!! (Hobby? Barfuß! 2)

Jörg (Hanna), Saturday, 25.08.2001, 13:32 (vor 8496 Tagen) @ georg

Hi georg

Der Kausalität hast zunächst "uneingeschränkt" zugestimmt, um sie kurz darauf zu negieren: Jemand, der selbstbewusst zu seiner kulturell abweichenden Neigung steht, ist an möglichen despektierlichen Urteilen anderer Menschen ihr gegenüber desinteressiert.

Da hast Du mich mißverstanden, zustimmen tue ich Dir bezüglich der derzeitigen "Kulturwidrigkeit" des Barfußlaufens, nicht was unseren Umgang mit der Wirkung auf andere angeht. Das führt wieder zur Kompromißdiskussion, zwischen schwarz und weiß gibt es jede Menge Grautöne.

Habe ich je bezweifelt, dass eine Kultur "Enklaven" zulässt? (Sonst würde es auch keine Witze geben. S. Freuds Witztheorie)

Als solche "Enklaven" sind die von dir erwähnten Freizeit- bzw. Urlaubslokalitäten anzusehen. Dass ihr Besuch unbewusst nicht auch mit der Empfindung eines einstmaligen infantilen Glücks respektive dem Gefühl, Anforderungen des Kulturlebens für kurze Zeit enthoben zu sein, verbunden ist, möchte ich nicht ausschliessen. (Der Genuss des Sich-im-Wasser-Treiben-lassens als "Rückkehr" zu intrauteriner Geborgenheit? Wäre möglich.)

Wäre es nicht wahrscheinlicher, die Anpassung an den kulturgeschichtlichen "Schuhzwang" so zu deuten? Da ich mit Schuhen nicht auffalle, bin ich doch in der Kultur unserer Gesellschaft viel geborgener, als mit nichtkonformistischem Barfußlaufen. An meine Zeit im Uterus kann ich mich nicht mehr zurückerinnern, vermutlich habe ich sie aber barfuß verbracht ;-)

Im übrigen sind wir hier ja bemüht, unsere Kultur (die wir ja nicht nur wie Touristen konsumieren, sondern vielmehr lebending mitgestalten) dahingehend zu verändern, daß es keine Barfuß-Enkalven mehr sondern nur noch Schuh-Enklaven gibt. Schuhe tragen, wo es Sinn macht, nicht wo es kulturhistorisch üblich ist. Diese Entwicklung der Schuhkultur weg von der Schutzbekleidung hin zum allgegenwärtigen Modediktat ist ja noch nicht so alt und somit noch leichter veränderbar.

Nochmal zu Freud: Der Mann ist höchsten noch geschichtlich interessant, aber nicht mehr für die Psychoanalyse. Ich verweise auf mein Posting von neulich.

Serfuß,
Jörg


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