot, der neue Arbeitsplatz lag 27 km entfernt, schlug ich zu. Und Peng!, den Eltern den Auszug, und damit die Trennung, vor den Kopf geworfen. Doch barfuß ging ich zu dieser Zeit nur ab und an. Ab Mai 1991 hatte ich meinen Zivildienst abgeleistet. Und in diesen 15 Monaten, außer im Winter, brachten mir die hauptamtlichen Erzieher der Wohngruppe, das barfüßern bei. Den Rest gaben Zivi-Schulungen in Leutkirch und Ruhpolding. Da war das ebenso die "Uniform". Der andere Bezug zu meinem Beginn der Barfuß-Karrierre war da: Führerschein 1988. Wenn ich längere Strecken PKW fuhr, bekam ich regelmäßig Rückenschmerzen. Bei der Musterung zum Bund 1987, empfahl man mir Einlagen! Ich eierte also weiter herum. Bis ich im Spätsommer 1992 merkte, wo ich also schon drei Monate 1991, und Mai-September 1992, als Barfußtraining intus hatte, das meine Rückenprobleme wesentlich geringer, bis gar nicht mehr, auftraten. Als wissbegieriger Mensch liest man so allerhand Printmedien und stolperte hie und da über beschriebene Zusammenhänge, von Fuß- und Haltungsschäden. So sprach ich mit dem Hausarzt darüber. Weiteres dazu brauche ich ja wohl im Forum nicht zu schildern... Barfuß bei mir ist eine reine Arbeit mit meinen Haltungsschäden. Ich kann nicht dagegen! arbeiten. Sondern nur mit. Der Knochenbau ist bei 38 Jahren bereits so nachhaltig negativ beeinträchtigt und darin gefestigt, das da nichts mehr weg zu trainieren wäre.
Mutters Kommentare dazu: sie nahm es mit Fassung. Vater auch. Und der Rest der Welt? Jedem das seine.... Mir egal. Es richtet sich auch keiner nach meinen Gedanken.
Meine Freundin hat es vor drei Wochen in Luft aufgelöst. Sie hatte nie etwas dagegen. Im Gegenteil. Es war stets immer etwas Stolz dabei, mit mir als schuhlosen Begleiter, unterwegs zu sein. Männer meinen ja, damit sie sich etwas von der Masse abheben, braucht es irdene Stecker und Ringe in den Ohren. Aber Ätsch! Ich hab drei Ringe an den Zehen und keine Schuhe dabei. Damit war ich der "Hingucker". Die Freundin fand auch stets warme Füße zur Erwärmung ihrer im Bette vor. Und das auch im Winter, wenn es schneit. Wenn ich dann manch andere Kollegen höre, das die mit Socken ins Bett gehen. Hohoho.

Auch in anderen Beiträgen klingt manchmal unterschwellig eine >ähnliche Thematik an, ohne dass die Autoren sich der Problematik so >selbst-bewusst sind wie M. von Z., und das nicht so unhäufig.
Reiner Zufall ?

Ja, auch das ist mir schon öfters in den Sinn gekommen. Die Thematik ist eindeutig da.

Meine Frage: besteht ein Kausalzusammenhang zwischen dem Bedürfnis, >barfuss laufen zu wollen, und einem belastenden, unbefriedigenden >Mutter-Sohn-Verhältnis?

In den geschilderten Fällen vielleicht ja. Aber in den übrigen? Es wäre doch etwas weit her geholt, das jedem Barfüßer unterzustellen.

Ich kam zum Barfusslaufen als 10 oder 11 jähriger, in einer Gegend, >wo dies absolut nicht üblich ist , schon gar nicht für Jungen, >sofern es so was Ende der Sechziger in dem reaktionär-katholischen >Umfeld meiner Familie überhaupt geben durfte.

Das hört sich nach einer recht konservativen Gegend an. Katholisch! So ist es heute in der Oberpfalz, in Niederbayern. Der Lkr WUN ist überwiegend evangelisch. Nur hinter der Landkreisgrenze, gleich verlaufend mit der Regierungsbezirk-Grenze zu Oberfranken, da beginnt der uns hier allseits "bekannte und beliebte" Erzkonservatismus. Ich denke nur daran, als ich mal in Weiden/Obapfoiz (Oberpfalz) barfuß durch die Straßen wandelte. Oh mei! Wous houds dou zam Schaua gejm! (Oh je, was gab es da zum guggen) Mein diesbezügliches schuhloses wandeln in meiner Geburtsstadt Hof dagegen, oder hier im 4000-Einwohner-Kaff mitten im Fichtelgebirge, ruft nur die eher allseits übliche und bekannte Besorgnis darüber hervor. Bisweilen sogar Gleichgültigkeit, da es hier dörflich-bäuerlichen Charakter hat.

Sie hat mich an einem heißen Sommernachmittag das erste Mal >überzeugt, Schuhe und Strümpfe auszuziehen, und mit ihr zu >versuchen, über einen pieksigen Kiesweg zu laufen, und zu sehen, wer >es am längsten aushält, barfuss auf Telefonmasten und Gartenmauern >zu klettern , im Garten lehmige und dreckige Füße zu bekommen usw. >usw. Wir hatten auch vor, im Winter gemeinsam barfuss durch den >Schnee zu wandern, wozu es aber nie kam.

Hm, das sieht mir nun aber nach was ganz anderen bei Dir aus. Das macht auf mich eher einen früh-pupertären Eindruck. Das erste Mädel, was einen die Gedanken verwirrte. Noch dazu mit etwas, was die Eltern nicht gerne sahen. Doppelt gemoppelt? Beides verboten, Du damals nach Meinung Deiner konservativen Eltern, noch nicht reif für das Mädchen?
Mal weit her geholt: kein Sex vor der Ehe. Wäre ja brachial. Im katholischen gibt sowas sicher nicht. Nana! Aber gewiss gab es damals noch eine gewisse Züchtigkeit für Dein damaliges Alter. Heute sind diese Grenzen weit nach unten gewandert.

Ich habe das Mädchen nach einem Umzug total aus den Augen verloren, >aber seit diesem Sommer hat das Bedürfnis nach Barfusslaufen mich >eigentlich nie mehr losgelassen,

Das hatte Wirkung bei Dir gezeigt, und Spuren bis heute hinterlassen. Sonst würdest Du Dich hier nicht mehr daran erinnern können. Oder:
Du grübelst schon verdammt lange nach der Ursache und hast sie hierin gefunden.

nur habe ich es nie voll ausgelebt bis zu dem Zeitpunkt als ich in >einer ersten Phase auf die newsgroup alt.lifestyle.barefoot und dann >auf das Forum stieß, und erleichtert feststellen konnte, dass ich >nicht der einzige bin.

Das Problem haben viele. Das Problem aber der meisten: das Selbstbewußtsein. Mangelnd? Mitnichten in allen Punkten. Gewiß aber unbeschwert barfuß zu laufen.

Aber der Ursprung des Bedürfnisses, barfuss zu laufen entstand >eindeutig anlässlich des ersten gefühlsbetonten Kontakts mit dem >anderen Geschlecht.

Was oben angeführt wurde.

Ist vielleicht das unbewusste Motiv oder zumindest ein unbewusstes >Motiv unter anderen zumindest für das männliche Barfusslaufen, >abgesehen von aller aufgesetzten und vorgeschobenen Vernunftgründen >wie Stärkung der Gelenke und der Muskulatur, Abhärtung, ideologische >Überzeugung, ein ganz anderer, gefühlsbetonter?

Beim einen ja, bei den meisten vielleicht nicht. Wie eingangs erwähnt.

Inwiefern ist Barfusslaufen ein Ersatz für eine unbefriedigende >Mutter-Kind-Relation? Oder aber in allen Fällen der Versuch einer
(gegebenenfalls Ersatz-) Relation mit dem Weiblichen, symbolisiert >durch die Erde, die man dabei unmittelbar berührt ?

Sollte man Jin und Jang mit aufzählen? Was war der männliche Part? Hier kann ich nun keine Gedanken liefern. Da könnte was dran sein. Aber als Musterbeispiel für jeden nicht übertragbar.

Gibt es deshalb im Forum so eine hohe Zahl an männlichen >Junggesellen?

Ich sag aber: das Forum passt zu mir, da es mein Ding ist, barfuß zu laufen. Da ich solo bin, hab ich relativ Zeit, mich damit ab und an eingehender zu beschäftigen.

Ist es falsch, dies zuzugeben ?

Sicher nicht.

Und andersrum: ist vielleicht die aggressive, mitunter hysterische >Ablehnung des Barfusslaufens, das fast jeder hier im Forum im Rahmen >von unangenehmen Vorfällen schon mal erlebt hat , nicht vielleicht >Ausdruck der Unfähigkeit zu einem vernünftigen Umgang mit all dem, >was die Erde symbolisiert ? Mit einer vorgeschobenen, >pseudorationalen Begründung wie Hygiene, Fusspilzgefahr, >Zeckengefahr, Verletzungsgefahr, oder gar, es sei "unmännlich" ???

Dies trifft doch heute für egal wem zu. Das Umfeld ist latent dem Konsumterror der Industrie ausgeliefert. Dem Gelabbere unfähiger Politiker und Aufsichtsräte/Manager. Um mich herum zunehmend mehr Personen, die sich mit sich selbst, mit anderen erst recht nicht mehr, gedanklich auseinander setzen können und wollen, ohne vorgegebene Denkensweisen zu benutzen. Fazit: es existiert bei vielen keine eigene Entscheidungsfreudigkeit mehr. Gruppenzwang... Was die Mehrheit macht, ist richtig. Wenn das Barfuß laufen mode wird, wer würde darüber noch Gedanken über das Warum verschwenden?

Und sollte dies für uns Männer zutreffend sein, welches ist dann die >Motivation für die Mädchen ? Ist vielleicht deshalb das >Barfusslaufen für sie selbstverständlicher ?

Was auch schon oft hier im Forum gerätselt wurde.

Gruß,
malo


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