Verkehrsmittel-Ästhetik für Barfüßer (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Leo
Mit deiner Empfehlung zur Benutzung treppiger Verkehrsmittel hast du natürlich völlig recht, da nur so die Ästhetik der Barfüßigkeit zur rechten Geltung kommt. Leider hast du dabei aber übersehen, dass in hochflurigen Bussen und Straßenbahnen zwar ein paar wenige Stufen vorhanden sind, diese Verkehrsmittel aber in aller Regel ebenerdig erreichbar sind. U- und S-Bahn sind dagegen fast immer über längere Treppen zu erreichen, an die noch nicht einmal die Treppen von Doppeldeckerbussen heranreichen.
Selbstverständlich ist bei barfüßiger Benutzung von U- oder S-Bahnen streng darauf zu achten, dass man auf Rolltreppen oder gar Aufzüge verzichtet, da hier dem Passanten keine Möglichkeit gegeben wird die Natürlichkeit geschwärzter Fußsohlen zu bewundern. Eine Ausnahme wäre allenfalls in gläserenen Aufzügen denkbar, wenn man als Barfüßer darauf achtet, mindestens eine Füßsohle so gegen die Scheibe zu drücken, dass sie von außen sichtbar wird. Das gleichzeitige Halten beider Füße gegen die Scheibe ist allerdings problematisch und muss daher nicht unbedingt angewendet werden.
Natürlich sollte man bei der Wahl des Fahrwegs in größeren U- und S-Bahnnetzen auch darauf achten, dass man möglichst oft Treppen hinaufsteigt und nicht womöglich hinab, da beim Hinaufsteigen eine deutlich bessere Sicht für nachfolgende Personen auf die Fußsohlen gegeben ist. Wenn du also wiedermal nach Berlin kommst, solltest du unbedingt darauf achten, dass du den Hauptbahnhof im Tunnel erreichst, damit du reichlich Treppen nach oben steigen kannst. Mit der S-Bahn fährst du dann am besten bis Warschauer Straße, weil sie nur dort unterhalb des Straßenniveaus liegt, so dass auch dort wieder Treppen nach oben, auch zur U1, führen. Falls du z. B. zur U2 möchtest empfehle ich mit der S-Bahn auf der Stadtbahnstrecke bis Ostkreuz zu fahren, dort nach oben zur Ringbahn umzusteigen und mit dieser bis Schönhauser Allee zu fahren, dem einzigen Umsteigebahnhof, wo die S-Bahn zwei Etagen unter der U-Bahn liegt.
Das Tarifsystem nimmt allerdings leider keine Rücksicht auf solch vorbildliches Verhalten, da Einzelfahrscheine nicht für Rundfahrten benutzt werden dürfen.
Natürlich sollte der gewissenhafte Barfüßer vor dem Besteigen einer Treppe zu Zeiten geringen Andrangs darauf achten, dass eine angemessene Menge von Personen hinter ihm die Treppe ebenfalls besteigen möchte. Notfalls wäre eine zumutbare Zeit abzuwarten, bis genügend Personen vorhanden sind.
Nur falls ein Hinabsteigen unvermeidlich ist, könnte man ausnahmsweise auch die Benutzung von Rolltreppen akzeptieren.
Das Paradies für den um optimale und stimmige Verkehrsmittel-Ästhetik bemühten Barfüßer in Deutschland ist aber Berlin mit seinen vielen langtreppigen Bussen! Hier lässt sich die absolut perfekt stimmige Barfuß-Positionierung in vollkommener Ästhetik erreichen, indem man sich seitlich auf den Gangplatz oben an der vorderen Treppe setzt und die nackten Füße noch lässig so in den Treppenraum schiebt, das jeder beim Heraufkommen, den absoluten Superblick von unten auf die Fußsohlen genießen kann!
Das Problem dabei ist allerdings, dass dieser optimale Sitzplatz frei sein muss und außerdem, dass die Fahrgäste auch nach oben gehen, was leider nicht immer der Fall ist. Die meisten Fahrgäste, die nur kurze Strecken zurücklegen wollen, meiden die Treppen, wodurch das Oberdeck oft nicht so gut genutzt wird, wie das Unterdeck.
Ulrich, trotz des überwältigen Angebots an für Barfüßer ästhetisch korrekten Verkehrsmitteln benutzt Du gerne die U-Bahn (und hast sogar noch ein Buch in unästhetischer Rechtschreibung darüber verfasst)!
Für meine mangelnde Phantasie zur Gestaltung eigener Rechtschreibregeln möchte ich mich hiermit offiziell entschuldigen! Was meine Verkehrsmittelwahl betrifft, ist es allerdings sogar noch viel schlimmer, da ich zumeist mein Auto bevorzuge. Ich sollte mich wirklich bessern und nehme daher deine Vorschläge dankbar zur Kenntnis.
Mit Deinem unakzeptablen Verkehrsmittel-Outfit schädigst Du nach meiner maßgeblichen Meinung als selbsternanntem Verkehrsmittel-Ästhetik-Experten das Ansehen aller Barfüßer in der Öffentlichkeit! Ich appelliere daher dringend an Dich und alle kleineren, mir namentlich nicht bekannten Sünder, diese schädlichen Benutzungen von absoluten Nogo-Verkehrsmitteln in Zukunft zu unterlassen.
In diesem Zusammenhang muss ich aber darauf bestehen, dass du deinen Irrtum bezüglich der Ablehnung von U- und S-Bahnen noch einmal überprüfst. Sicher sind auch im Münchner Schnellbahnnetz genügend Treppenanlagen vorhanden, so dass man diese Verkehrsmittel als gewissenhafter Barfüßer benutzen kann.
Mit ebenso ästhetisch-missionarischen wie dankbaren Grüßen
Ulrich