Mal eine Frage an die "Ganzjahresläufer" (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Thursday, 18.10.2007, 13:54 (vor 6182 Tagen) @ Jens aus HH

Hallo Jens

Nachdem ich zwecks meines 30. Geburtstags (Beileidsbekundungen werden gerne entgegen genommen) ...

Herzliches Beileid. :-) Wofür eigentlich? Ich habe diesen Geburtstag schon vor elf Jahren feiern müssen, aber bin wohl trotzdem noch nicht völlig vergreist.

... bei meinen Eltern war (ich hatte erst noch die Schuhe mitgenommen, aber auf der Hinfahrt war es sehr warm und ich dachte mir - du willst dich nicht verstecken) und die Kannonade meiner Mutter "Bist du verrückt?!? Aber ab morgen trägst du wieder Schuhe!" mit einem lapidaren "Nö" abgetan habe und dann erfolgreich das Thema in andere Bahnen lenken konnte, fuhr ich nachts wieder nach Hause.

Eltern, insbesondere Mütter, sind oft der härteste Brocken, wenn es darum geht Akzeptanz für die eigene Barfüßigkeit zu erhalten. Immerhin sind die Eltern, meist besonders die Mütter, schließlich für die Erziehung zuständig gewesen. Sie haben dann oft das Gefühl einen Fehler gemacht zu haben, wenn sich ihr Kind zu einem Menschen entwickelt, der sich vom "Normalfall" unterscheidet. Dann kommt noch oft die sorge dazu, was wohl die "Leute" denken könnten. Sie könnten ja meinen, dass etwas in der Erziehung schief gelaufen ist. Das wollen Eltern natürlich nicht.
Auch meiner Mutter ist es eher peinlich, dass ich stets barfuß herumlaufe, aber sie hat sich damit abgefunden und meint dann ich wäre alt genug, um zu wissen was ich tue.

Während es auf der Hinfahrt wie gesagt herrlich warm war, war es nun kühl. So 7°C kühl. Meine Eltern leben in Ahrensburg und ich wohne in Barmbek - mit dem Fahrrad in einer Stunde und 15 zu schaffen. Ahrensburg in dem Teil, in dem meine Eltern leben und in dem Teil, den ich für die Heimfahrt brauche, ist aber Sander- und landwirtschaftliches Gebiet, eher auf die Felder hinaus - was bedeutet, dass es da wenig gibt, was die Wärme hält. Dementsprechend war es recht kalt, als ich losfuhr.
In Farmsen war es dann so weit - das ist etwa nach der Hälfte der Strecke. Meine Füße schmerzten und die Kälte war unangenehm. Den Stock, den ich mit meinen Zehen kurz gestreift hatte, konnte ich nach 10 Minuten noch spüren. Die Füße fingen an, rot anzulaufen. Erst wurde ich etwas getrieben durch den jugendlichen Ehrgeiz, "HA! Meinen Eltern zeige ich es!" bis die Vernunft sagte: "Hör mal, du tust das, weil es dir gut tut, nicht um Leute zu beeindrucken. Und wenn es nicht mehr gut tut, dann tust du es nicht. Du bist jetzt eine halbe Stunde durch die Gegend gefahren bei 7°C Lufttemperatur. 7°C + Fahrtwind bedeutet weniger als 6°C, was alle im Forum als 'kritische Grenze' bezeichnet haben und gesagt haben, möglichst nicht länger als eine halbe Stunde. Über die bist du drüber."
Also stieg ich seufzend ab, holte die Schuhe raus, zog sie an und fuhr nach Hause.
Frage: wie weit oder wie gut lässt sich da eine "Abhärtung" antrainieren? Schafft ihr das auch bei Schnee und Eis? Wenn ja, wie lange habt ihr gebraucht? Was macht ihr genau?

Eine kritische Grenze kann es schon deshalb nicht geben, weil sie von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Außerdem ist die Temperatur nicht allein ausschlaggebend. Wichtig ist die Feuchtigkeit. Bleiben die Füße trocken, kann man deutlich niedrigere Temperaturen aushalten, als mit feuchten / nassen Füßen. Ich bin schon 1½ Stunden barfuß auf einem zugefrorenen Gewässer herumgelaufen ohne Probleme zu bekommen. Nur auf den verschneiten Inseln, die ich auf diesem Spaziergang erreicht hatte, konnte ich nicht lange verweilen, weil meine Füße durch den Schnee nass und unangenehm kalt wurden. Auf dem trockenen Eis ging es dann wieder.
Man kann das antrainieren und sollte das auch tun, denn es ist ein wirklicher Genuss, der einem sonst entgeht. Ohne Barfußtraining wird es jetzt zu kalt werden, mit diesem Training hält man noch eine ganze weile durch, viele sogar den ganzen Winter. Niemand wird aber dazu gezwungen. Ganzjahresbarfüßer genießen ihr Leben, denn sonst könnten ja auch sie Schuhe anziehen. Die Tatsache, dass es sie gibt, beweist daher schon, dass es schön sein muss so leben zu können.
Die einfachste Form des Trainings ist: Einfach immer barfuß laufen und im Herbst nicht damit aufhören. Dann schaffst du das auch.

Auch dir alles Gute und viele Grüße

Ulrich


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