Platz 1 für deutsche Lyrik zum Thema BF - unerreicht (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Stammposter, Friday, 18.05.2007, 18:17 (vor 6401 Tagen) @ Engel

Hi Engel,
nun, was soll ich sagen - mich verbal vor Begeisterung zu überschlagen, macht schon gar keinen Sinn mehr, weil mir wirklich sinnvolle Worte jetzt grad' fehlen. DAS hätte ich jedenfalls nicht gekonnt.

Unitär ist die Sache auf jeden Fall. Zum einen ist sie stilistisch unnahbar (oberflächlich fühlt man sich zunächst "pseudomäßig" entfernt an Wilhelm Busch erinnert, ein Eindruck, der sich kurze Zeit später wieder zerstreut, auch könnte das Gereimte in "Der rosarote Panther" eine prägende Rolle gespielt haben (du hattest glaube ich bereits hierüber berichtet), was sich aber ebenfalls nicht wiederfindet.

Soweit ich das unsicher beurteilen kann (bin natürlich kein Lyrikexperte, aber mein Vater hatte neben dem Dr. in Philosophie auch Germanistik & Amerikanistik studiert & hatte bei Tischgesprächen auch immer wieder mal das eine oder andere Gereimte von Walther von der Vogelweide bis Heinz Erhardt erwähnt) ist das hier künstlerisch wohl autonom, so wie große Komponisten plötzlich eigenständige Musik schrieben.

Immens viel Tiefsinniges steckt darin, worauf ich hier extremer Länge wegen gar nicht eingehen kann. Vielleicht ist ein Vorabresumee´ dergestalt möglich, daß sich sagen läßt (siehe auch "Die spinnen, die Menschen" [geschrieben von dir]):
Obwohl die Menschen heute ein immenses Gesundheits- & Wellnessbewußtsein haben & bei jedem µg Arsen, das eines ihrer Organe belastet, durchdrehen, wird bei den Füßen eine eigenartige Ausnahme gemacht. Bei diesem Organ werden "Zivilisations"krankheiten [wohlgemerkt Schäden, die durch Schuhe verabreicht wurden] geduldet wie sonst nirgendswo, eine unscharfe Parallele bildet allenfalls noch die Toleranz gegenüber Nikotin- & Alkoholschäden. Gleichzeitig wird ein Hack Mac um die Feature "Diesen Körperteil darf man nicht sehen!!!" gemacht, daß es bloß so kracht - diese Neurose speziell bei den gegenwärtigen Stil- & Etiketteayatollahs erinnert schon geradezu an Keuschheitsgürtel im Mittelalter.

Meinem Eindruck nach enthält das Gedicht noch eine Message: Auch bei dir ist BF wahrscheinlich seit frühester Kindheit sozusagen in der Persönlichkeit verankert. Zwar brauche ich meine persönliche BF-Biografie hier gar nicht mehr 'reinzusetzen, weil man sie auch so recht mühelos zusammensetzen kann, aber auch ich habe in der Frühkindheit (wahrscheinlich bereits mit 1 Jahr) sehr schwere Negativ-Psychotraumata mit Schuhen in Erinnerung. Mich störte damals schon vor allem der extreme FREIHEITSBERAUBUNGseffekt durch Schuhe, weil ich alle Körperteile frei bewegen konnte, nur die Zehen nicht. Ich wollte vor allem mit ihnen das für die gesunde Kinderfußentwicklung immens wichtige Greifen (Schwenk der Zehen zur Fußsohle, ähnlich wie wenn man mit den Händen eine Faust macht) ausführen & konnte nicht. Dies ist unter meinen Negativ-Kindheitserinnerungen die älteste & schwerwiegendste.

Meinen Dank & meine Anerkennung für diesen meines Erachtens großartigen Beitrag. Er wird wie die vorherige Lyrik (es waren glaube ich bereits 2 Gedichte) in die HBF-Geschichte eingehen.
In freudiger Erwartung der Goldenen Barfußcard (laß dir Zeit damit, Gut Ding will Weile haben, steiger' das Ding in seiner bombastischen Wirkung am besten ins Irrsinnige),

mit noch relativ sauberem, aber bald schmutzigem Fuße (muß noch zum Einkaufen fahren)
Gott & einem seiner Engel zum Gruße
Jay


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