Im Laufschritt barfuß (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Monday, 07.05.2001, 18:41 (vor 8540 Tagen) @ Kai

Ich selbst laufe seit ca. 20 Jahren barfuß, wohl auch gut trainiert (bzw. behornhautet), und somit problemlos auf allen Untergründen (bis ca. 20 km) und zu allen Jahreszeiten (am liebsten im Schnee, sofern nicht unter ca. -3 °C). Wichtig ist, wie schon gesagt, der (natürliche) Vorderfußlaufstil. Die Gefahr des (oft erwähnten) Gelenkverschleißes, ist, bei richtiger Technik, nicht größer als beschuht, und geringer als bei Hallensportlern.

Hallo Sera, Thomas, Wolf - und alle Mitleser,

ich kann die oben gemachten Ausführungen vollauf bestätigen - mit der Einschränkung, dass ich selbst im Allgemeinen nicht gern längere Strecken über Asphalt o. ä. laufe (obwohl das gerade in dieser Jahreszeit, wenn sich solche Böden angenehm erwärmt haben, auch mal sehr schön sein kann).

Hab eine Frage, wie siehts aus mit barfuß rennen bzw. laufen gehen [...] alle sagen das selbe, das erste was man sich kaufen soll sind ordentliche laufschuhe. Das ich nicht billige turnpatscherln nehmen soll ist mir klar, nur wie stehts mit barfuß??

Insgesamt ist das ein ausgesprochen komplexes Thema. Ich bin kein Arzt, habe mich aber ein wenig mit der Frage beschäftigt und glaube, mit folgenden Aussagen richtig zu liegen :
1) Der Mensch ist zum Barfußlaufen (durchaus auch im Sinne von joggen oder rennen) im (sub-) tropischen Klimaraum geboren.
Schuhe schränken seine natürlichen Möglichkeiten ein (!), statt sie auszuweiten oder zu verbessern.
Aus diesem Sichtwinkel heraus sollte man also auf keinen Fall den Fehler machen, (Lauf-) Schuhe anzuziehen !

Und jetzt kommen die vielen Abers :

2) Der Mensch ist nicht zum ständigen Laufen auf Asphalt geboren - denn den gibt es natürlicherweise nicht und Untergründe von vergleichbarer Beschaffenheit auch kaum - er ist für "Naturböden gebaut".
3) Da es bei uns nicht so warm wie in den (Sub-) Tropen ist, gibt es einen Teil des Jahres, in dem Barfußlaufen keineswegs unmöglich ist, aber Abhärtung und Standvermögen erfordert (und unter 0 Grad hört für mich persönlich endgültig der Spaß auf - nicht wegen der Kälte, sondern weil der gefrorene Boden unangenehm hart ist und sich Unebenheiten in Grate verwandeln).
4) In der Folge von 2) und 3) (und aus mancherlei gesellschaftlichen Gründen) läuft bei uns anders als in Kenia oder Neuseeland (fast) kein Kind so viel barfuß, dass sich gesunde Füße auf natürliche Art sozusagen ganz nebenbei und von alleine ausbilden.
Im Gegenteil : eine satte Mehrheit der Bundesbürger hat beträchtliche Fußschäden - und dann (!) kommt es schon auf deren konkrete Ausformung an, ob - etwas krass ausgedrückt - mit verkümmerten Muskeln und verkippten Gelenken gesundheitsverträglich "ungeschützt" barfuß gelaufen (immer im Sinne von joggen / rennen) werden kann.
Wer da Zweifel hat (weil er / sie z. B. Absätze an Schuhen schiefläuft o. ä.), sollte eigentlich einen Orthopäden um Rat fragen - aber die verstehen oft vom Barfußlaufen auch nicht viel und empfehlen (sozusagen sicherheitshalber) Schuhe (und im Zweifelsfall Einlagen).

Ich meine aber sagen zu können, dass man auch mit geschädigten Füßen nicht viel falsch machen kann, wenn man folgende Regeln beachtet :
1) Nicht übertreiben, sondern "klein anfangen" mit eher kurzen Strecken. Wer laufmäßig untrainiert ist, wird es ganz von allein so halten. Der richtige "Vorderfuß - Laufstil" stellt sich dabei ganz von selbst ein.
Schmerzen in der Muskulatur der Füße sind allerdings ernstzunehmende Warnzeichen !
2) Auf natürlichen Böden laufen (Lehmwege, Wiesen, Sand), harte Untergründe eher meiden als suchen.
3) In der warmen Jahreszeit (jetzt im Mai ist goldrichtig) anfangen und dann im Herbst einfach nicht aufhören.
4) Den Trainingszustand der Fußmuskulatur kontinuierlich verbessern durch gezielte Fußgymnastik - und künftig auch bei Wanderungen bzw. Spaziergängen auf Naturböden möglichst oft (am besten immer) barfuß gehen.
5) Der Trainingszustand der Fußmuskulatur wird sich dann relativ zügig verbessern. Dadurch wird der Bänderapparat auch wieder leistungsfähiger und längere Laufstrecken ebenfalls möglich.
Und wer inzwischen leidenschaftlich barfuß läuft, kann und wird auch im Alltag immer öfter barfuß laufen - dann aber im Sinne von gehen. Dieses Forum bietet eine Vielzahl von diesbezüglichen Anregungen !

Einige ältere Diskussionen findet man im "Best of" :
Barfußjoggen - immer, meistens oder ...
Erfahrungsberichte zum Barfußjoggen

Sportliche Füße
Georg - Barfußjogger

PS : Ach ja : nicht zuletzt wegen des "Best of" bin ich sehr für "eindeutige" Namen im Forum. Thomas und Wolf haben wir schon - und ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr beiden mit diesen nicht identisch seid. Seid doch so nett und legt Euch einen Namenszusatz zu !


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