Wenn Mütter von Barfußsöhnen alt werden... (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Wednesday, 11.07.2007, 19:23 (vor 6346 Tagen) @ Jay

Hallo Descalzar und Jay

Meine Mutter: "Das ist mein ältester Sohn. Guckt mal, er läuft barfuß. Das macht der immer. Bei Wind und Wetter"

Zu dieser Mutter kann man Descalzar wirklich nur gratulieren. Meine hat sich zwar auch mit meiner Barfüßigkeit abgefunden, da ihr auch nichts anderes übrig bleibt, aber darauf aufmerksam machen, würde sie wohl nie. Schließlich ist es ihr nach wie vor peinlich, dass ich barfuß herumlaufe. Sie fürchtet, die Leute könnten denken, dass ich mir keine Schuhe leisten könnte, obwohl auch ich ein Auto vor der Tür zu stehen habe. Dass es sich dabei nicht um ein Luxusauto, sondern um einen VW-Golf handelt, spielt meiner Ansicht nach keine Rolle. Teurer als ein Paar Schuhe ist auch ein Golf, und das wissen die Leute. Selbst mit einem Luxusauto hätte meine Mutter vermutlich diese Sorge.

Huh. Wow. Das hätte sich bei meiner 'Alten' aber noch vor etwas mehr als 10 Jahren ganz anders angehört. Etwa so:
"Ich schäme mich fast für meinen Sohn. Er hat so etwas wie einen Barfuß-Tick, ich find´s in Gesellschaft schrecklich & hab´s mit ihm im Guten wie im Schlechten versucht, daß er das bleiben läßt. Aber ich kann´s nicht ändern - er ist hoffnungslos...ich kann ihm ja nicht mit Gewalt Schuhe anziehen...ich möchte mich für ihn entschuldigen..." [etc. etc. in diesem Sinne]

Tja, Jay, da sind unsere Mütter wohl nicht so sehr unähnlich. :-)

Darauf eine der älteren Damen: "Laß ihn doch. Wenn's ihm Spaß macht... Das härtet ab"
Ich entgegnete: "Genau so ist es. War die letzten Jahre nicht mehr erkältet".
Mit den Worten: "Das ist ja schön" zogen sie von dannen.

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So ist wiederum weitaus eher meine Verwandtschaft 'drauf [gewesen, viele sind nicht mehr am Leben], & das, obwohl sie mütterlicherseits meist im rückständigen, erzkonservativen Bayern sitzt.

Meine übrige Familie hat dagegen keine Probleme mit meiner Barfüßigkeit, aber die waren ja auch nicht für meine Erziehung zuständig. Ich glaube daher: Mütter haben da manchmal das Gefühl etwas falsch gemacht zu haben.

Tatsächlich hat heute meine Mam' (sie ist allerdings schwach & krank & leidet ziemlich) kein Problem mehr damit, sich mit mir BF in der Öffentlichkeit zu zeigen, selbst im Gottesdienst in der Kirche. Spricht sie tatsächlich wer auf mich an, sagt sie: "Ja mei, nicht zu ändern... Aber ich darf Ihnen versichern: Er ist ein ganz ein lieber, hilfsbereiter Sohn."

Noch mehr Parallelen zwischen unseren Müttern. Meine lässt sich durchaus auch in der Öffentlichkeit mit mir sehen, aber das geschieht auch nur noch sehr selten, da sie krankheitsbedingt außer zum Arzt das Haus nicht mehr verlässt. Allenfalls in den Garten gleich hinterm Haus kommt sie noch, wenn sie jemand begleitet. Da könnte sie dann noch Nachbarn begegnen, aber das sind ja keine fremden Leute. Es ist also nicht so richtig öffentlich.

Ulrich


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