300 Kilometer Barfußmarsch (Hobby? Barfuß! 2)

Andreas ⌂ @, Tuesday, 11.09.2007, 22:38 (vor 6219 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich;

Mir fiel gerade was zu meinem letzten Posting auf. Die Karte war natürlich 1:200 000 = 1 cm Karte = 2 cm Natur. Dass mein Fehler niemandem auffiel, schließe ich darauf zurück, dass die wenigsten Barfußläufer eine Karte benutzen oder momentan eher mit dem ganzen TraRa hier beschäftigt sind.

Zurück zum Marsch:
Hast Recht...ich bin immer auf Asphalt gelaufen, wegen den Rädern und dem Gewicht des Anhängers. Auf den Campingplatzwiesen versank er ja schon...genau das meinte ich ja letztens. Die Vielfalt die man beim Barfußlaufen erleben darf. Temperatur-, Straßenbelag- und Umgebungsunterschiede. Einfach genial. Schade, dass ich damit nicht schon viel früher angefangen habe. Na, es hat und braucht halt alles seine Zeit. Das Verhältnis von Haupt- oder Nebenstraßen beurteile ich als gleich. Da kann man nichts davon ableiten, auf was man bei der Planung einer solchen Tour bevorzugen sollte. Es kommt eh anders, als man es plant. Nebenstraßen haben den Vorteil, dass meistens weniger Verkehr ist, es allerdings halt auch weniger Einkaufs- oder Getränkebeschaffungsmöglichkeiten. Erstaunlich war, dass ich, egal wo ich nach Getränken nachfragte (oftmals Bauernhöfe), ich immer welche bekam. Du musst dir das ja mal bildlich vorstellen. Ich stand barfuß mit einem Sarg vor der Türe ;)

Ulrich. Du bist ganz nah dran. Diese Strecke bin ich ja fast gelaufen. Donauwörth - Kaisheim - Monheim (da gabs ein Kloster mit einem Riesebiergarten und hinten dran einen Knast - ich glaube schlimmer kann man Menschen nicht bestrafen - verzeih mir meine Ironie) - dann nach Treuchtlingen und dann über Graben (Forsa Carolina = Überbleibsel eines Kanals (Mein-Donau-Kanal) vor 1200 Jahren! Es blieb beim Versuch, denn der Boden war mit der damaligen Technik nicht für einen Kanalbau geeignet. Sie kannten ja auch keine Schleusen damals) - dann ging ich nicht nach Gunzenhausen, sondern direkt nach Pleinfeld. Georgsgmünd usw. Das hast du genau richtig erkannt. An Bahnlinien entlang ist es meistens relativ flach - zumindest flacher, als über andere Wege.

Man sollte für den Splitt ein Pfandsystem einführen "schmunzel". Dann ärgert er uns nicht mehr so. In der Schweiz rennen die Kinder ja auch nach einem Karnevalsumzug mit Kehrschaufel und Besen rum und sammeln das Konfetti für das nächste Jahr wieder ein. Liegt wohl eher am Geiz bei denen.

Ulrich, noch ein "Detail" zum Schluß. Vor Friedrichshafen kam mir auf dem Radweg ein VW-Bus des Malteser Hilfsdienst rückwärts entgegengefahren. Der nette Herr sagte zu mir spontan: "Hey, ich öffne die Klappe und du setzt dich hintendrauf und hälst deinen Anhänger fest, dann geht es schneller". Ich stutzte kurz. "Wo willst du denn eigentlich hin?", fragte er. "Nach Nürnberg", entgegnete ich im. Verblüfft und weniger so lächelnd stand er da und musterte mich von oben bis unten. Hehe. Er schloß die Klappe seines Fahrzeugs, wünschte mir eine gute Reise, fuhr davon und ich konnte weiterlaufen. Da hätte ich mich ja selbst betrogen.

Liebe Grüße vom Bodensee nach Berlin

Andreas
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Hallo Andreas

Also, die Bodenseegegend kenne ich ja ganz genau. Da war mir ja klar, dass ich auf dem geteerten Bodenseeradweg laufen kann. Ansonsten benutze ich Radler- und ganz normale Straßenkartenkarten. 1:110 000 und 2:200 000 Maßstab, also 1,1 Zentimeter Karte = 1,1 KM Natur und 2 cm Karte = 2 KM Natur. Das reichte mir völlig aus. Die Wege vom Bodensee weg kannte ich nicht. Einfach drauflos. Da ich an dem Anhänger Vollgummireifen montiert hatte, mied ich eh Wald- und Wiesenwege. Allerdings auch die Bundesstraßen und ging eher Umwege auf Nebenstrecken.

Demnach bist du also die gesamte Strecke auf Asphalt gelaufen? Dann wird dir sicher auch aufgefallen sein, dass Asphalt sehr unterschiedlich ausfallen kann. Manchmal fühlt er sich sehr glatt und angenehm an, manchmal aber auch extrem rau und unangenehm. Gerade auf den Hauptverkehrsstraßen wird ja eher der unangenehme Asphalt bevorzugt, um die Rutschgefahr für den Straßenverkehr zu minimieren, aber wie ist das auf den Nebenstrecken? Sind auch da die meisten Wege eher unangenehm, oder wie ist da wohl das Verhältnis von "angenehm" zu "unangenehm"?

Mit den Steigungen war mir schon vorher klar, dass es bis kurz vor Ulm nur hochgehen wird - gerade durch das Schussental. Die Donau entlang bis Donauwörth war fast alles flach. Aber dann musste ich ja irgendwo die Alb (Schwäbische oder Fränkische Alb) überqueren und da schien mir die Strecke von Donauwörth nach Treuchtlingen zwar steil, aber nicht so weit zu sein. Die Berge hätte ich nur vermeiden können, wenn ich einen etwa 100 Kilometere langen Umweg gemacht hätte.

Flacher und mit bedeutend geringerem Umweg wäre es eventuell entlang der ersten Eisenbahnstrecke gegangen, die München mit Nürnberg verband, also über Donauwörth - Nördlinger Ries - Wassertrüdingen - Gunzenhausen - Pleinfeld. Man hat damals schließlich bewusst die Eisenbahnstrecke dort erbaut, wo die geringsten Steigungen sind.

Aber ein wenig Schwitzen muss halt auch mal sein. Aber die Berge waren schon übel. Der Anhänger hatte ja keine Bremsen. Hoch eine Schinderei und runter ebenfalls. Meine Füße sind heute noch sauer auf mich...wenn es ging, dann mied ich es mit Schuhen zu laufen.

Dann wünsche ich dir weiterhin gute Erholung.

Allerdings ohne "Notschuhe" wäre dieser Marsch nicht möglich gewesen. Höchstens man nimmt einen Besen mit und hat ein Jahr lang Zeit...

Daraus entnehme ich, dass der Splitt, der vielfach auf den Straßen liegt, auch ein großes Problem war. Es ist einfach bedauerlich, dass das Streugut vom Winter auf Landstraßen scheinbar nie beseitigt wird.

Tja, mit der Brandblase war es so ne Sache. Das Problem ist einfach die Haut. Fehlt sie, muss Neue nachwachsen und das kostet halt a bisserl Zeit. Hm...mangelndes Training? Wohl kaum. Hatte mir ja schon im heißen April beim Training keine zugezogen. Habs wohl am Anfang der Tour etwas übertrieben...

Eigentlich kann ich da auch gar nicht mitreden. Ich hatte zwar noch nie eine Brandblase, aber ich habe meine Füße auch noch nie so stark belastet. Ich wandere ausschließlich auf Tagestouren. Solche Gewaltmärsche habe ich noch nie probiert. Umso mehr gilt dir meine Hochachtung.

Das mit dem Drumherumlaufen bei totgefahrenen Tieren ist gar nicht so einfach. Wenn ein Igel, Katze, Hase etc. auf ner Straße plattgefahren werden, dann liegen die ja nicht am Stück so herum, sondern die verteilen sich dann auf eine ganz schön große Distanz. Schnecken auf Radwege, das ging ja...nur auf Straßen ist es halt etwas anders...

Na gut, da fehlt mir auch die Erfahrung, da ich normalerweise eher vermeide auf Landstraßen zu wandern.

Ja, eine tolle Werbung fürs Barfußlaufen war es allemal. ich bleibe dran, dass es auch ein Erfolg für die Delfine wird.

Prima. :-)

Noch was zum Schmunzeln: In Ellingen bot mir eine Frau an, die Schuhe ihres Mannes zu holen, damit ich mich nicht so schinden muss...ich lehnte natürlich dankend ab.

Herrlich! Solche Details gefallen mir. :-D
Viele Grüße zurück
Ulrich

[image] http://www.walschutzaktionen.de


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