Unschöne Verhaltensformen :-( (Hobby? Barfuß! 2)

Dominik (Bern), Stammposter, Saturday, 16.12.2006, 20:55 (vor 6490 Tagen)

Hallo zusammen,

Diese Woche musste ich zum ersten Mal in die Offensive gehen, um meine BF-igkeit zu verteidigen. Und dies an einem Ort, wo ich es nun wirklich nicht erwartet hätte: an der Universität. Tja, leider scheint es auch hier engstirnige, diskriminierende Leute zu geben... Dieses Posting wird vielleicht etwas lang -- ich hab mir auch überlegt, ob ich von diesem Vorfall überhaupt berichten soll oder nicht, und habe mich dann dafür entschieden; schliesslich besteht eine BF-Existenz nicht nur aus Positivem.

Anstoss erregte ich offensichtlich beim italienischen "Hauswart", von dem ich vor einiger Zeit berichtet hatte. Nachdem er nun ein gutes halbes Jahr nur sichtlich genervt auf meine Füsse schaute und mich sonst völlig ignorierte, hat er vergangenen Donnerstag doch endlich Mut gefasst (nach einem halben Jahr!) und mich angesprochen: "Du, Junge, ich seh' es nicht so gern, wenn Du hier ohne Schuhe rumläufst." Ich hatte dabei den Eindruck, als ob es ihn sichtlich Beherrschung koste, (1) sein Empfinden überhaupt zu äussern, und (2) das "beiläufig" klingen zu lassen.

Da er gerade wieder beim Bodenwischen war, versicherte ich ihm erstmal, ich bringe ja nicht mehr Dreck ins Haus rein als alle anderen auch und fragte, wieso er von mir verlange, Schuhe anzuziehen. Als er keine vernünftigen Argumente nennen konnte und mich stattdessen bloss wieder als "Spinner" bezeichnete (unterstützt mit der passenden Zeigefinger-an-die-Schläfe-tipp-Gestik), verlor auch ich langsam meine Fassung (was bei mir seeeehr selten geschieht) und erwiderte: "Es geht sie doch nichts an, ob und was für Schuhe ich trage!" Da guckte er plötzlich entsetzt/aussersichvorwut zurück und drohte er mir mit Hausverbot. An diesem Punkt wurde mir das ganze "Gespräch" zu dumm, ich kehrte ihm den Rücken zu und lief davon.

In der Folge war ich dermassen aufgebracht, dass ich an diesem Tag überhaupt keine Arbeit mehr zustande brachte, Konzentration null. Ich kochte innerlich regelrecht. Ich fragte erstmal nach, ob der Herr überhaupt berechtigt war, irgendwem Hausverbot zu erteilen. (Antwort: Nein. Er gehört nur zum Reinigungspersonal.) Auch abends hatte ich recht Mühe, einzuschlafen -- leider bin ich keiner, der einfach abschalten und alles vergessen kann, wenn er nach Hause geht. Ich fragte mich sehr wohl auch, ob er vielleicht im Recht ist, gelangte aber bald zur Einsicht, dass er abgesehen von persönlichen Beleidigungen keine guten Gründe für seine Aufforderung hatte. So nahm ich mir vor, besagten "freundlichen" Herrn am nächsten Tag nochmal zur Rede zu stellen. Beim Gedanken daran war mir allerdings doch sehr mulmig: ich bin sonst immer sehr darauf bedacht, höflich und vernünftig zu sein, ein barscher Tonfall liegt mir eigentlich nicht. Aber hier war jemand zu weit gegangen.

Am nächsten Tag war ich wieder BF an der Uni, da ich den ganzen Morgen in der Bibliothek lernte -- als ich kurz Pause machte und beim Getränkeautomaten vorbeischaute, tauchte besagter Herr auf, schon wieder auf 180, und schrie mich wütend an: "Hast Du gestern nicht gehört, was ich gesagt habe!?". Da antwortete ich, so ruhig wie ich noch konnte, ich würde ihm nicht zuhören, solange er mich als Spinner bezeichne, sowas müsse ich mir nicht gefallen lassen; wenn er mir danach einen vernünftigen, objektiven Grund für sein Anti-BF-Problem nennen könne, würde ich ernsthaft in Erwägung ziehen, Schuhe anzuziehen. Die ganze Zeit stand ich schön vor seinen Wischbesen, so dass er mich nicht ignorieren konnte. (Naja, etwas Spass gönnte ich mir. :) Dann murmelte er etwas zur Hälfte Unverständliches vor sich hin. Anscheinend fand er, BF-igkeit sei ein Zeichen von Armut und Verwahrlosung etc. (= ich sei ein Penner.) Meine Antwort war zwar wenig originell, hat aber hoffentlich gewirkt: "Ich weiss, dass ich [genügend] Geld habe, und brauche das nicht zur Schau zu stellen. Im Übrigen braucht es sie überhaupt nicht zu kümmern, ob und wieviel Geld ich besitze! Das geht sie nichts an. IST DAS KLAR!?" Wahrscheinlich konnte selbst er daran nichts aussetzen, jedenfalls war er plötzlich mucksmäuschenstill.

So sehr es mir zuwider ist, Leute auf unfreundliche Art zurechtzuweisen, habe ich mich danach wesentlich besser gefühlt. Es geht doch nicht an, dass sich jemand anmasst, einem aufgrund einer banalen Äusserlichkeit gleich mit persönlicher Kritik anzukläffen und auf einem rumzutrampeln wie's ihm gerade passt! Dass solches aber vorkommt, macht mich noch jetzt wütend.

Dennoch erstaunt es mich, auf wie vielfältige Art wir Reaktionen auf unser BF-Dasein im Alltag begegnen können: manchmal reicht ein blosses freundliches Zurücklächeln, manchmal ein "Nein, es ist nicht zu kalt" oder ein "Nein, ich habe keine Wette verloren, ich mach das zum Vergnügen!", manchmal muss man nachgeben (z.B. am Flughafen oder im Schuhgeschäft :) -- und manchmal, so scheint es leider, mit einer deutlich-bestimmten Zurechtweisung.

Ich hoffe das kommt jetzt endlich gut mit dem Putzmann & wünsche auch Euch ein unbeschwertes BF-eln (soweit das bei den sinkenden Temperaturen noch geht)!

-- Dominik


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