Schlage vor, Thread zu beenden, sonst macht das Georg zwangsweise (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Tuesday, 19.12.2006, 13:08 (vor 6487 Tagen) @ Pedro

Hi!

zum einen bin ich Vertreter der amerikanischen Clash Of Civilizations-Fraktion

Wollt ihr den totalen Clash? Wollt ihr ihn, wenn nötig, totaler und radikaler, als wir ihn uns heute überhaupt noch vorstellen können?
Mensch, Jay, das ist doch wohl nicht Dein Ernst. Ein Clash kann zur Auslöschung der Menschheit führen. Es gibt nur Verlierer. Und lass Dir ja nicht einreden, der Clash sei unvermeidlich. Die Geschichte ist voll von Beispielen eines erträglichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen. Haben nicht moslemische Baumeister großartige christliche Kirchen im einstigen normannischen Königreich Sizilien gebaut? Haben nicht die Kalifen von Córdoba den Christen und Juden viel mehr Freiheit gelassen als später die Könige von Kastilien den Juden und Moslems?
Ein erträgliches Zusammenleben ist möglich, wenn es BEIDE Seiten WOLLEN. Gewiss hat jemand, der jemanden mit dem Messer bedroht, null Toleranz verdient, und gewiss haben die Moslems eine Bringschuld. Aber wir Abendländer eben auch. Der Islam ist 1384 Jahre alt. Der internationale islamische Terrorismus ist 39 Jahre alt, entstanden nach der Besetzung der Al-Aksa-Moschee durch Israel. Das rechtfertigt den Terrorismus nicht, aber das zeigt, wo die Lösungswege liegen. Mich interessieren auch nur die real existierenden Tatsachen. Warum konnte man im islamischen Ägypten jahrhundertelang ohne Probleme Kirchen bauen (habe sie selbst gesehen) und kann es heute nur noch eingeschränkt? Warum konnte nach der Eroberung Konstantinopels durch die Türken das Priesterseminar des Orthodoxen Patriarchats über 500 Jahre weiterexistieren und wurde nun vor ca. 30 Jahren geschlossen? Warum haben die Buddha-Statuen in Afghanistan 1300 Jahre islamische Herrschaft unangetastet überstanden und sind vor ca. 10 Jahren zerstört worden? Der militante Islam ist neu, eine Reaktion auf den abendländischen Kolonialismus. Der militante Islam hat die Chance, wieder zu einem toleranten Islam zu werden. Hilf ihm dabei! Der Islam schafft das nur, wenn er geachtet wird. Wer in die Enge getrieben und mit ständigem Misstrauen beäugt wird, baut eine Wagenburg auf und hat nicht die Chance, sich zur Toleranz zu entwickeln.
Ich will Dir noch zwei Erlebnisse aus Nairobi erzählen, einer Stadt, in der es wesentlich mehr Christen als Moslems gibt. Ein Passant sprach mich voller Begeisterung an und meinte, ich würde barfuß gehen aus Solidarität mit den Armen, die sich keine Schuhe leisten können. Ein anderer wurde regelrecht wütend und beschuldigte mich, ich würde mit meiner Barfüßigkeit die Armen verhöhnen, die sich keine Schuhe leisten können. Das war überhaupt das einzige Mal in meinem Leben, dass meine Barfüßigkeit eine wütende Reaktion ausgelöst hat. Und die Ausfälligkeit der verschleierten Dame gegenüber Alan sehe ich genau in diesem Kontext. Nicht ihre Religion hat sie ausfällig reagieren lassen, sondern weil sie aus einem armen Land stammt und sie mit dem Gedanken einfach nicht fertig wurde, dass jemand aus purer Lust und Lebensfreude barfuß geht. Ihr Verhalten ist nicht zu entschuldigen, Fehlinterpretationen aber sind gefährlich.
Barfußgehen hat auch viel mit dem Klima zu tun. In den trocken-heißen Ländern der Dritten Welt (wozu viele islamische Länder gehören) gehen die Leute wenig barfuß, aber in feuchtheißen (wie z.B. in Bangladesch oder den kleinen Malediven, beide islamisch) ist das häufig.
Barfuß-Gruß
Pedro

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Hi Pedro,
das Original (Goebbels-Rede im Berliner Sportpalast mit frenetisch ob des "totalen Kriegs" jubelnden Massen) ist mir bekannt. Nur stelle ich fest, daß die gleichen Jubelschreie heute vor allem von Menschenmassen in Moscheen kommen, wenn zum Dschihad aufgerufen wird.
Vielleicht ist das wirklich eine inoffizielle Sondervariante des Islam. Nur stelle ich die heutige Praxis im Umgang mit Menschen fest, wie sie heute in Staaten mit der islamischen Rechtsprechung (Scharia) besteht. Wir BFs in der westlichen Zivilisation, vor allem in D, leben vergleichsweise im Paradies auf Erden. Fehlte nur noch, daß D dasselbe Klima hätte wie Southern CA, z. B. San Diego, und alles wäre perfekt.
Ich hab' dich schon verstanden (oder glaube wenigstens, dich verstanden zu haben). In tiefer Historischem, Gesellschafts- u. Geisteswissenschaftlichem bin ich wg. Bildungslücken kein großes Licht...
Für barfüßige Toleranz eintretend & um barfüßiges Verständnis bittend, Jay


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