Ob man gleich ins "kalte Wasser" springt, oder ob man im Verborgenen anfängt und sich langsam steigert, ist Geschmackssache; das kann jeder machen wie er will.

Ich habe mich nie ins "kalte Wasser" gestürzt, bin zuerst nur in der Nähe von Badeseen und auf dem Barfußweg barfuß gelaufen, also dort, wo es eh üblich ist. Später bin ich dann auch den Weg zum Badesee und zurück und auf Waldwegen barfuß gegangen. Dort ist es zwar nicht üblich, aber es wirkt doch irgendwie plausibel, weil es mit "Frezeit", "Natur" und "Erholung" zusammenhängt; außerdem ist es nur halb-öffentlich, denn da begegnet man ja nur selten Leuten.

Als ich dann mit meinem Sohn zum Kinderturnen ging, war gerade Hochsommer, und ich hatte keine Lust, bei der Hitze Turnschuhe anzuziehen, da habe ich an der Turnstunde barfuß teilgenommen. Das wurde kritiklos akzeptiert; ein paar von den Kindern waren ja auch barfuß, und die Judoka, die nach uns dran waren, trainierten ja auch alle barfuß. Da das also total okay zu sein schien, habe ich von da an beim Kinderturnen immer barfuß mitgemacht, auch als es Herbst und Winter wurde.

Im Sommer begann ich auch, Samstags morgens barfuß den Weg zum Bäcker zu gehen und behielt das bis zum Herbst bei.

Ich bin immer nur dort barfuß gegangen, wo es mir halbwegs akzeptabel erschien. Ich habe mich nie irgenwo hingewagt, wo es mir total peinlich gewesen wäre. Da meine Mitmenschen sich aber überaus gleichgültig verhielten und fast gar nicht reagierten, ging ich später auch barfuß in den Tierpark, zum Stadtfest, zum Rummel, zum Einkaufen, zum Stadtbummel, zum Wandern, also fast überall hin.

Dabei sind mir die Reaktionen meiner Mitmenschen alles andere als gleichgültig. Ich hasse es, Aufsehen oder Ärger zu erregen. Hätte ich viel Kritik oder Ablehnung erfahren, dann hätte ich mit dem Barfußlaufen aufgehört oder mich in die Zonen zurückgezogen, wo es akzeptiert wird. Es kam aber keine Kritik und keine Ablehnung, und darum kann ich es jetzt fast überall tun.