Barfuß und Autoritätshörigkeit (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Saturday, 09.06.2007, 20:42 (vor 6314 Tagen) @ Jay

Hi Jay!

für meine Person (seit 30 Jahren zu 85% reiner Barfuß-Fahrer, wenn draußen weiße Scheiße 'rumliegt, zu faul zum Winterstiefel/Sockenausziehen, außerdem Wageninneres betont naßkalt) kann ich verbindlich konstatieren, daß das Feeling von Schuhen wiederum auf mich deutlich irritierend & daher konzentrationsbeeinträchtigend wirkt, diese oft selbsternannten Verkehrs- & Fahrergonomieexperten sollen also wirklich - ich gebe jetzt unverblümt meine Auffassung kund - ihre dumme Schnauze halten.

Bei mir hält sich barfüßiges und beschuhtes Autofahren etwa zu gleichen Teilen die Waage. Der kleinere Teil meiner Fahrten findet komplett BF (= überhaupt keine Schuhe im Auto) statt. Ansonsten kommt es darauf an, ob sich die Schuhe leicht abstreifen lassen oder nicht.
Bei Sabots und Sandalen ohne Fersenriemen ist das der Fall, bei Schnürschuhen wie z. B. Dockers nicht, so daß ich letztere beim Fahren anbehalte. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, daß ich barfuß ein viel besseres Gespür habe und auch den nötigen Druck auf Bremse und Gaspedal viel besser dosieren kann.

Ich halte mich jedenfalls für zurechnungsfähig & geistig leistungsfähig genug, um wahrnehmen zu können, was mich beim Fahren stört oder weniger stört; Tabakrauch übrigens recht wenig (dafür gibt´s schlimmstenfalls das Gebläse von Heizung & Klima, falls er die Sicht behindert).

Das ist bei mir anders; Tabakrauch stört mich SEHR (und zwar nicht nur beim Autofahren, sondern immer & überall).

Ein Satz, der mir ganz wichtig ist:
Charakteristikum unserer heutigen Zeit: Der einzelne Mensch wird immer unmündiger; immer mehr Institutionen & Obrigkeiten wollen in immer mehr Lebensbereichen immer detaillierter bestimmen, was für ihn richtig, gut oder optimal ist. "MAN" bestimmt es für ihn. Autoritätsträger etablieren sich.

Diese Erfahrung mache ich auch; der Zeitgeist, die Gesellschaft werden immer illiberaler; die Stichworte, unter denen die rapide zunehmende Entliberalisierung der Gesellschaft betrieben wird, lauten "political correctness" (= Gedanken- und Meinungskontrolle) sowie "Sicherheit" (= Überwachung der Bürger in immer mehr Lebensbereichen und allmähliche Einschränkung der Bürgerrechte Zug um Zug). Das geht so weit, daß die Machthaber einen Zaun nach Art der früheren Zonengrenze (wie neulich um Heiligendamm) errichten, um sich das Volk, das gemäß Art. 20 des Grundgesetzes doch angeblich der "Souverän" ist ("Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus"), vom Leibe zu halten.

Dies wird sich insbesondere äußern, wenn einmal ein BF-Fahrverbot da ist & man erwischt wurde. Schreibt man in den "Anhörungsbogen des Betroffenen wg. einer Verkehrsordunungswidrigkeit" die Bitte um einen Termin 'rein zwecks Experimentalbeweises, daß man (wg. Gewohnheit & mehr) so am besten fahren kann, wird dieser nicht entsprochen werden.
Zu kompliziert. Zu aufwendig. Außerdem: Sie fahren beschuht am besten. Das weiß die Obrigkeit für Sie.

Schon im Kindergarten lautete eine meiner Binsenweisheiten: "Du kannst tun, was Du willst, aber Du darfst Dich auf keinen Fall erwischen lassen." Ich habe in meinem Leben allermeist die Erfahrung gemacht, daß Autoritäten dazu neigen, ihre Macht zu mißbrauchen, in aller Regel nicht mit sich reden lassen und ganz besonders empfindlich reagieren, wenn sie hinterfragt werden.
Ich habe schon des öfteren berichtet, daß Barfußlaufen immer eine Sehnsucht von mir war, die ich aus falschen Überlegungen viel zu lange unterdrückte. Lorenz vertrat vor langer Zeit einmal die These, daß es so etwas wie "barfüßige Seelen" gebe. Falls diese zutrifft, habe ich eine "barfüßige Seele". Und barfüßige Seelen beugen sich ebenso ungern Autoritäten, wie sie sich in Schuhe zwängen lassen.

Freundliche barfüßige Wochenendgrüße von jemand, der höchst selten "Autoritäten" anerkennt, Jay.

Auch ich erkenne selten Autoritäten an; insbesondere solche, die gern und häufig zu Machtmitteln greifen, sind mir verhaßt, weil ihnen offenbar die Mittel glaubwürdiger Überzeugungsarbeit nicht zur Verfügung stehen. Die wenigen Autoritäten, die ich anerkenne (vor allem kirchliche) haben ihre Legitimation dadurch, daß sie sich zum einen auf Gott sowie Schriften, die älter als sie selbst und absolut verbindlich sind, berufen, und sich zum anderen nicht auf Machtanwendung, sondern auf gegenseitiges Vertrauen stützen. Freiwilliger Gehorsam wird nämlich unabhängig von Kontrollmöglichkeiten und Machtanwendung geleistet! Barfüßige Seelen können Autoritäten somit also in aller Regel nur freiwillig oder gar nicht anerkennen.

Barfüßige Sommergrüße,
Markus U.


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