Bedauerliche Ignoranz (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 20.01.2008, 23:27 (vor 6087 Tagen) @ Markus (Oberbayern)

Ich lese hier sehr gerne von barfüßigen Alltagserfahrungen aus unterschiedlichen Lebenswelten.


Ich auch. Aber über unser politisches System zu diskutieren hat nichts mit Barfuß zu tun.

In unserer Welt hängt alles irgendwie miteinander zusammen. Das politische System eines Staates ist nicht von den gesellschaftlichen Bedingungenm zu trennen. UNd in diesem Forum schreiben auch ein paar Barfußläufer, die sich auch über die politisch- gesellschaftlichen Aspekte des Barfußgehens Gedanken machen. Dazu in aller Kürze nur soviel:
Barfußlaufen hat für mich sehr viel mit Freiheit zu tun. Gegenwärtig bemere ich aber in Politik & Gesellschaft einen starken Trend zur Entliberalisierung; immer mehr wird reglementiert, und die bürgerlichen Freiheiten und Grundrechte werden im Namen der sogenannten "inneren Sicherheit" und einer von interessierten politischen Kreisen propagandistisch maßlos aufgebauschten Terrorgefahr immer stärker eingeschränkt. Diese Kreise spüren natürlich auch unterschwellig die freiheitliche Komponente des Barfußlaufens und bekämpfen sie daher zusammen mit anderen Symbolen eines freiheitsliebenden Lebensstils ebenso unterschwellig, aber nicht weniger wirkungsvoll. Dies zeigt sich darin, daß die ganzen verstaubten "klassischen" Regeln von Stil & Etikette nach und nach kräftig wiederbelebt wurden, und diesen zufolge ist Sokkenlosigkeit und erst recht Barfüßigkeit einfach "nicht gesellschaftsfähig". Hierfür hat Jay bereits ein sehr gutes Beispiel genannt: War die Durchsetzung von Kleiderordnungen in Betrieben, sofern es nicht um staatliche Institutionen wie Bundeswehr und Polizei (Uniformen) handelte oder zwingende betriebliche Belange (Unfallverhütungsvorschriften; Schutz des Arbeitnehmers vor Verletzungen) es erforderten, früher nicht justitiabel, so gilt heute die Kündigung eines Arbeitnehmers, der sich solchen Kleiderordnungen nicht unterwerfen will, als gerechtfertigt. Ein anderes Beispiel für die Entliberalisierung der Gesellschaft ist die Wiedereinführung der sogenannten "Kopfnoten" in den Schulzeugnissen nordrhein- westfälischer Schüler (während in meinen Grundschulzeugnissen nur drei "Kopfnoten" standen, sind es jetzt indessen deren sechs), damit künftige Arbeitgeber Auskunft über sogenannte "soft skills" bekommen und so schärfer selektieren können. Ich könnte noch viele weitere Beispiele nennen, aber das würde zu weit führen und auch zu stark in den "off- topic"- Bereich führen.

Nur ein Beispiel: Als damals dieser 11. September war, hat mich diese TV-Berichterstattung damals deprimiert. Ich habe dann auf andere Kanäle gezappt, um zu entspannen. Aber auch da war diese Berichterstattung.
Also dachte ich mir "gehste ins Internet und schaust in dein Forum" (zu einem anderen Thema) aber auch da wird über den 11. September geredet.
Oder wie damals 2004 bei diesem Tsunami. Egal wo du im TV hingezappt hast (vor allem auf diesen kommerziellen Nachrichtensendern), dauernd wurde über diesen Tsunami berichtet. Das hat dann die ganze Weihnachts- und Silvesterstimmung kaputt gemacht.

Es ist ein Unrecht, wenn jemand gegenüber der Not seiner Mitmenschen die Augen zukneift. Barfüßer sollten Menschen sein, die mit zwei offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen und sich Mitmenschen in Not gegenüber offen und solidarisch erweisen (auch das gehört für mich zur barfüßigen Lebensphilosophie).

In erster Linie dient das Forum dem Austausch von Informationen, philosophischen Standpunkten zum Thema barfuß und der Organisation von Treffen und gemeinsamen Aktivitäten.


Aber nicht, um unser politisches System zu diskutieren.

Im Kapitalismus ist es leider so, daß viele Menschen sich ihrer Armut schämen und diese verbergen. Diese Menschen gehen zumeist nicht barfuß, denn Barfüßigkeit wird noch immer vielfach mit Armut assoziiert.


Aber ist doch dem Jay als passionierten Barfußläufer egal, zu mal er sich vor den Mitarbeitern im Tafelladen - die ja den Armen helfen wollen und sie deswegen nicht auslachen - wegen Armut nicht schämen braucht.

Abgesehen davon, daß Du hier Jay mit Dominik R. verwechselst, steht es Dir nicht zu, darüber zu urteilen, was jemand, der einen Tafelladen aufsucht, dort zu empfinden hat und ob er dies barfuß tut oder nicht. Du solltest vielmehr froh sein, daß Du es anscheinend noch nicht nötig hast, solche Einrichtungen in Anspruch zu nehmen.


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