Militärischer Befehl und ziviler Ungehorsam wegen barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Monday, 28.02.2005, 17:13 (vor 7152 Tagen) @ Bernhard aus HH

Hallo Bernhard,

auch wenn ich selber Soldat war (und gar nicht mal "übermäßig ungern", damals störte mich nicht im geringsten, daß zur Uniform Schuhe und lange Hosen gehörten, nur die Mütze regte mich maßlos auf), liegt bei mir vielleicht eine gewisse "Unifomphobie" vor.

Polizisten haben mich zwar häufig kontrolliert, sich aber in der Regel ordentlich verhalten. Meistens haben sie aufgrund von Anrufen gehandelt, handeln MÜSSEN. Besagter Soldat hatte vermutlich selber Probleme gehabt und ich als barfüßiger und kurzbehoster Straßenbahnbenutzer habe das Faß zum Überlaufen gebracht. Ich weiß nicht, wie lange er im gleichen Tram gesessen und mich beobachtet hat. Als wir nun zufällig an derselben Haltestelle ausgestiegen waren, sah er seine "Chance", mir eins auszuwischen. In einem unbewohnten Gebiet hätte er vielleicht sogar den "Mut" gehabt, mich zusammenzuschlagen.

Gegen den Soldaten hätte ich - theoretisch - vorgehen können, wenn ich mir Name, Dienstgrad und Einheit hätte geben lassen, um mich dort zu beschweren. Aber hätte der sie freiwillig gegeben? Wie hätte es ausgesehen, wenn ich barfuß persönlich in der Kaserne erschienen wäre? Oder telefonisch? Wenn ich schon mal unterwegs bin, dann habe ich sicher wichtigeres zu tun, als solchen Dingen nachzusäckeln. Und später von zu Hause aus. Angenommen, der Gefreite würde tatsächlich zu seinem Vorgesetzten zitiert. Der Gefreite würde alles abstreiten. Wem würde man glauben, ihm oder mir? Selbst wenn der Gefreite dafür 3 Tage in den Bunker müßte, was nützt das mir? Nützen würde es mir erst dann etwas, wenn der Aufwand an Zeit und Geld, was ich für die Beschwerde investieren müßte, vollumfänglich mit Zins und Zinseszins zurückerstattet bekäme. Fechenheim liegt ja nicht direkt vor der Tür. Wegen so einer Kleinigkeit lohnt es sich nicht, den Dienstweg einzuschalten.

Was Temperaturempfindlichkeit anbelangt: Bei mir ergibt sich leichter die Situation, daß es mir barfuß (oder in Sandalen ohne Socken) zu kalt wird, in kurzen Hosen aber noch nicht. Das trifft speziell fürs Radfahren zu. Bei manchen Leuten ist es umgekehrt. Auch speziell beim Radfahren benötige ich eher Handschuhe als eine Mütze. Bei anderen Leuten (nicht nur denen, bei denen Haare Mangelware sind) ist das auch hier anders.

Was Häufigkeit der Kontrolle anbelangt: Wenn die Temperatur gerade eben (für mich) so hoch liegt, daß leichtes T-Shirt, kurze Hose und barfuß noch beim Wandern oder Radfahren "tragbar" sind, werde ich häufiger kontrolliert wie wenn ich eine Jacke angezogen hätte. Kurze Hosen wären bei der Temperatur nicht noch nicht außergewöhnlich. Wenn es so gegen +10°C gehen sollte und ich wäre in kurzen Hosen, aber mit Turnschuhen unterwegs, dann wäre das an einem kühlen Augusttag nichts Aufsehen erregendes, wohl aber an einem warmen Dezembertag. (Unlogisch: Dabei sind 10°C in der Sonne im Dezember angenehmer als 10°C an einem trüben, windigen Augusttag). Wenn man aber ZUSÄTZLICH zur kurzen Hose nach barfuß läuft, dann ist das verdächtig! Barfüßigkeit alleine ist genauso verdächtig, zumindest bei Männern, nur fällt diese einfach nicht so auf. Wer seine Barfüßigkeit durch Tragen von langen Hosen tarnt, schützt sich so gewissermaßen vor den "Angriffen" anderer. Da im Winter nackte Füße "nicht üblich" sind, gibt sich keiner die Mühe, nach unten zu schauen, wenn die übliche Kleidung nicht auffällt. Und selbst wenn unter der Hose was "gelbes unregelmäßiges" zu sehen ist, glaubt man auch eher an "eigenartige Schuhe" als an nackte Füße. Erst wenn die Beine unbedeckt sind oder die übliche Kleidung durch schrille Farben oder sonstiges auffällt, sieht man näher hin. Wenn im Hochsommer jemand sich barfuß im Stadtpark oder an der Uferpromenade aufhält, sagt vermutlich keiner was, auch wenn er kurze Hosen trägt (und eine Tasche, in der zumindest theoretisch Schuhe Platz haben). Dann würde eher ein barfüßiger MANN in langen Hosen, Krawatte und Jackett (oder gar Mantel) von der Polizei aufgegriffen werden. Ich schreibe absichtlich MANN, eine Frau "darf" diesbezüglich mehr. Im Sommer kann sie Barfüßigkeit mit so ziemlich allen Kleidungsstücken kombinieren, auch im tiefsten Winter würde niemand (außer ältere Frauen) darüber aufregen, wenn eine Frau ohne Schuhe mit unbedeckten Beinen und ohne Schuhe unterwegs wäre, mit folgender Begründung: Wenn eine Frau bei tiefer Temperatur im Minirock barfuß läuft, dann glaubt man, sie trüge kaum sichtbare Feinstrumpfhosen und kaum sichtbare Schuhe, und das ist "erlaubt". Beim Mann in kurzen Hosen und barfuß glaubt dagegen niemand an analoge "unsichtbare" Kleidung, sondern an echte Blöße, und das ist "verboten". Ganz davon abgesehen, daß etwa Strumpfhosen beim Mann GERADE verdächtig sind.

Was Häufigkeit an Vorkommnissen mit Ordnungskräften anbelangt. Eigentlich erwähne ich hier alle Vorkommnisse in Zusammenhang mit barfuß, natürlich nicht solche, wenn irgendwo ein Polizist den Verkehr regelt oder wenn mir eine Militärkolonne entgegenkommt oder mich der Zöllner an der Grenze beim Radfahren einfach durchwinkt. Wenn ein Jugendlicher lästert oder wenn mich ein Penner anlallt, dann halte ich das für weniger erwähnenswert in diesem Forum als "Zusammenstöße" mit der Obrigkeit.

Alles in allem möchte ich sagen, daß ich es nicht nötig habe, heimlich barfuß zu laufen bzw. meine Barfüßigkeit durch "Tarnkleidung" zu verstecken. Wenn ich weder das Bedürfnis habe, barfuß zu laufen, noch kurze Hosen zu tragen, dann trage ich lange Hosen und Schuhe. Wenn ich nur zu einem das Bedürfnis habe, dann mache ich nur das eine. Wenn aber das Wetter dazu lockt, in der Freizeit barfuß und in kurzen Hosen unterwegs zu sein, dann mache ich das halt.

Viele Grüße aus der verschneiten und jetzt eisig kalten Schweiz
Michael aus Zofingen


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