Mal eine Frage an die "Ganzjahresläufer" (Hobby? Barfuß! 2)

Maddin_BN @, Saturday, 20.10.2007, 09:04 (vor 6245 Tagen) @ Jens aus HH

Nachdem ich zwecks meines 30. Geburtstags (Beileidsbekundungen werden gerne entgegen genommen) bei meinen Eltern war (ich hatte erst noch die Schuhe mitgenommen, aber auf der Hinfahrt war es sehr warm und ich dachte mir - du willst dich nicht verstecken) und die Kannonade meiner Mutter "Bist du verrückt?!? Aber ab morgen trägst du wieder Schuhe!" mit einem lapidaren "Nö" abgetan habe und dann erfolgreich das Thema in andere Bahnen lenken konnte, fuhr ich nachts wieder nach Hause.

Erst mal herzliches Beileid... ;-)
Aber weniger zu Deinem 30. (man ist schließlich so jung, wie man sich fühlt), sondern vielmehr wegen der Kanonade Deiner Mutter. Prima, dass Du standhaft geblieben bist!

In Farmsen war es dann so weit - das ist etwa nach der Hälfte der Strecke. Meine Füße schmerzten und die Kälte war unangenehm. Den Stock, den ich mit meinen Zehen kurz gestreift hatte, konnte ich nach 10 Minuten noch spüren. Die Füße fingen an, rot anzulaufen. Erst wurde ich etwas getrieben durch den jugendlichen Ehrgeiz, "HA! Meinen Eltern zeige ich es!" bis die Vernunft sagte: "Hör mal, du tust das, weil es dir gut tut, nicht um Leute zu beeindrucken. Und wenn es nicht mehr gut tut, dann tust du es nicht. Du bist jetzt eine halbe Stunde durch die Gegend gefahren bei 7°C Lufttemperatur. 7°C + Fahrtwind bedeutet weniger als 6°C, was alle im Forum als 'kritische Grenze' bezeichnet haben und gesagt haben, möglichst nicht länger als eine halbe Stunde. Über die bist du drüber."
Also stieg ich seufzend ab, holte die Schuhe raus, zog sie an und fuhr nach Hause.

Barfußlaufen heißt nicht Barfußlaufen um jeden Preis. Wenn die Füße schmerzen, solltest Du in der Tat vorübergehend Schuhe anziehen. Zudem sorgt ja auch der Fahrtwind für Abkühlung, wie Du richtig festgestellt hast. Und: Meiner Ansicht nach bist Du zwar beim Fahrradfahren grundsätzlich in Bewegung, und wenn Du warm genug eingepackt bist, sollte das auf kurzen Strecken kein Problem sein. Die Füße dürften aber nicht in der Art in Bewegung sein, wie dies beim Laufen der Fall ist: Die Fußarbeit beim Laufen dürfte einfach eine andere sein, als wenn ich die Arbeit meiner Füße auf das Treten in die Pedale beschränke. Dies dürfte zu einer weiteren Abkühlung der Füße führen. (Vermute ich mal, da ich schon lange kein Fahrrad mehr gefahren bin - dafür sind die Strecken, die ich zurücklegen muss, einfach zu weit.)

Daher würde ich bei niedrigeren Temperaturen nicht unbedingt barfuß Fahrrad fahren. Ich würde aber dennoch auf jeden Fall weiter barfuß laufen! Wie gesagt, beim Barfußlaufen ist die Bewegung und die Arbeit der Füße eine ganz andere. Ich habe sogar die Erfahrung gemacht (ich habe im letzten Winter mit dem Barfußlaufen angefangen), dass ich noch nie so warme Füße hatte wie beim Barfußlaufen bei niedrigen Temperaturen. Kneipp lässt grüßen... :-)

Frage: wie weit oder wie gut lässt sich da eine "Abhärtung" antrainieren? Schafft ihr das auch bei Schnee und Eis? Wenn ja, wie lange habt ihr gebraucht? Was macht ihr genau?

Eine "Abhärtung" lässt sich durchaus antrainieren. Wie bereits oben gesagt, habe ich im letzten Winter mit dem Barfußlaufen angefangen, und ich hatte nie vorher so warme Füße. Wichtig ist dabei, dass Du in Bewegung bleibst, sonst bekommst Du irgendwann doch kalte Füße.

Die Kombination von Nässe und Kälte kann irgendwann unangenehm werden. Bei mir ist das der Fall, wenn es bei Kälte so stark regnet, dass nicht nur die Füße, sondern auch die Klamotten nass werden. Das liegt dann aber nicht am Barfußlaufen, sondern eben an den nassen Klamotten, die für eine weitere Abkühlung des Körpers sorgen. Denn neben der Bewegung wesentlich ist, dass Du ansonsten warm eingepackt bist. Dann kannst Du auch Schnee und (anfangs zumindest über kürzere Zeit) leichten Frost überstehen. War zumindest bei mir so.

Dennoch solltest Du aufpassen, dass Du Dir keine Erfrierungen holst. Dass ich mir als damals Untrainierter keine geholt habe, lag wohl am insgesamt eher milden Bonner Winter, in dem die Temperaturen erst abends unter Null gesunken sind. Daher, so denke ich, solltest Du auf jeden Fall erst einmal vorsichtig sein und Deine Füße an niedrigere Temperaturen gewöhnen, so lange die Temperatur noch über Null liegt. Also: Lauf weiter barfuß, auch wenn Deine Mutter Dich für verrückt erklärt. Wenn Sie unter Null sinken, dehne die Barfußläufe nicht ewig aus, sondern beschränke sie für's erste auf ein paar Minuten. Allerspätestens wenn Deine Füße schmerzen oder Du die Zehen nicht mehr spürst, ganz schnell ab ins Warme! (Vielleicht kannst Du ja bei Temperaturen unter Null im Garten trainieren?) Mit dem Training wirst Du Deine Füße auch an tiefere Temperaturen gewöhnen.

Wie lange das dauert, dürfte von Person zu Person unterschiedlich sein. Bei mir ging das eigentlich recht flott, aber da hat der bereits erwähnte milde Bonner Winter sicher geholfen. Trainiere daher nicht um jeden Preis und mit falschem Ehrgeiz, sondern achte darauf, was Dir noch gut tut. Die Steigerung kommt dann von ganz alleine.

Alles Gute,
Jens (der aus HH)

Schöne Grüße aus Bonn,
Maddin


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