Undogmatischer Barfuß-Bahnfan? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen, Stammposter, Thursday, 03.05.2007, 07:57 (vor 6416 Tagen) @ malo

Hallo Malo,
sicher gibt es auch bei den Eisenbahnfans gewisse Grauzonen. Sicher kann man auch hier nicht sagen: "Der ist ein Pufferküsser und der ist ein richtiger Eisenbahnfan". Und jeder der nicht in eine dieser beiden Schubladen paßt, ist ein "Eisenbahngegner". Man kann ja auch nicht die Menschheit in die 3 Kategorien "echte Barfüßer", "unechte Barfüßer" und "Schuhträger" einteilen. So einfach ist die Sache nämlich auch wieder nicht. Es gibt so viele Arten von Schuhen, und jeder Schuhträger ist irgendwann man barfuß und so gut wie alle Barfüßer (zumindest im mitteleuropäischen Raum) tragen (oder trugen) irgendwann einmal Schuhe.

Und was bin ich nun? Ein "undogmatischer Eisenbahnfan?" Oder überhaupt ein "undogmatischer Bahnfan"? Mich interessieren ja nicht nur "richtige" Eisenbahnen, sondern auch Straßenbahnen. Und die Grenze zwischen Eisen- und Straßenbahnen ist manchmal auch nicht so einfach (und zumindest für den Fahrgast nicht notwendig). Man denke nur an das "Karlsruher Modell", das nach Markus U. "weder Fisch noch Fleisch ist".

Wenn ich mal in einer fremden Stadt bin, dann genieße ich es, mit den dortigen Straßenbahnen zu fahren. Am liebsten natürlich barfuß, jedoch unabhängig davon, ob der dortige Wagenpark monoton oder vielfältig ist. Und wenn ich mit dem Fahrrad unterwegs bin und ich komme an einer Museumsbahn vorbei, dann greife auch ich zur Kamera, keiner hochwertigen, sondern einer, die man auf Fahrradtouren gut transportieren kann. Und wenn das Foto nicht so gut wird, stört es mich nicht. In der Tat habe ich mich aber schon darüber geärgert, wenn andere Leute bei einem beim Fotografieren im Wege stehen, egal ob Fotografen oder nicht. Und vermutlich habe ich auch schon manch anderen geärgert, wenn auf einem Foto neben der fauchenden Dampflok oder dem historischen Tram ein Barfüßer das Bild "verschandelt" (Viele Leute in diesem Forum interessieren sich zwar für Schienenfahrzeuge, aber längst nicht jeder Bahnfan ist auch ein Barfußfan. Allerdings habe ich bei Eisenbahnfesten bisher eher weniger Intoleranz gegenüber Barfüßern beobachtet als an anderen Orten).

Teure Sonderfahrten sind nichts für mich, speziell dann, wenn zu historischen Salonzügen auch historische Kleidung erwartet wird. Da bin ich mit barfuß und kurzen Hosen fehl am Platze. Zwar liefen zu Beginn der Eisenbahnzeit prozentual mehr Leute barfuß als heute, jedoch aus Armut. Und arme Leute konnten es sich früher nicht leisten, mit der Eisenbahn zu fahren. Wenn man aber irgendwo billiger Bahn fahren kann, dann ist es durchaus möglich, daß ich mich dorthin begebe. Beispiele wären etwa das kürzliche Jubiläum der Rheinfallbahn, das Jubiläum des Simplontunnels, die Wiedereröffnung der Straßenbahn in Mülhausen usw. In allen Fällen war ich barfuß.

Ich verfolge auch manchmal einen Sonderzug, und zwar dann, wenn die Bahn nicht weit von einer Straße entfernt liegt und das Tempo ungefähr dem Radfahrertempo entspricht. Dann fahre ich mit dem Rad nebenher, heutzutage natürlich barfuß.

Du siehst, ich passe nicht so ganz in irgendeine von dir beschriebenen Eisenbahnschublade. Vielleicht ist die Bezeichnung "undogmatischer Barfuß-Bahnfan" für mich am ehesten zutreffend. Genauso wie das Barfußlaufen für mich kein Dogma ist. Wenn dem so wäre, dann hätte ich längst meinen schuhpflichtigen Job als Chemiker aufgegeben.

Undogmatische Grüße
Michael aus Zofingen


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