Bericht vom Treffen in München (Hobby? Barfuß! 2)

Franz (S) @, Stammposter, Sunday, 19.01.2003, 19:06 (vor 7923 Tagen) @ Markus U.

Hi Markus,

heute Mittag hatte ich schon einen Bericht von unserem schönen Treffen in der bayrischen Metropole München vorbereitet. Ich wollte ihn noch fertigstellen, um ihn ins Forum zu setzen. Nun ist das nicht mehr nötig, da Du mir zuvorgekommen bist und Dein Bericht meinem sehr gleicht.

Ich bin gut heimgekommen, aber meine Autoheizung streikte plötzlich.
Es wurde eiskalt, aber das hatte auch seine guten Seiten: ich bin non stop durchgefahren und wurde nicht müde. Dafür bin ich heute früh erst um halb sechs aufgewacht, aber das war mir vollkommen gleich.

Wie ich sehe, haben die Admins unseren "Privat-Thread" aus dem
"Programm" genommen, was ich auch in Ordnung finde.

Hi zusammen,
nach einigen vergeblichen Anläufen kam das schon seit Monaten geplante Treffen zwischen Franz (S) und mir in München gestern endlich zustande. Kurz nach 11.00 Uhr traf Franz bei mir zu Hause ein, um mich abzuholen (da er über mehr als 200 km mit dem Auto angereist war, war das praktischer und sicherer, als einen besonderen Treffpunkt irgendwo in der Stadt auszumachen und sich möglicherweise zu verfehlen). Wir hatten uns von Anfang an so viel Interessantes zu erzählen, daß es etliche Minuten dauerte, ehe wir uns überhaupt auf den Weg in die Stadt machten.

Das stimmt. Zunächst war ich etwas unsicher, was Du denken könnest, sobald Du mich in Lebensgröße zu Gesicht bekommst. Ich war wirklich so angenehm überrascht und wir verstanden uns sofort ganz hervorragend. In der Tat saßen wir weiß ich wie lange im Auto und erzählten und erzählten. Dabei ging die Zeit so schnell vorbei, aber man merkte es überhaupt nicht, da unsere Unterhaltung wirklich sehr interessant und absolut intellektuell war - so ein Niveau, wie ich es bisher wirklich seltenst erleben durfte.

Dann fuhren wir zur Leopoldstraße, wo Franz seinen Wagen in der Nähe der Münchener Freiheit parkte. Wir liefen die Leopoldstraße in südlicher Richtung entlang, durch das Siegestor auf die Ludwigstraße, und weiter an der Universität vorbei über den Odeonsplatz, und nach einer Besichtigung der Theatinerkirche weiter zum Marienplatz.

Das hatte mir sehr gut gefallen, zumal es barfuß ein sehr schönes Gefühl war. Aus alter Gewohnheit beobachtete ich die Leute, welche an uns vorübergingen und zum Teil auch auf unsere Füße schauten. Außer ein paar wenigen Kommentaren wie "ist es nicht zu kühl" kam eigentlich nicht so viel von ihnen herüber, aber es war eine ganz andere Art der Fragen und Blicke, welche ich in meiner Wohngegend vermisse. Ich war wirklich sehr überrascht. Sogar eine kleine Gruppe Jugendlicher hatte keinen dummen Spruch drauf, sondern stellte eben auch die Frage nach dem "kühl sein". Ich meinte ja noch, daß sie es doch auch einmal ausprobieren sollten. Wäre schön, wenn sie es versuchen würden, denn sie wie auch die anderen Leute wissen nicht, was ihnen hierbei entgeht, wenn sie ihre Füße in Schuhen verstecken.

Das Wetter war trocken und die Temperatur lag knapp unter dem Gefrierpunkt. Dennoch empfanden wir die Bodentemperatur als sehr angenehm und für einen Winterspaziergang geradezu ideal. Auch der Weg war sehr angenehm zu gehen: große Steinplatten mit reichlich Splitt, der aus den Tagen des (fast vollstndig verschwundenen) Schnees übriggeblieben war. Unsere trainieten Füße empfanden den Splitt jedoch eher wie eine abwechslungsreiche Massage (er fühlt sich nicht anders an als Feinschotter, auf dem ich sehr gerne gehe).

Stimmt! Als ich daheim angekommen - leicht durchfroren *grins* und dann zur Ruhe gekommen bin, war das ein herrliches Gefühl, welches ich verspürte. Die Füße fühlten sich warm an - ein Zeichen guter Durchblutung und überhaupt: ich fühlte mich hervorragend!

Am Marienplatz suchten wir, da wir inzwischen Kaffeedurst verspürten, ein ziemlich nobles Cafe auf. Daß wir barfuß waren, war überhaupt kein Problem; es gab lediglich ein paar erstaunte Blikke und die freundlich- neugierige Frage der Kellnerin, ob wir nicht kalt hätten. Abgesehen von einem gewissen Zigarettengestank war das Cafe sehr gemütlich, und weil wir uns so viel zu erzähen hatten, verbrachten wir dort mehr Zeit als wir wollten.

Das Café hatte mir auch sehr gut gefallen. Zwischendurch wurde ich ein paar Mal etwas müde, was aber nicht so schlimm war. Geärgert hatte mich die Tatsache, daß ich eine ganze Anzahl Bilder daheim liegengelassen habe, denn ich wollte Dir die Arbeit zeigen, welche mein Kumpel und ich so leisten. Als ich daheim ankam, sah ich sie unter dem Couchtisch - sind wohl heruntergefallen.
Das Bild von dem Beagle (ich meine den Hund, nicht den "Schnapskarren") habe ich gefunden und werde es Dir als jpg zumailen. Vielleicht klappt es aber am Donnerstag - wäre schön!

Danach schlenderten wir noch ein bißchen durch die Innenstadt, besichtigten den Mariendom alias Frauenkirche sowie einige weitere interessante Innenstadt- Kirchen, die es in München in erstaunlicher Fülle und Dichte gibt. In den Kirchen wurden wir überhaupt nicht angesprochen, und auf der Straße gab es auch nur sehr wenige Reaktionen, von denen ich keine als unfreundlich bezeichnen könnte.

Die Kirchen in München hatten es mir wirklich angetan. Die herrlichen Gemälde wie in der Frauenkirche oder die Fresken und und und...
Das hier alles niederzuschreiben würde den Rahmen sprengen!
Faszinierend, welche Arbeit dahintersteckte und die vollendende Formgebungen. Genial!
Auch in den Kirchen beobachtet ich die Leute bzgl. unserer Barfüßigkeit, aber keine Bemerkungen oder sonstige Reaktionen von ihnen.
In Stuttgart gibt es ja auch einige Kirchen, viele romanischen Stils.
Innen aber empfinde ich die Kirchen irgendwie kühl, was ich in München keineswegs so empfunden habe.
Als Ihr in Stuttgart ward, seid Ihr vielleicht auch in die Eberhardskirche gegangen, welche sich in der großen Fußgängerzone "Königstraße" befindet. Ich muß sagen: sie gefällt mir absolut nicht! Anders die Stiftskirche am Marktplatz in Stuttgart.
Ich muß noch eines dazu loswerden: ich bin außer bei meiner Taufe noch nie barfuß in einer Kirche gewesen. Die kühlen Steinböden in den Münchner Kirchen sind aber sehr angenehm zum laufen.

Als es dunkel zu werden begann, suchten wir noch einmal ein Cafe auf. Auch hier gab es kaum Reaktionen; lediglich eine Dame im Pelzmantel nölte im Vorübergehen irgendetwas von einer Fußbodenheizung, die hier wohl eingebaut sein müsse.

Das fand ich spitze. Was hätte diese Dame wohl gesagt, wenn sie uns draußen gesehen hätte (lach)!?
Insgesamt war ich wirklich überrascht darüber, daß vor allem in dem etwas nobleren Café keine negativen Reaktionen herübergekommen waren.
Zum Glück fing das mit dem penetranten Zigarettenrauch im ersten Café erst gegen Ende unseres Aufenthaltes dort an. Schade, daß es dort scheinbar keine Nichtraucherzonen gegeben hatte.

Schließlich kehrten wir zum Wagen zurück; Franz brachte mich wieder nach Hause und dann hieß es leider Abschied nehmen.

Mir tat es auch leid, denn ich hätte noch ewig mit Dir dort sitzen bzw. durch München spazieren können. Als wir noch am Schluß im Auto saßen, konnten wir uns schier nicht trennen. Aber ich weiß, daß wir das irgendwann wiederholen könnten - und das muß nicht mehr lange dauern. Als ich dann abfuhr, fuhr ich zunächst in die falsche Richtung, konnte aber diesen Fehler leicht revidieren.

Mein Fazit: Es hat sich wieder einmal gezeigt, daß die Bedingungen für das Barfußlaufen bei trokkenem Wetter in München nahezu ideal sind (wenig Reaktionen), aber bei unserem Treffen ging es uns nicht nur um das gemeinsame Laufen (wir sind schließlich beide gut trainierte Barfußläufer), sondern auch um den persönlichen Austausch. Hierzu möchte ich nur anmerken, daß wir in vielen Dingen zahlreiche Parallelen und Übereinstimmungen festgestellt haben, und ich hoffe, daß Franz und ich auch in Zukunft noch sehr viel zusammen unternehmen werden. Die Freundschaft mit Franz ist mir überaus wertvoll und somit das Beste, was ich diesem Forum zu verdanken habe.

Dieser letzte Absatz könnte auch von mir geschrieben sein. Ich war wirklich überrascht, daß wir so viele Parallelen zueinander vorweisen können - das habe ich noch nie erlebt!

Resumée meinerseits:
München ist wirklich eine sehr schöne Stadt, in welcher ich durchaus leben könnte. Vor etwa 15-20 Jahren hatte ich es sogar einmal in Erwägung gezogen, dort hinzuziehen, ließ den Gedanken leider wieder fallen. Vielleicht wäre dort so manches anders und vor allem positiver gelaufen als hier.
Die Menschen dort sind tatsächlich viel aufgeschlossener gegenüber Barfüßern.Ich wollte auch schon oft nach München fahren, um dort barfuß zu laufen, aber es reichte nur mal dazu, um im Olympiapark mit meinen Inlinern herumzulaufen - damals mit Schutzausrüstung!
Sicherlich freute ich mich sehr auf das barfüßige Erkunden von München, aber es ging mir vor allem darum, Dich nicht nur virtuell zu kennen, sondern Dich nun auch visuell kennenzulernen. Auf jeden Fall werden wir nun weiterhin schöne Treffen organisieren, in Gruppen und vor allem wir beide alleine. Ich finde, daß man sich alleine besser austauschen kann als wenn andere dabei sind.

Zum Schluß kann ich auch nur bestätigen, daß ich dem Forum und auch allen hier meinen Werdegang zum Ganzjahresbarfüßer zu verdanken habe, aber daß das Forum auch eine wirklich schöne und wertvolle und mit absoluter Sicherheit dauerhafte Freundschaft hervorgebracht hatte, freut mich umso mehr. Einerseits sind die Entfernungen von uns schade, aber gute Freundschaften gehen über Grenzen und das wird auch so sein, wenn ich in Tirol tätig sein werde.

Mit freundlichen Füßen,
Markus U.

Winterliche Barfußgrüße

Franz


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