Liebes Forum,

Nachdem ich erst im Sommer das Barfußlaufen entdeckt hatte außerhalb von Strand und Wohnung habe ich Anfang Oktober einen Bericht geschrieben "Barfuß-Erinnerungen 2002" da ich davon ausging (es wurde ja kühler) daß das Barfußlaufen langsam aufhören würde und ich wollte die Erinnerungen aufschreiben damit ich sie nicht vergesse und andere sich auch über diese positiven Erlebnisse freuen können. Aber die Zeit verging viel zu schnell und ich wollte mich nicht damit abfinden daß meine erste Barfußsaison schon zu Ende sein sollte da es doch so viel Spaß machte. So machte ich regelmäßig weiter mit dem Barfußlaufen. Immer wenn ich nach einem arbeitsreichen Tag barfuß in der Natur spazierenging öffnete sich mir immer wieder aufs neue eine (bisher) verborgene Welt. Die Sinneseindrücke mit baren Füßen sind einem Schuhträger nur schwer zu vermitteln es ist als ob sich ein Tor in eine neue Welt öffnet. Es wurde also immer kälter und ich konnte vom Barfußlaufen nicht lassen. Ist es im Sommer mehr ein Genußfaktor um Abzuschalten und über die freien Füße den Geist zu befreien ("free your feet and your mind will follow") und zu entspannen, so ist es bei kühleren Temperaturen mehr Abhärtung die aber nach einer Eingewöhnungsphase von ca. einer viertel Stunde auch wieder den Genuß am Barfußlaufen erfahren läßt. Diese Phase habe ich in meinem Posting "Winter im Herbst" beschrieben. Nun lief ich regelmäßig alle 2 -3 Tage weiter barfuß von einer halben Stunde am Anfang bei 4-5 Grad bis zu einer dreiviertel Stunde bei -3 Grad. Dank den vielen Tipps von Forumteilnehmern (vielen Dank an dieser Stelle nochmal dafür) und dem Best Of habe ich es heute erstmals überhaupt geschafft barfuß im Schnee zu laufen. Ich las nämlich im "Best of" was Barfußlaufen im Schnee für ein tolles Gefühl sein soll und konnte es nicht mehr abwarten bis ich das auch mal probieren konnte.

Gestern bin ich noch morgens bei 0 Grad meinen frühmorgendlichen Rundgang gelaufen und habe schon etwas Schnee auf einigen Autos gesehen aber auf den Wiesen und Wegen war kein Schnee (ich berichte übrigens aus der nördlichen "Region Hannover"). Gegen Mittag hat es mal leicht geschneit und wieder ist kein Schnee liegengeblieben. Heute Morgen bin ich wieder spazierengegangen bei -1 Grad und es war wieder kein Schnee aber ein eiskalter Wind so daß die "gefühlte Temperatur" mindestens bei -10 Grad lag. So waren die Zehen ganz gut durchgefroren und ich war froh daß ich mich zu Hause wieder aufwärmen konnte. Zu Hause nach dem Frühstück, ich las gerade die Zeitung sagte mir die größere meiner beiden Töchter: "Papa es schneit ja!" . Und der Schnee blieb sogar liegen, viele dicke Schneeflocken kamen herunter und nach ca. einer Stunde war überall eine richtige (dünne) Schneedecke zu sehen. Die Kinder wollten raus in den Schnee und das war natürlich die Gelegenheit für mich: Bin mit meiner leichten Snowboarderjacke aber ohne Mütze und Handschuhe in etwas hochgekrempelter Jeans weils so am besten zu barfuß aussieht (Danke nochmal für den Tipp, Markus U.) mit den beiden raus. Meine beiden Mädchen waren ganz erstaunt daß ich barfuß rauswollte. Hatte übrigens Reserveschuhe dabei da ich im "Best of" las daß es bei ersten Schneeversuchen oft nur wenige Minuten geht. Ich aber war durch mein ständiges Training auch bei kälteren Temperaturen ganz gut abgehärtet und habe die Schuhe auch nicht gebraucht. Wir liefen also los und es ist ein äußerst angenehmes Gefühl im Neuschnee etwa so wie auf kühlem Veloursteppichboden, einfach unbeschreibbar schön ! Obwohl die erste Viertelstunde gewöhnungsbedürftig aber nicht unangenehm ist macht es dann erst richtig Spaß ! Witzig sind auch die Barfußabdrücke im Schnee: Schade daß man nicht sieht wie andere darauf reagieren wenn sie diese außergewöhnlichen "Fußspuren" im Schnee entdecken ! Wir sind auf dem Hinweg schon ein paar Menschen begegnet. Ich grüßte und wurde freundlich zurückgegrüßt aber bemerkt haben es nicht alle daß ich barfuß war und wenn wurde nichts zu gesagt, scheint also ganz normal zu sein barfuß im Schnee umherzuspazieren. Nach ca. einer halben Stunde bemerkte unsere Jüngeste: "Papa, deine Füße sind ja ganz rot!"
Das habe ich so auch noch nicht gesehen: Die Füße wurden durch die stärkere Durchblutung richtig rot! Ich erklärte meiner Tochter daß das mit der stärkeren Durchblutung bei Kälte zusammenhängt. Nach unserem Spaziergang durch ein nahes Biotop näherten wir uns wieder unserem Wohnort und wir mußten an einer Kreuzung anhalten. Beim Stehen werden die Füße ja nun doch etwas kalt uns ich war froh als die Ampel grün wurde und wir weiter konnten. Vorher fuhr ein Fahrzeug über die Kreuzung und verlangsamte plötzlich die Fahrt. Der Fahrer sah zu mir herüber und fuhr wieder etwas schneller weiter. Scheint also doch jemand gemerkt zu haben daß ich barfuß unterwegs bin. Auf dem restlichen Nachhauseweg gab es noch einige Begegnungen aber kein Kommentar sondern nur ein paar registrierende Blicke. Auch hörte ich einmal das Wort "Barfuß" . Insgesamt waren wir so eine Stunde unterwegs und haben unterwegs auch eine kleine Schneeballschlacht gemacht. Es hat viel Spaß gemacht und übertrifft alle barfüßigen Unternehmungen bisher. Im Neuschnee ist es ein sehr angenehmes Gefühl barfuß zu laufen das ich nur jedem empfehlen kann der es mal ausprobieren möchte. Wenn man allerdings nach dem Sommer nicht mehr barfuß draußen war sollte man schauen daß man schnell in die Wärme zurückkann oder sich zur Not warme Schuhe anziehen kann wenn Zehen sich nicht mehr bewegen lassen oder kein Gefühl mehr darin ist (Erfrierungsgefahr).
Zu Hause angekommen wärmten sich die Füße bei Zimmertemperatur schnell auf wurden sogar richtig heiß (habe ich so vorher noch nicht erlebt).
Meine Frau der ich sagte daß ich mir heute einen Traum erfüllt habe nämlich barfuß im Schnee zu laufen wie Reinhold Meßner und Kneipp hatte jedenfalls erstaunt geschaut. Sie konnte es gar nicht richtig fassen.

Barfüßiger Schneegruß
Rainer