Das größte Paradoxon an der Sache... (Hobby? Barfuß! 2)
Hi zusammen,
eigentlich sollte man meinen, daß meine Kommilitonen sich längst daran gewöhnt haben sollten, daß ich zumeist barfuß und stets sokkenlos (meine "Maximalbeschuhung" sind Sandalen im Winter) in der Uni bin, aber hin und wieder erregt es offensichtlich doch noch bisweilen Verwunderung. Zur Zeit sind die Temperaturen in München sehr gemäßigt, und es regnet zeitweise.
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Hi Markus,
ich würde das, was 'draußen abgeht, nicht gemäßigt, sondern ekelhaft nennen (der letzte Oktober/Anfang November machte weit mehr Spaß) & empfehle jedem, der irgendwelche Hoffnungen hegt, schöne & insbesondere sonnig-warme BFige Erlebnisse in diesem Sommer zu tätigen, diese in Deutschland nunmehr mit 87,5% Wahrscheinlichkeit zu begraben. Außer ein paar sonigeren & wärmeren Einzeltagen wird nichts sein. Soweit meine Barfußwettervorhersage bis Ende August; wg. Fehlens eines off-topic-Ausweichforumsbereiches erspare ich mir die Begründung. Im Versuch, es philosophisch auf den Punkt zu bringen, würde ich sagen: In diesem Sommer ist Outdoor-BF weitaus mehr Gewohnheits- als Genußsache [zumindest für mich, grad' beantwortete ich an der Tankstelle wieder die berühmte Frage "Ist Ihnen nicht kalt?" mit einem ganz kurz knapp-bündigen "Nein." (obwohl ich bei 11° absolut kein vor Happiness überschäumender Barfüßer bin), stieg ein & fuhr davon]. Punkt.
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Trotzdem erschien ich mit Jeans, T- Shirt, ohne Jakke und selbstverständlich barfuß. Da meinte ein serbischer Kommilitone, nachdem ich zunächst die obligatorische Frage, ob ich nicht kalt hätte, verneint hatte: "Nein, Du bist gewiß kein Deutscher!"
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Dies ist politisch ein Paradoxon. BF in der Öffentlichkeit erregt in südosteuropäischen Ländern weitaus mehr Verwunderung als hier; besonders stark wird es offenbar mit Armut assoziiert, scheint aus Gründen des "optischen Sozialprestiges" verpönt zu sein & man übt sich deshalb in Polen, Ex-UdSSR, Ex-Jugoslawien & Co sowie der Türkei in Barfuß-Enthaltsamkeit. Wenn hier jemand aus Osteuropa eine Zeitlang gelebt hat, müßte er eigentlich gesehen haben, daß die statistische Wahrscheinlichkeit, einer BFigen Person zu begegnen, insbesondere sommers viel größer ist als in seiner Heimat. Hätte ich gewußt, daß der fragende Gegenüber aus diesem Teil der Welt stammt, wäre meine Überraschung über die Annahme, KEIN Deutscher zu sein, genau aufgrund dieser Pyschodimension sehr groß gewesen. Zwar kenne ich nicht viel von der Welt [USA nur der Südwesten, Taiwan, Philippinen, Tokyo, irgendeine Vorstadt von Moskau sowie Zürich & das war´s auch schon], aber aufgrund der mir vorliegenden Infos & Indizien glaube ich: Wer in D lebt, lebt in einem äußerst BF-toleranten Fast-Paradies. Gestern sprach ich beim Lunch mit einem Industriekunden darüber, wo man überhaupt hinsoll, wenn man hier z. B. aufgrund untragbar hoher Lebenshaltungskosten (sie kommen im Unterschied zu früher nicht mehr den Armen, Alten, Schwachen & Kranken zugute) emigrieren muß.
Kurz: Es gibt verdammt wenig, wo man - Fortsetzung der "westlichen Lebensart", am besten subtropisches Klima für Ganzjahres-BF und gleiche/noch bessere Nonchalance der allgemeinen dortigen Öffentlichkeit in Bezug auf BF erwartend - als am liebsten nur noch BF Lebender überhaupt hin kann! Ich wollte hierüber auch schon posten, aber das verschiebt sich wohl auf weithin oder es macht zwischenzeitlich wer anders.
Vielleicht schwang aber in dem "Nein, du bist gewiß kein Deutscher!" auch die allgemeine Wahrnehmung vieler Deutscher als Spießer mit. Laufen Spießer barfuß? Wohl nur auf Befehl, wenn in der orthopädischen Klinik ihre Pranken zwecks Begutachtung zu entpacken sind. Oder weil man eben in Kneipp-Wassertretanlagen BF zu laufen hat. Weiß der Teufel, wie sie Lorenz' BF-Parks interpretieren. Wahrscheinlich völlig falsch & ganz anders als das, was sich Lorenz gedacht hat, wie ich inzwischen weiß.
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Darauf fragte ich ihn, wie er zu dieser Ansicht komme. Er erwiderte: "Barfuß und ohne Jakke bei der Kälte, das hält kein Deutscher aus!" Nun war ich neugierig und wollte wissen, für welch einen Landsmann er mich statt dessen halte. Antwort: "Weiß nicht, aber vielleicht ein Kelte... oder ein Wikinger oder so..."
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Be proud of! Das waren harte, rauhe & kluge Völker, die wohl einst genau gefragt haben: Was bringen mir/uns Schuhe ?
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Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.
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Ebenfalls BFige Grüße, aber von irgendwas Sommerlichem stammen sie garantiert nicht. Derzeit beruflich bis aufs äußerste gefordert, gerne hier lesend, momentan weggetreten & auf Schreiben 0 Bock, Jay