Barfuß & unschönes Latein (Hobby? Barfuß! 2)

Guenther, Friday, 27.04.2007, 07:33 (vor 6422 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

Die Antithese zwischen einerseits "Barfüßigkeit und freiem Denken" und andererseits "Latein und Zwangsbeschuhung", die aus Deiner Reimprosa hervorgeht, finde ich dann doch etwas subjektiv und einseitig, ein Klischee wie etwa das des barfußlaufenden Ökos auf dem Alternativbauernhof, der alle moderne Technik ablehnt. Sind im übrigen nicht eigentlich technische Berufe (die ja, sofern sie nicht völlig theoretisch bleiben, oft Sicherheitsvorschriften mit sich bringen) ihrem Wesen nach viel "barfußfeindlicher" als Beschäftigungen mit einer Sprache? Etwa bei Max Frisch im "Homo Faber" wird der moderne Techniker als ein (sehr negatives) Gegenbild zur u.a. an antiker Bildung orientierten Lebensweise dargestellt (irgendwo im Schlußteil des Buchs, wo er unwissentlich ein inzestuöses Verhältnis mit seiner Tochter anfängt, muß er denn auch mal barfuß laufen, was dort wohl ein Symbol der Entfremdung von seiner ursprünglichen Techniker-Existenz ist). Ich hab das schon auf der Schule, als ich das Buch im Deutschunterricht lesen mußte, als ziemlich einseitig und klischeehaft empfunden. Du kommst mir hier mitunter vor wie so eine Art "Anti-Faber", der das in diesem Buch entwickelte Klischee wieder genau auf den Kopf stellt. Dadurch wird es m.E. nicht weniger klischeehaft.

Einerseits deutest Du unschöne persönliche Erfahrungen mit dem Schulfach an, andererseits erinnere mich an Beiträge von Dir, in der Du das Phänomen der "phobieartigen Abneigung gegen Barfüßigkeit" krampfhaft zu latinisieren versuchst - obwohl man das Phänomen doch eigentlich auch gut ohne Latein verstehen kann. Wenn Dir das Fach in Deiner Schulzeit nichts gebracht hat, warum setzt Du Dich denn noch bis heute damit noch so intensiv auseinander? Da erscheint mir Leos Reaktion "Stowasser in den Eimer" wesentlich naheliegender.
Ich persönlich hab zweimal die "Sechs" im Zeugnis geschafft (weswegen man mich theoretisch auch hätte repetieren lassen können), nämlich einmal in Sport und einmal in Kunst (wobei in beiden Fällen wohl gehörige Abneigung gegen den jeweiligen Lehrer eine Rolle spielte). Aber ich sehe heute durchaus Sport- und Kunsterziehung nicht mehr als Behinderung meines "freien Denkens" an und setze mich vor allem mit diesen Fächern nicht mehr innerlich auseinander.

Gruß, Guenther


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