Typisch Schweiz? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Tuesday, 28.10.2003, 16:14 (vor 7643 Tagen) @ Lotsi

"Da fällt mir noch ein: Vergleicht man das Barfußverhalten in Deutschland (Anzahl, Akzeptanz etc) mit dem in unseren europäischen Nachbarländern, dann muss man doch fast sagen: Deutschland ist sozusagen das Australien Europas! (und Österreich ist das Neuseeland Europas). Oder?"

Und wo bleibt die Schweiz in diesem Vergleich? Ist sie das "Neu-Guinea Europas"? Oder die "Antarktis Europas"? Da ich noch nie auf der Südhalbkugel war, kann ich es nicht beurteilen. Als "typisch schweizerisch" bezeichnet man ja den Perfektionismus oder gar den Überperfektionismus. Als Deutscher, der seit fast 15 Jahren in der Schweiz lebt, kann ich jedoch sagen, daß die meisten Schweizer gegenüber unbekannten Leuten zwar ein wenig distanziert, jedoch äußerst tolerant und schon gar nicht oberflächlich sind (letzteres wäre "typisch amerikanisch"). Sogar Polizisten und Zöllner sind in der Schweiz sympathischer als in anderen Ländern. In der Schweiz wurde ich noch nie von Polizisten wegen barfüßigem Radfahren angehalten. Wegen Tragen von kurzen Hosen hatte ich in der Schweiz gerade einmal Ärger, und auch nur deswegen, weil ich von einem "bösen Menschen" verpfiffen wurde (in Deutschland geriet ich in den letzten Jahren häufiger in Fänge der Polizei, weil ich z. B. im August in kurzen Hosen mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war).
In Sachen "Moral" ist die Schweiz also durchaus barfußfreundlich, nicht dagegen in Sachen "Infrastruktur". Zum einen enthält die Schweiz viele Gegenden, die von Natur aus nicht gerade zum Barfußlaufen einladen (Berge, "steinreiche" Uferbereiche). Und dort, wo der Untergrund stimmt, wird er noch mit scharfkantigen Juragestein "unbrauchbar" gemacht (Perfektionismus). Steigungsreiche Straßen besitzen oft einen sehr rauhen Asphalt, damit Autos bei Glatteis bessere Haftung haben. Die Schweiz hat also Prioritäten gesetzt: Dort scheint es wichtiger zu sein, daß Autos unfallfrei fahren als daß schuhlose Fußgänger schmerzfrei vorankommen. Auch ich würde die Prioritäten so setzen, obwohl ich kein Auto besitze.

Mit halb deutschen, halb schweizerischen Grüßen
Michael aus Zofingen


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