nochmal Barfuß und Armut (Hobby? Barfuß! 2)

Kerstin, Tuesday, 14.11.2000, 17:19 (vor 8713 Tagen) @ chris

Hallo Chris,
wie du vielleicht weiter unten gelesen hast, hat dieses Problem gestern auch mich und meine Mutter beschäftigt

Zustand 1: "Ich bin der Umwelt ausgeliefert".
Die Tiere im Wald können sich keine Schuhe machen, die Urmenschen wahrscheinlich auch noch nicht, weil ihnen das Werkzeug fehlte. Auch heutzutage ist man unbeschuht, theoretisch, wenn einem das Geld fehlt. Dann muss man im Winter frieren, und Barfuß ist keine tolle Sache.

Das mußte meine Mutter (62) zumindest teilweise in ihrer Kindheit erdulden. Darum versteht sie nicht, daß ich (17) neuerdings zu Hause und im Sportunterricht gerne barfuß laufe, sie drängt mich sogar mit Argumenten ("Kind, du brauchst doch nicht barfuß gehen, es ist Geld genug da"), Schuhe anzuziehen.

Zustand 2: "Ich kann mich vor der Umwelt schützen".
Um sich vor dem feindlichen Lebensraum zu schützen, kann ich mir entweder Schuhe selbermachen oder kaufen. Ersteres setzt das Wissen darüber voraus, zweiters setzt voraus ich habe genug Geld. Dieser Zustand ist schon eine wesentliche Verbesserung im Vergleich zu Nummer 1.
Zustand 3: "Ich kann die Umwelt formen".
Schreitet die Zivilisation voran, wird sie so mächtig, dass kein bedarf mehr besteht sich vor der Umwelt zu schützen, weil die Umwelt an die eingenen bedürfnisse angepasst werden kann.
Wir befinden uns im moment (Jahr 2000) auf dem Weg von 2 nach 3.
Heute leben wir in Häusern, in denen weitgehend unabhängig von den äußeren Witterungsverhältnissen das Klima nach eigenen Wünschen gestaltet werden kann. Barfuß laufen zu können ist das Zeichen, das ich so Wohlhabend bin, dass ich den Winter einfach vor die Tür sperren kann.

Ich habe versucht, ihr das zu erklären, und natürlich versteht sie, daß ich jederzeit meine Schuhe anziehen kann, wenn mir danach ist. Ich glaube fast, der beste Weg, "Nichtbarfüßer(Innen)" zu überzeugen, ist, mit gutem Beispiel voranzugehen, wie ich es seit einem Monat versuche. Aber natürlich spielen auch gesellschaftliche Zwänge (oft wird man sicherlich angestarrt und stößt -wie hier ich- auf Unverständnis) eine Rolle.
Wenn man dann "aufklären" möchte, sollte man wohl versuchen, sich normal zu verhalten und nicht die anderen mit den gesundheitlichen Vorteilen des Barfußlaufens "zureden"(ich glaube, das führt vor allem bei älteren Leuten eher zu Trotzreaktionen).

Viele Grüße
Kerstin


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