Gestern (Hobby? Barfuß! 2)

Lorenz, Stammposter, Saturday, 12.02.2005, 18:13 (vor 7168 Tagen) @ Ulrike

Hallo Ulrike,

eine sehr schöne und informative Homepage hast Du da!

Vor etwa 7 Jahren habe ich das Internet entdeckt und mit dem Barfußlaufen "mein" Thema gefunden, das mit meinem Job so gar nichts zu tun hat.

Du schreibst unter anderem auch über Hammerzehen. Ist es denn möglich, durch das Barfuß-Training auch bestehende Hammerzehen wieder dauerhaft zu strecken?
Kannst Du auch von Erfahrungen anderer Fußgeschädigter berichten?

Ich bin kein Arzt und durch meine Aktionen, etwa Führungen auf unserem Barfußpfad, Barfußwanderungen oder auch durch die Diskussion hier im Forum komme ich überwiegend in Kontakt mit Leuten, die einigermaßen gesunde und leistungsfähige Füße haben. Durch den Erfahrungsaustausch bin ich mir ganz sicher, dass leichtere Formen von Fußschwäche durch Barfußlaufen und Fußgymnastik gebessert werden können. Dies ist besonders wichtig, weil Füße, Knie und Rücken eine funktionale Einheit bilden. Meine eigene Erfahrung ist, dass ein guter Zustand der Füße ganz wichtig ist, um Rückenprobleme in den Griff zu bekommen. Bei meiner Frau sind es die Knie, die vom Barfußlaufen profitieren.

Eine Frau, die ich auf einem Barfußpfad getroffen hatte und die einen deutlichen Hallux valgus hatte, sagte zu mir, dass sich dieser jedes Jahr den Sommer über deutlich bessert, weil sie da nur mit Zehengreifern oder barfuß läuft. Es spricht also schon einiges dafür, dass sich die Zehen ihrer natürlichen Form wieder annähern, wenn man ihnen den Platz dafür lässt.

Vor allem wegen des Rückens und der Knie solltest du dich mit dem derzeitigen Zustand deiner Füße nicht abfinden! Deshalb kommt es beim Gehen ganz entscheidend auf die Qualität der Bewegungsabläufe an. Auch die Bewegungen des kleinsten Zehengliedes leisten dazu entscheidende Beiträge.

Bei Hammerzehen verläuft die Sehne wegen des Spreizfußes nicht mehr an der richtigen Stelle über dem Gelenk. Dadurch haben die Zehen viel an Beweglichkeit verloren. Ich bin zwar überzeugt, dass Barfußgehen auf Naturboden hier eine Besserung ermöglicht, jedoch kann ich keine Fakten nennen, wie viel da erreicht werden kann. Zehengymnastik kann das sicherlich unterstützen.

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Nur wenn die Zehen richtig beweglich sind, funktioniert die Abrollbewegung (ob man nun barfuß oder mit Schuhen geht). Die Feinmotorik des Vorderfußes kann ein völlig stoßfreies Abrollen ermöglichen, welches Knie und Rücken mit äußerstem Wohlwollen zu Kenntnis nehmen....

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Das gute Gefühl nach meinen ersten Schritten gestern hat noch so ungefähr 2 Stunden angehalten. Dann kam ein eher verspanntes Gefühl in den Fußsohlen und gegen Abend haben dann auch meine Schmerzpunkte (Vorfuß und Ferse) und der ganze Fuß ziemlich geschmerzt.

Eine Gefahr ist die Ausschüttung von Endorphinen (Glückshormonen) durch Stimulation der Fußsohlen. Das "Runner's high" der Langstreckenläufer hat dieselbe Ursache. Aufgrund deiner Begeisterung für das Marathonlaufen und auch das rasche Wohlgefühl, das sich beim Barfußlaufen eingestellt hast, vermute ich, dass diese Reaktion bei dir stark ausgeprägt ist. Das birgt die Gefahr, Überlastungsschmerzen nicht rechtzeitig wahrzunehmen.

Höre also lieber auf, wenn es am schönsten ist und nutze das Barfußgehen vor allem als Experimentiermöglichkeit, um für dich und deine Füße den optimalen Bewegungsablauf herauszufinden! Ansonsten gibt es auch Sportsandalen (z.B. von Teva), die die Beweglichkeit der Füße fast in derselben Weise zulassen wie das Barfußgehen. Das sind übrigens meine Winterschuhe -- bei Frost auch mit Wollsocken.

Barfüßige Grüße, Lorenz


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