Selbsternannter Uni-Concierge (Hobby? Barfuß! 2)

Jay, Tuesday, 19.12.2006, 10:51 (vor 6487 Tagen) @ Dominik (Bern)

Hi Dominik,
zum einen besteht kein Grund, sich von so etwas verrückt machen zu lassen, daß man den ganzen Tag nicht mehr arbeiten kann, zum anderen ist es in solchen Situationen ggf. wichtig, frühzeitig zu erkennen, ob eine solche Figur wirklich Trouble machen kann. Kann sie es mit hinreichender Offenkundigkeit nicht, vergiß sie (endgültig sicher ist natürlich nichts. Es kann jemand Beziehungen nach relativ weit oben haben).
Wenn man regelmäßig in ein bestimmtes institutionelles Gebäude muß, empfiehlt es sich, möglichst genau zu wissen, wer im Fall des Falles barfüßigen Zutritt, barfüßige Jobverrichtung oder sonstige barfüßige Action verwehren kann. In Unternehmen sollten die Gesichter sämtlicher wirklicher Chefs bekannt sein, es geht im Wesentlichen um die Frage: WER kann WAS bewirken?
Größere Gebäude (das dürfte auch bei der Berner Uni der Fall sein) haben praktisch immer eine organisierte Hausmeisterei. Sie kann und wird z. B. Personen, die offenkundig in den Räumlichkeiten nichts zu tun haben (z. B. Obdachlose, die sich im Winter aufwärmen wollen), entfernen oder entfernen lassen und ich wäre z. B. durchaus darauf eingerichtet, als barfüßiger Uni-Gast vom Hausmeisterpersonal gefragt zu werden, wo ich hinwolle und nenne dann den Zielort. Wenn er mir wg. BF etwas blöd kommt, frage ich ihn gleich: "Würden Sie bitte die Angelegenheit prüfen und mich gleich telefonisch anmelden?" Dann kann er zeigen, ob er Prof. X von der Fakultät Y so einfach von der Arbeit wegklingeln kann und den Concierge spielen...
Etwas völlig anderes ist es, wenn du regelmäßiger funktionaler Besucher bist, sei es als Dozent, Assistent, freier wissenschaftlicher Mitarbeiter, Student (evtl. Ausweis bereithalten) oder auch nur eingeschriebener Gasthörer. Dann kann dich auch der Chefhausmeister kreuzweise, es sei denn, du stinkst von den Füßen oder sonstwoher unerträglich oder der Rektor/Präsident (bzw. die 'Bautenverwaltung', haben solche Institutionen oft) haben tatsächlich in ihren Hausordnungs-Richtlinien ein BF-Verbot erlassen...
Vieles spricht dafür, daß jener Typ im Rahmen einer Gnaden-Arbeitsbeschaffungsmaßnahme seine Kehre verrichtet. Zum einen ist so etwas für Italiener untypisch (die betreiben nämlich zumindest in D meist Gastronomisches), zum anderen wird in größeren Buildings nicht mit einem Besen gekehrt, sondern sog. "Raumpflegegeräte" (Hersteller: NILFISK, sind sicher auch in CH bekannt) betrieben. Sie saugen Staub, sprühen Reinigungsmittel auf, bürsten und wichsen in 1 Arbeitsgang. Ferner: ein Chefhausmeister arbeitet nicht. Er läßt arbeiten.
Was allgemein verbal schwer beschreibbar ist, ist, wie jener Typ wirklich 'drauf ist, er scheint sich psychisch nicht besonders gut unter Kontrolle zu haben (Vorsicht, solche können handgreiflich werden, lostreten, etc.!)
"Du, Junge, ich seh' es nicht so gern, wenn du hier ohne Schuhe rumläufst." Es ist gesprächstaktisch falsch, förmlich auf der Beleidigung herumzureiten "Für Sie bin ich kein 'Junge'!". Im Fall von jovialen BF-Gegnern, die gerne belehrend wirken wollen, wartet man zunächst die Sekundenbruchteile ab, ob einem solchen Satz noch Weiteres folgt, signalisiert per höflich-aufmerksamen Blick in die Augen, daß man zunächst noch [scheinbar] Respekt hat und sagt:
"Ja. - - - Warum?"
Allein überhebliche Sprechblasen, daß der Gegner was Besseres ist, nur weil er beschuht ist, bringen ihm nicht viel. Er wird Details über sein Anti-BF-Profil preisgeben müssen, will er überzeugend wirken und begeht den Fehler, daß er seinen Gegner mit Informationen versorgt. Halbwegs rationale Denkansätze beruhen auf quantitativen Fehlannahmen, etwa daß nackte Füße mehr Straßendreck auf seine mühevoll ausgeführte Reinigungsarbeit auftragen oder es wird mal wieder die Hygienedimension bemüht (käsige Füße sabotieren sein Sauberkeitswerk) [wie man diese beiden Aspekte behandelt ist längst bekannt], der Rest dürfte ideologisch-Mystisches sein, "Gehört sich nicht".
Insgesamt würde ich unter Berücksichtigung eines Restrisikos, daß er Beziehungen nach "droben" (Bautenverwaltung, Rektor/Präsident) hat, empfehlen, ihn abschließend plattzumachen, und zwar unter SPEZIELLER BERÜCKSICHTIGUNG DES CHARAKTERS DER ÖRTLICHKEIT. Man sagt einem solchen Schreihals mit leiser, drohender Stimme:
"Junge, ich muß hier meinen Job machen und du machst deinen. Bei den komplexen Berechnungen oder Laboranalysen, die ich abliefern muß, zählt leider nicht, ob ich das barfuß mache oder nicht. Hier gilt das Leistungsprinzip und sonst interessiert hier niemanden was. Also kümmere dich 'drum, daß dir keiner Schwierigkeiten macht, weil ihm der Boden nicht sauber genug ist. Von mir hast du nichts zu befürchten. Ich laß dich in Ruhe und du läßt mich in Ruhe, OK?"
Das rückt ihm seinen Job ins richtige Bewußtsein und stärkt seine mit Sicherheit vorhandene Einsicht, daß er in seiner Position mühelos ersetzbar ist. Gleichzeitig stellt es ruhig - er hat zumindest vordergründig keinen Feind. Jedoch könnte sich das bei Nicht-In-Ruhe-Lassen ändern (auch wenn´s Bluff ist, er hat jedoch in seiner Lage keine Möglichkeit, in Erfahrung zu bringen, wer man hierarchisch ist). Funktioniert natürlich nicht, wenn man (als naturgegebene Pechsträhne) ein Schüler- oder Erstsemesterstudentengesicht hat.
Freundliche barfüßige akademische Grüße, Jay


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