Barfussakzeptanz: wie steht es darum bei uns selbst ? (Hobby? Barfuß! 2)

Bernd A, Friday, 28.03.2003, 08:41 (vor 7855 Tagen) @ aquajeans

Ob mich jemand barfuß oder beschuht bedient, ist für meine Akzeptanz zweitrangig. Wenn ein Arzt mich angemessen behandelt, ist es mir wurscht, ob der Schuhe trägt oder nicht, ich wähle einen Politiker nach seinem politischen Programm, nicht nach seiner Kleidung. Einer, der barfuß ist, würde vermutlich eher meiner politischen Richtung entsprechen, aber das ist nicht automatisch so. Wenn ich ein Auto, eine Kamera oder ein Fahrrad kaufen möchte, orientiere ich mich nach dem, was mir das Produkt zu bieten hat und wie es mit dem Preis - Leistungsverhältnis steht, und letztendlich auch, ob der Verkäufer freundlich ist und zu meinen Wünschen brauchbare Stellung nimmt. Einen Labersack, der mir auf Teufel komm raus irgendeinen Schrott andrehen will, würde ich barfuß ebenso im Regen stehen lassen wie im Lackanzug. Im ersten Eindruck, würde ich mich wohl eher an den Barfüßler wenden, als an einen Lackaffen.
Doch egal, was jemand macht oder ist, für mich ist nur entscheidend, welche Ausstrahlung jemand rüberbringt, und das hängt nicht mit barfuß zusammen. Ich hätte nichts gegen einen Lehrer, der meine Kinder barfuß unterrichtet, aber das würde er vermutlich nicht lange tun, weil sich mit Sicherheit einige andere Eltern darüber das Maul zerreißen würden und alles unternehmen, um diesem Kerl das Handwerk zu legen. Unsere Tochter hatte einen Lehrer, der eine sehr tolerante, freundliche und weltoffene Ausstrahlung hatte. Er war zwar nicht barfuß, aber hatte eben sonst eine offene Ausstrahlung. Unsere Tochter (und auch andere Schüler) mochten ihn sehr. Nur bei den meisten Eltern entsprach er eben nicht dem Idealbild eines Lehrers, folglich wurde so lange gestänkert, bis er die Sache satt hatte und sich in Frankreich zum Schuldienst meldete.
Barfuß bei Bewerbungsgesprächen: Ich habe mich vor Jahren mal mitten im Winter barfuß (mit Birkenstocksandalen) bei einem Architekten vorgestellt und die Stelle bekommen. Ich bin auch schon oft in "angemessenem Erscheinungsbild" zu Bewerbungsgesprächen erschienen und habe die betreffende Stelle nicht bekommen. Einem Chef, der klar bei Sinnen ist, kommt es in erster Linie auf die fachliche Qualifikation des Bewerbers an, denn das ist für die Arbeit wichtig und sonst nichts. Natürlich gibt es Berufe, wo es auf das Äußere entscheidend ankommt, weil die meisten Menschen in dieser Beziehung nicht sehr tolerant sind und man um jeden Kunden kämpfen muss. Aber für solch einen Lack-Job würde ich mich ohnehin nur im Notfall bewerben, weil ich das ohnehin nicht lange durchhalten würde.
Mir ist es aber selbst schon öfter passiert, dass mich als Kunde meine Gegenüber barfuß empfingen, z.B. ein Arzt (der aber leider fachlich eine Niete ist) und der Chef eines kleinen Verlages.
Ich glaube, dass da die Akzeptanz bei den meisten Menschen viel größer ist, als wir glauben, solange sie sich als Kunde kompetent beraten fühlen.
Wenn ich meine Diavorträge an der VHS mache, ist es den Leuten egal, ob ich in meiner Freizeit barfuß bin, das ist auf den Dias auch immer wieder zu sehen. Die Leute wollen schöne lebendige Dias sehen und sachliche Information erhalten und das bekommen sie. Viele Zuschauer haben schon mehrere meiner Vorträge besucht, offensichtlich gefällt es ihnen.
In diesem Zusammenhang: Vor einiger Zeit habe ich der VHS einen Kurs zum Thema barfuß laufen angeboten. Das wurde jedoch inzwischen abgelehnt, nicht weil das Thema uninteressant wäre, sondern weil ich keine Ausbildung im Bereich Entspannung habe.
Grundsätzlich wäre Interesse vorhanden, nur wünscht sich die VHS dafür einen Kursleiter, der vielleicht Gymnastiklehrer oder ähnliches ist.
barfüßiger Frühlingsgruß,
Bernd A


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