Überwachungs-Verfolgungswahn auch im Freizeitleben (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Booker,
ich fand überhaupt nicht, daß das mit o.t.-Inhalten überladen war, sondern dein Beitrag zeigt eine deprimierende Realität.
Immer stärker mischen sich "Vorgesetzte", seien es Personen oder Institutionen, in Lebensbereiche ein, die außerhalb der Sphäre (eigentlich ist es ja ein Geschäft) [Arbeitsleistung ←→ finanzieller Gegenwert] liegen.
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Ach ja, um wieder halbwegs o.t. zu werden: Der WAHRE Grund für die Beendigung meiner Beamtenlaufbahn war natürlich, dass die Vorgesetzten ständig meckerten, dass BF und Uniform nicht zusammenpassen
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Natürlich ist das so, du kannst in deiner Freizeit, also gänzlich außerhalb des Dienstes, absolut nicht machen, was du willst. Man mag ja vielleicht noch bei einem Polizisten als "vorbildlicher Beamter" die Erwartungshaltung haben, daß in allen "inoffiziellen" Lebenslagen keine gesetzesbrecherischen Handlungen begangen werden, geht aber heute - sehr im Unterschied noch vor ca. 10 Jahren - viel weiter. Einmischung total, bis ins Detail, in den gesamten Way Of Life. Aus neurotischer Sorge ums Image. Das Ansehen der PI oder PD Oberspießerburg könnte "geschädigt" werden, wenn ruchbar wird, daß der eine oder andere Bedienstete locker & 'unzüchtig' BF samstags seinen Supermarkteinkauf tätigte...
Es ist auch die Angst vor schleichendem Autoritätsverlust. Die größeren psychologischen Autoritätspotentiale gehen nun einmal (das ist in der Gehirnsoftware der Menschen so eingeschrieben) von Beschuhten aus. Trotzdem muß jedes Falschparkticket genauso fristgerecht bezahlt werden, selbst wenn die PangVüD* voll BF 'rumflanieren würde!
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JA, da kann ich auch noch eine kleine Geschichte bringen. Wie ja mittlerweile jeder hier wissen müßte, bin ich bei der Polizei. Vor einigen Jahren habe ich mich dann auch im Dienst als bekennder Barfußlaüfer geoutet! Die Medien stürtzen sich auf mich..."ein barfüßiger Polizist" Das ist doch mal eine Story, dachten sich die Medienleute....weit gefehlt! Die Bilder gab es nicht. Man wollte mich barfuß in Uniform sehen und natürlich filmen...no chance!
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Die spinnen sowieso, wollen aller Welt die exakte Realität nahebringen & haben selbst überhaupt keinen Realitätsbezug. Später kommt dann, geschnipselt & sekundengenau auf die vorgegebene Sendezeit komprimiert, oft etwas ganz anderes heraus, als du aufgrund deiner Wahrnehmung, was sie grade an Action, Visagen & Sprechblasen von dir festgehalten haben, vermuten würdest. Im Beitrag sieht man DICH zwar als Figur & hört dich sprechen, in wirklichkeit spricht aber der Chefredakteur darin. Sei´s anhand des ausgewählten "Materials" oder der übergestülpten Kommentator-Rede.
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Aber so ist unsere Welt....es gab dann einen neutralen Bericht im WDR...Immer wenn die Frage in Richtung Beruf ging und klar war, daß ich Polizist bin, kam zu 95 % die Aussage: "Das darf der doch gar nicht!" Also barfuß rumlaufen....als Polizist (auch in der Freizeit) darf man das nicht....meint ein Großteil der Bevölkerung.
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Der Länge dieses Replikenbeitrags wegen läßt sich hierauf schlecht ausführlich eingehen. Ich glaube, zur Ergründung dieses unerfreulichen Phänomens müßte man abklären, aus welchem der beiden Gründe die Öffentlichkeit glaubt: BF auch dienstaußerhalb für Polizeibeamte verboten, weil
* klare Richtlinien von Dienstvorschriften & Vorgesetzten vorgegeben, die auch in die Freizeitsphäre hinein "anzuwenden" sind
oder
* BF gehört sich einfach allgemein "irgendwo" nicht. Vor allem nicht für Autoritätsträger wie z. B. Polizeibeamte.
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wie gesagt - ok (wenn es denn zum Nachdenken angeregt hat...)
Jetzt ist aber genug mit OT....auch ich hoffe, daß es etwas zum Nachdenken anregt....
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Oh ja! Das Schlimme, was bedacht werden sollte, ist folgendes: Was in deinem Fall Behördenvorgesetzte praktiziert haben, wird auch immer mehr in der freien Wirtschaft Brauch: Durchfilzung & Analyse der Verhaltenspatterns von Angestellten auch total außerhalb des Jobs. Es ist hier im Forum schon berichtet worden [Bernd(Frankfurt), damals B.(Wiesbaden), "Corporate Identity", Archiv S. 641; 02.02.2007 18:27 ff, v. a. Bernd(Wiesbaden) 03.02.07 10:22:24 : Bankangestellter wird samstags BF in der Stadt gesichtet. Sofort am Montagmorgen Besprechungstermin beim Chef, der über "Stil des Hauses" vorträgt & abschließt mit "Bitte unterlassen Sie das".
Personalberatungsfirmen gehen längst soweit, ihre Kandidaten für höherrangige industrieelle Führungspositionen noch viel umfassender als via Bewerbungsunterlagen & Präsentationsgespräch (so es überhaupt dazu kommt) zu durchleuchten. Es gibt heute keinen Personaler mehr, der nicht in Google den Namen des Kandidaten eingibt (in der Hoffnung auf irgendwelche Äußerungen im Internet), weil er wissen will, wer & wie der Betreffende eigentlich ist.
Was das mit BF zu tun hat? Zu diesem Thema könnte beim "Vorstellungstermin" folgendes kommen:
Personaler: "Herr NN, meinen auch Sie: Dienst ist Dienst & Schnaps ist Schnaps?"
Bewerber: "Nein**. Ich möchte Beruf & Freizeit zu einem harmonischen Ganzen in meinem Leben integrieren [mich in der Freizeit fortbilden + ähnliches Blabla]..."
Personaler: "Herr NN. Uns wurde bekannt, daß Sie - angeblich - einer Freizeitkultur frönen, die im Rahmen Ihrer anvisierten Position als Gesamtleiter Forschung & Entwicklung ein wenig ungewöhnlich...[druckst vornehm herum, sucht nach Worten] ...unpassend...inkompatibel...geraten könnte...bedenken Sie, daß man Sie in der Öffentlichkeit sieht, wenn Sie z. B. hier am Seeufer Ihr Segelschiff besteigen...im Hemdchen, in der... [Verzögerung] ...Jeans - & dann... [greift nach einer Akte, kramt das Wort aus fernen Erinnerungen hervor, irgendwann schon mal gehört, KOPFSCHÜTTEL]...b-a-r-f-u-ß...Wir müssen das Nivau unseres Hauses rund um die Uhr auf allen Ebenen vorleben. Gerade jetzt, wo wir unsere Effizienz steigern, indem wir 20 000 Stellen abbauen. Kann es sein, daß wir über Sie völlig falsch informiert wurden?"
Bewerber [streift ein nicht vorhandenes Stäubchen von seinem Anzugjackett, sieht kurz nach seinen Schuhen]: "Ja natürlich. Wie kommen Sie darauf? Was wollen Sie damit sagen?"
Das Gesicht des Personalers mutiert zu einer Mischung aus Ärger & Triumph. Er schaltet den Dienst-PC auf seinem Schreibtisch ein & dreht den Screen zum Bewerber. Des Bewerbers MySpace-Seite flammt auf. Kein Lacoste-Hemd, die verschmähte amerikanische Arbeiterhose & unten, an den Füßen...nix! Gar nichts!
Halblaute, ermahnende Worte hallen durch den Raum: "Das ist jetzt vorbei, Herr NN..."
Ist mir in ähnlicher Form bereits passiert. Man hatte sich diskret bei Kollegen telefonisch erkundigt & sich als Journalist ausgegeben, damit sie z. B. über mein Führungsverhalten redeten. Zu welchem Grade meine Outfitgewohnheiten ausschlaggebend waren, den Job nicht zu bekommen, hat man mir natürlich niemals mitgeteilt.
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Frohe Weihnachten
Booker
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Dir auch, & ein gutes 2008, Jay (gerne erinnere ich mich noch an deine wertvollen Berichte über die fragwürdigen "[Fuß-]gesundheitstage" in Hamm)
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*) Behördenkürzel für Politesse (Polizeiangestellte für den Verkehrsüberwachungsdienst).
**) Von "Ja" ist abzuraten. Die Gründe gehören allerdings in einen Off-Topic-Forumsbereich.