Es gibt "Typen" - aber wie geht man damit um? (Hobby? Barfuß! 2)
Hi Eugen!
Ich denke, die von Platon & Co. eingeführten "typologischen Schubladen" haben als heuristisches Denkprinzip durchaus ihre Berechtigung. In der Geometrie zwischen Dreieck und Viereck zu unterscheiden ist sehr sinnvoll, und auch daß es bestimmte "Rassenmerkmale" gibt (die natürlich keine Wertigkeit implizieren), wie etwa Schlitzaugen bei Asiaten, ist ja unbestreitbar.
Eigentlich ist es ein großer Gewinn, daß man solche "Denkmuster" entwickelt hat.
Nur - und das ist das Problem jedes irgendwie platonistischen Systems - tendiert man halt dazu, die Kategorien als das einzig Wichtige anzunehmen und alles darüber hinausgehende Individuelle abzuwerten. Etwa Platon sieht die "Ideen" als geistige Wesenheit an, die das eigentlich Wesentliche der Welt ausmacht, und alle konkret-dinglichen Variationen als Teil einer chaotischen Welt von Materie, die zu erkennen gar keinen Wert hat. Mit diesem Dualismus ist die Kategorie zum eigentlich Entscheidenden erklärt und der Wert des Individuums aufgehoben. Das Individuum interessiert nur noch, insofern es Teil an der Kategorie hat.
Also nicht die Ideen/ Kategorien, die z.T. sehr hilfreich sind, bilden m.E. das Problem, sondern die dualistische Abwertung des Konkret-Dinglichen.
Und man darf und muß immer wieder fragen, wie weit Kategorien das Wesen einer Sache erfassen oder ob sie überhaupt heranreichen. Um es wieder on-topic zu machen: Entscheidend ist doch nicht, ob ein barfußlaufender Mensch Schuhe mit sich trägt, sondern ob er sie partiell, etwa auf schwierigen Wegabschnitten anzieht. Wenn ich freizeitmäßig bekleidet bin, aber Dienstanzug mitsamt Schuhen mit mir rumtrage, etwa für einen späteren Termin, käme ich nie auf die Idee, schwarze Lederschuhe zu einer 3/4-Hose anzuziehen, weil ich nicht wie ein Clown aussehen möchte (ein minimales Empfinden für "stylishes" Zusammenpassen von Outfits hab sogar ich). Wenn ich sie nicht anziehe, ist es aber unerheblich, ob ich Schuhe mit mir trage - also erreicht in diesem Fall die Kategorie nicht den Kern der Sache.
Gruß, Guenther