2006, Dez. 03 Barfuß im weihnachtlich geschmückten Berlin (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Johannes,
schönen Dank für den Bericht und die Bilder, die beweisen, daß Berlin doch ein paar Millionen Einwohner mehr hat als Zofingen (aber auch nur ein paar). Und entsprechend auch ein paar Millionen Kubikmeter mehr Abwasser. Da fällt die Einsparung kaum ins Gewicht, wenn mal ein Barfüßer an der Benutzung eines öffentlichen (oder privatwirtschaftlcih betriebenen) Klos verwiesen wird. Und schlußendlich kommt das Wasser doch, wenn auch zeitverzögert und eventuell in weniger umweltgerecht.
Aus meiner Kinderzeit kann ich mich noch an die Toiletten in den Hamburger Warenhäusern erinnern. Die Toilettenfrauen waren meist "alte Schachteln", vielleicht Kriegerwitwen. Seltener gab es Toilettenmänner, meist handelte es sich um einen "alten Griesgram mit Mütze". An jüngere Leute im damaligen Toilettendienst kann ich mich nicht erinnern.
Damals wäre es für mich unvorstellbar gewesen, daß man eine derartige Toilette barfuß aufsucht. Als Kind mochte ich halt nicht barfuß laufen, und auch die Kinder aus der Nachbarschaft, die es im Garten oder auf der Straße davor taten, wären niemals barfuß in die Großstadt gefahren.
Die Zeiten ändern sich halt. Als junger Mann widerstrebte es mir, beim Besuch einer Toilette auch noch Geld zu bezahlen. Im Vergleich zu Deutschland habe ich den Eindruck, als ob es in der Schweiz mehr gebührenfreie Toiletten gibt, und diese sind auch meist in einem Zustand, daß man sich nicht ekelt, sie barfuß zu betreten. Aber auch hier gibt es den Drang, auf Toiletten bei der Benutzung die schriftstellerischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Bei vielen gebührenpflichtigen Toiletten in der Schweiz wird der Geldbetrag aber nicht von einer Klofrau oder einem Klomann eingezogen, sondern per Automat.
War "Deine" Klofrau eine Deutsche oder eine Frau anderer Herkunft? Ich habe den Eindruck, als ob solche Jobs heute mehr von Ausländern durchgeführt werden als von Deutschen/Schweizern. Sicher wird der Job auch nicht gut entlöhnt, und frustrierend ist er auch. Da ist es vielleicht schon ein "Erfolgserlebnis", wenn man einem Barfüßer (oder sonst einen schrägen Siech) den Eintritt verwehrt.
Beim Barfußtreffen im Dezember 2004 in Düsseldorf waren wir auch mal in einer Passage an der "Kö" (oder war es woanders?), wo wir in einem Restaurant Kaffe tranken (dort, wo wir einem Restaurantbediensteten auffielen, der in der Zeitung gelesen hatte, wie ein barfüßiger und kurz behoster Mann in Benrath von der Polizei kontrolliert wurde). Auch in dieser Passage befand sich eine "befraute" Toilette. Diese Frau war vermutlich noch deutlich unter 30 und hatte eine dunkle Haut. Diese Frau war ausgesprochen sympathisch, irgendwie lächelte sie freundlich und fragte lediglich, ob es nicht zu kalt sei. Auch bedankte sie sich höflich, als ich bezahlte.
Du siehst, man kann nicht alle Leute über einen Kamm scheren, weder Klofrauen, noch Museumswärter, noch Barfüßer.
Schöne Grüße
Michael aus Zofingen