barfuß&Armut (Hobby? Barfuß! 2)
Hi,
auch bei mir kommt es gelegentlich vor, dass mir Almosen angeboten werden, vor allem, wenn ich mit meiner Tochter unterwegs bin. Von ungefähr wird es nicht kommen, dass sich manche Bettler barfuß auf die Straße setzen, es scheint gut für das Geschäft zu sein.
Ich bin immer gerührt, wenn mir jemand Geld anbietet. Mir ist das zuletzt in diesem Frühjahr passiert, als ich beim Bummel in einen üblen Regenguß gekommen war und danach auf eine Freundin zu warten hatte, mit der ich mich treffen wollte. Da stand ich also an unserem Treffpunkt mitten in der Fußgängerzone, nass wie eine Katze und also fröstelnd, und wie immer barfuß. Eine alte Dame sprach mich an und fragte, ob sie mir helfen könne. Ich sagte ihr, dass ich kein Problem hätte und klärte sie auf, worauf sie sehr verwundert war, dass jemand freiwillig immer ohne Schuhe geht. Sie sagte, sie hätte von klein auf und noch als junge Mutter in einer bäuerlichen Gegend in Süddeutschland bittere Armut gelitten. Sie sei aus einer Tagelöhnersippe, da sei das so gewesen. Sie hätte keine Schuhe gehabt, nur ein Kleid, einen Kittel und einen Wollumhang für den Winter. Das Geld habe für mehr einfach nicht gereicht, oft nicht einmal für genug Nahrung. Sie hätte nur gefroren und gelitten damals, und von ihren fünf (!) Kindern seien drei unter diesen Umständen gestorben, bevor sie sprechen konnten. Erst mit Mitte 30 sei es ihr besser gegangen: In den 50er Jahren!
Man kann es sich kaum vorstellen, dass es auch in Deutschland einmal so war.
Fazit: Barfuß ist Luxus für uns alle. Auch für mich. Wer weiß, wie sehr ich mich nach Schuhen sehnen würde, wenn ich keine warme Wohnung, kein Auto, kein Geld hätte. Die könnten wahrscheinlich noch so unbequem sein und nicht auf meine Füße passen, ich würde sie lieben. Und so würde es uns wohl allen gehen.
Es ist daher in der Tat gar nicht so absurd, Almosen für Schuhe zu spenden.
Wenn man sie denn annimmt. Ich könnte das nicht tun.
Gruß
Julia