Gedanken eines Fußes (Hobby? Barfuß! 2)
Im Traum hat mir ein Fuß erzählt,
was ihn in seinem Leben quält.
Kaum ist er auf die Welt gekommen,
wird er auch schon hart ran genommen.
Es drückt ihn zwar der Schuh noch nicht,
doch kommen andre Plagen schon in Sicht.
Er wird geknufft, geknetet und besabbert,
oftmals auch gern angeknabbert.
Er wünscht er könnt sich nun verstecken,
damit die Leut in nicht mehr necken.
Da naht die Frau die ihn gebar,
mit nem Strampler, wunderbar.
Jetzt endlich vor der Welt verborgen,
ist los der Fuß all seine Sorgen.
Doch merkt er bald das ohne Licht und Luft
sein neues Heim doch gleicht ner Gruft.
Er kommt zwar öfters raus ans Licht,
denn sein Körper ist nicht dicht,
sobald das Kind jedoch gereinigt,
wird der Fuß erneut gepeinigt.
Zurück ins Dunkel er wird gezwungen
und muss es dulden, notgedrungen.
Doch ist’s der Pein noch nicht genug,
der Strampler war nur Lug und Trug.
Nun folgen Schuhe Schlag auf Schlag,
die zu tragen sind an jedem Tag.
Er muss nicht laufen, braucht nur sitzen,
trotzdem muss er nun häufig schwitzen.
Zwar wird gewechselt von Zeit zu Zeit,
doch steht für jedes Wetter n Paar bereit.
Da gibt’s z. B. Sandaletten,
wenn die so was um den Hals nur hätten.
Die Aussicht man hier nicht vermisst,
doch geknebelt wie beim Bondage Du drin bist.
Oder nimm die weichen, die aus wildem Leder,
so nen Schuh hätt wohl gern jeder.
Doch wurd er Nass und wird dann trocken,
hart wie Stein ist dann der Brocken.
Dann gibt’s da noch den Schuh zum Sport,
der Heut getragen wird an jedem Ort.
Beschützen sollte er den armen Fuß,
nach hinten los ging dieser Schuß.
Das Gewölbe senkt es nun hernieder,
allmählich spreizen sich die Zehen-Glieder.
Im feucht-warmen tut der Fuß bald stinken,
der Pilz zwingt dann auch noch zum hinken.
Jetzt wird es ihm dann doch zu viel,
was ist das nur für’n übles Spiel,
er tut nicht rennen und nicht joggen,
muss trotzdem in dem Schuh hier hocken.
Doch ist es hier noch nicht zu Ende,
die Mutter klatscht vor Freud in’d Hände.
Der Kleine nun das Laufen lernte,
bei Deichmann war auch groß die Ernte,
jetzt ist das Kind erst richtig süß,
Gummistiefel trägt’s an den Füß.
Wer hier drin Stunden ist gelaufen,
der dachte wohl er müsst ersaufen.
Doch schlimmer sollte es noch kommen,
denn der Geruch hier drin macht ein’n benommen.
Jedoch aus irgendeinem Grunde,
trägt er die Dinger nur ne Stunde.
Es ist dem Kinde nämlich nicht gestattet,
das es länger durch die Pfützen watet.
Die Kindheit schwindet, nicht zu Spät,
es folget nun die Pubertät.
Der Fuß spürt Trotz und Widerstand,
die Hoffnung er nun wieder fand.
Das Kind jetzt seinen Willen prägt
und er bald nicht mehr alles trägt.
So denkt er und ist ganz gelassen,
doch sieht er jetzt auf allen Strassen,
was Kids Heut an den Füßen haben,
mit was die durch die Gegend traben.
Die Buben haben sie bei Nike erstanden,
Die Mädels enge hohe ganz schick fanden.
Es wurd jetzt klar dem armen Fuß,
lange noch er leiden muss,
denn egal ob Frau ob Mann,
am ärmsten ist das Füßchen dran.
Der einz’ge Lichtblick dann nur kam,
wenn’s draußen wurde richtig warm.
Der Mensch sich dann mal überwand,
zu gehn ins Freibad, oder ab zum Strand.
Hier konnte man sich gehen lassen,
fernab von Gruppenzwang und Strassen.
Bald war’s jedoch vorbei mit dieser Ruh,
er trug nun wieder "seine" Schuh.
Mit 20 ihm dann wurd gewahr,
zu leiden hatte er noch 60 Jahr.
Egal ob Job, ob Urlaub oder Freizeit,
vermissen wird er stets die Freiheit.
Zu erhoffen war für ihn nur noch der Tod,
da der für ihn die einzge Chance bot,
sich der Schuhe enge zu entziehn,
um in Freiheit zu entfliehn.
Jetzt war es endlich gar so weit,
es war verstrichen des Menschen Zeit.
Morgens kamen dann die schwarzen Leute,
um zu hol’n des Totengräber Beute.
Der Fuß als großes Glück empfand,
dass in keinem Schuh er sich befand,
als der Sensenmann zur Tür rein kam
und des Menschlein Seele nahm.
Glücklich kann der Fuß nun sein,
nackt wird er liegen in dem Schrein.
Gewaschen wurd er noch ein letztes mal,
jetzt liegt er hier ganz bloß und kahl.
Doch kam’s wie’s kommen muss,
das Grauen wartet bis zum Schluß.
Bevor man macht die Kiste zu,
streift man über ihm nen Schuh.
Zu hoffen bleibt ihm nur das eine,
dem Feuer übergibt man die Gebeine.
Das wär der Qualen jähes Ende,
wie der Fuß zu recht nur fände.
Also Leut, seit nett zu Euren Füßen,
damit sie nicht so leiden müssen,
denn sie sind genug geplagt,
wie Ihr wisst wenn Ihr sie fragt.