Barfüßige Radtouren (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Wednesday, 18.04.2007, 12:24 (vor 6431 Tagen) @ Manfred (Ten)

Ich hatte in einem der letzten Postings mal die Frage an Dich gestellt wie extrem Deine Radtouren sind ? Ich bin ja auch begeisterter Radfahrer (siehe meine Pedal-Vorschläge von gestern

Hallo Manfred,

Deine Pedal-Vorschläge fand ich lustig. Ich hätte noch eine weitere Version für Leute, die gerne zwei ohne mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen:

Beide Pedalen mit je einem Behälter versehen, diese mit einer Flüssigkeit nach Wahl versehen, z. B. warmes Seifenwasser zum Füße waschen, Eiswasser zum Abkühlen überhitzter Füße, medizinische Flüssigkeiten, flüssigen Stickstoff für "Möchtegern-MarinaK-Personen" und andere Barfuß-Extremisten.
Aber Achtung: Wer beim Radeln lange Hosen trägt, andererseits aber nasse Hosensäume eklig findet, sollte vorher die Hosen aufkrempeln.

Für mich ist das Fahrrad in erster Linie ein Gebrauchsgegenstand. Da ich kein Auto besitze (und nie eins besessen habe) dient es eigentlich für alle Zwecke. Ich bin auch keiner, der sich für jeden Zweck ein extra Velo (z.B. Rennrad zum Rennen, Mountainbike für die Berge) anschafft, sondern ein einziges Universalvelo, das für möglichst viele Dinge geeignet ist. Für weite Strecken benutze ich das neueste Fahrrad. Wenn es nicht mehr dafür geeignet ist, dann wird es jedoch nicht entsorgt, sondern dient noch für weniger anspruchsvolle Dinge, etwa den täglichen Weg zur Arbeit (einfache Fahrt ca. 1 km).

Fahrten im bergigen Gelände reizen mich nicht, da sogar ich einsehe, daß dort ein Fahren ohne Helm unverantwortlich wäre. Da ich aber alles, was auch nur annähernd Ähnlichkeit mit einem Hut oder einer Mütze hat, kommen Geländefahrten für mich nicht in Frage. Hinzu kommt, daß dort auch barfuß nicht unbedingt ideal wäre, wegen aufgewirbelter Steine oder wenn man schnell absteigen muß.

Rennräder sind auch nichts für mich, mit denen kann man kein Gepäck transportieren (höchstens mit Rucksack), außerdem leiden die schmalen Felgen leicht, wenn man nur mal vom Bordstein fährt. Rennräder, die keine richtigen Pedalen haben, sondern nur eine Vorrichtung, mit der man Spezialschuhe einrasten kann, sind auch nicht gerade ideal für Leute, die beim Velofahren am liebsten keine Schuhe tragen. Ich habe tatsächlich mal am Zofinger "Powerman" teilgenommen, aber nur, weil die Firma die Gebühr bezahlte. Man mußte 50 km Radfahren und vorher und nachher eine Strecke laufen. Das war aber noch vor meiner Barfußzeit (den Helm habe ich mir ausgeliehen), die Laufstrecke über meist geschotterte Wege würde ich heute höchstens barfuß abwandern, nicht aber im Laufschritt unter vielen Teilnehmern rennen.

Ich habe auch nicht unbedingt das Verlangen, hohe Pässe zu überqueren. Ich fahre nur drüber weg, wenn sie im Wege sind. Am liebsten fahre ich Strecken entlang von Flußläufen, Seen usw. In den Ferien bin ich in der Regel nur mit einem Schlafsack unterwegs, feste Unterkünfte sind die Ausnahme. Da allzu viel Gepäck einmal auf das Fahrrad hält, zum anderen anstrengender ist, muß man manchmal Kompromisse eingehen. Werkzeuge zum Reparieren dürfen nicht fehlen, da der Velohändler nicht mitfährt.
Ausreichend Verpflegung? Das Einkehren in Restaurants ist nicht meine Sache, wenn ich alleine bin. Wenn ich nicht alleine bin, mich also unterhalten kann, stört mich der zweifellos berechtigte Mehrpreis im Restaurant gegenüber mitgenommenen Dingen aus dem Supermarkt nicht, wenn ich allein bin schon. Ganz davon abgesehen, daß man, wenn man längere Zeit unterwegs war, zumindest als Einzelperson leichter weggewiesen wird.
Ich kann es zwar nicht beweisen, aber ich vermute, daß ein Radfahrer, der morgens von zu Hause gewaschen, rasiert und mit Kleidung (kurzer Hose, T-Shirt), die nicht schon Tage vorher getragen wurde, und barfuß nach 50 km Fahrt irgendwo einkehrt, mehr Chancen hat, nicht abgewiesen zu werden als ein Radfahrer, der bereits 4 Tage unterwegs war und immer noch dieselbe Kleidung trägt wie bei der Abreise, vor der er sich das letzte Mal rasiert hat und sich zwischenzeitlich nur mit Flußwasser gewaschen. Da spielt es keine Rolle, ob man barfuß ist oder fett beschuht, lange oder kurze Hosen trägt oder gar einen teuren Anzug mit Krawatte.

Auf längeren Touren habe ich nicht allzu viel Ersatzkleidung dabei, und durch barfüßiges Radfahren spare ich sogar Platz im Gepäck. Meine weiteste Entfernung an einem Tag war wohl mal von Zofingen nach Baden-Baden, damals noch mit Schuhen. Und barfuß war ich mal an einem Tag von Zofingen nach Straßburg gekommen. Heute mit 51 Jahren habe ich nicht mehr das Bestreben, so lange Tagestouren zu machen wie noch vor gut 18 Jahren, als ich in die Schweiz kam. Ob das Alter der einzige Grund ist? Oder ist es ein gewisser Sättigungsgrad? Sicher ist, daß die Strecken nicht zu dem Zeitpunkt schlagartig kürzer wurden, als ich vom beschuhten auf das barfüßige Radfahren überwechselte. Es war ein langsamer Prozeß, der schon eher einsetzte.

Die längste Tour, die ich ohne Schuhe unterwegs war, war im September 2005, als ich zwei Wochen unterwegs war und bis zur Wahner Heide kam. Für diesen Juli habe ich mir vorgenommen, drei Wochen Urlaub zu nehmen, und zwar barfuß, soweit die Firma nichts dagegen hat (letzterer Halbsatz bezieht sich selbstverständlich auf den Termin, nicht auf mein Urlaubsoutfit). Am liebsten natürlich mit dem Fahrrad. Dafür benötige ich allerdings ein neues, da das gegenwärtig beste, fast 12 Jahre alte Velo nicht mehr gut genug ist, es mußte in die "Reifenstapfen" des Vorgängervelos treten, das vor 1,5 Jahren das zeitliche segnete.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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