Autos & Kapitalismus-Psychotherapie von Barfuß-Gegnern (Hobby? Barfuß! 2)

Markus U., Stammposter, Sunday, 03.12.2006, 15:35 (vor 6503 Tagen) @ Jay

Hi Jay,

das ist noch einmal eine intessante Diskussionserweiterung.

Das meine ich auch, und so will ich mich hier auch mal einklinken.

Ich fasse es mal in freier Interpretation so zusammen: Allseits bekannte Promis könnten z.B. überall problemlos barfuß laufen (es gibt ja auch Beispiele), da man das bei Ihnen weniger als "pennerhaft" sondern als Spleen oder gar Rebellen- oder Trendsettertum ansehen würde. Das ist eher gut für's Image (Profilierung im eigentlichen Sinne des Wortes) und wird anerkannt, während uns Normalbürgern diese Anerkennung oft nicht zuteil wird.

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Ja, diesen Effekt gibt es, wobei ich aber eher glaube, daß das bekannte Barfußgegner-Spießertum in gleicher Art und Intensität 'rummeckert und lästert, wenn es z. B. von Jane Fonda´s Barfußhochzeit hört und sich "provoziert" fühlt ("was erlaubt die sich" - "das gehört sich nicht, bei so jemand schon gleich 2mal nicht") und bekanntermaßen alles an den Haaren herbeizieht, um seine Anti-BF-Ideologie zu begründen. Kann man sich mit "gesellschaftlich Ungehörigem" grade mal nicht durchsetzen, dann stinkt´s oder es wird in Anspielung auf dieses "Massen-Bewußtsein" anderweitig die Hygienedimension bemüht (Verbreitung von Pilzsporen o. dgl.), oder, was außerordentlich schlimm ist, "häßlicher Anblick" (die Anti-Fuß-Neurose in den USA gibt es i. W. auch deswegen, weil der F zum betont häßlichen Körperteil hochstilisiert wurde, mir sind 2 verheerende Artikel im "Reader´s Digest" bekannt).

Prominente und ihre Makken, Allüren, Affären und Geschichten interessieren mich grundsätzlich nicht, da ich jeder Form von Personenkult von jeher abhold bin, und wenn jemand berichtet, daß eine prominente Person irgendwann irgendwo bei irgendeiner Gelegenheit irgendwie barfuß gesichtet worden sei, dann hat das für mich den Informationswert des sprichwörtlichen Sakkes voll Reis, der irgendwo in China umfällt.
Was mich interessiert, sind echte Begebenheiten mit echten Leuten aus dem richtigen Leben.
Ich wüßte auch gern Bescheid darüber, wieso gerade Füße absichtsvoll zum "häßlichen Körperteil" hochstilisiert wurden. Die Vorstellung, daß ein Körperteil, und dazu noch ein so wichtiger wie die Füße, die zu unserer Fortbewegung unbedingt nötig sind, von vornherein "häßlich" sein soll, ist mir vollständig fremd. Natürlich gibt es häßliche Füße, vor allem solche, die jahrzehntelang durch falsches Schuhwerk malträtiert und deformiert sind, die an Hallux valgus leiden oder bei denen die Zehen übereinander geschoben sind oder sonstwas. Aber auch andere Körperteile wie die Hände oder das Gesicht können häßlich oder entstellt sein. Für mich gibt es nur schöne oder häßliche Körper, aber keine "schönen" oder "häßlichen" Körperteile. Als Christ glaube ich, daß Gott den Menschen einschließlich der Füße "nach seinem Bilde" (Gen 1, 26) schuf, und daß es "sehr gut" (Gen 1, 31) war. Wie können Füße da häßlich sein?

Fällt mir grade ein, auch wenn´s jetzt philosophisch wird: Füße muß man geruchsmäßig sogar in allen Ehren halten. Den eigenen Gesamt-Körpergeruch sowie z. B. Mundgeruch nimmt man nicht wahr, Füße (auch die eigenen) warnen wenistens!
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Dann ist es aber i. d. R. zu spät, denn der "Schaden" im Sinne von Geruchsentwicklung ist ja dann schon eingetreten, und dann muß man die Füße waschen. Sonderbar finde ich daher Gebräuche wie in der Türkei, Korea oder Japan, wo es in guter Gesellschaft Sitte ist, die Schuhe auszuziehen, aber die Sokken anzubehalten. Meine Füße fangen, wenn sie denn einmal in Sokken gezwungen werden, schon nach kurzer Zeit zu stinken an, während die Geruchsbildung im sokkenlosen Zustand in geschlossenen Schuhen sehr begrenzt ist und in Sandalen, Flipflops sowie natürlich barfuß ausbleibt.

Auch habe ich wie Du die Erfahrung gemacht, dass gebildete Barfußgegner auch sonst sehr viel auf Show und Fassade wert legen.

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Ja, wobei allerdings BF-Gegner häufig nicht gebildet sind. In Fällen, wo sie es sind, gelingt es mir meist, als Gesprächsresultat eine Art "Na gut, ok, akzeptiert" zu bewirken. Als Barfuß-"Profi" in der Öffentlichkeit muß man beides beherrschen: die psychologische Kriegsführung mit erforderlichenfalls vernichtender Wirkung sowie die vollendete, kultivierte Gesprächsdiplomatie. Wenn man auf einen Erfahrungsschatz von 32 Jahren BF-Gehen (mit Winter- u. sonst wenigen Ausnahmen) zurückgreifen kann, ist das ebenfalls hilfreich.

Darüber ("psychologische Kriegsführung" und so) möchte ich besonders viel wissen, aber das möchte ich bei Gelegenheit lieber persönlich besprechen.

Übrigens war bei dem Vorkommnis am Schluß, wie ich von Alexandra kurz später erfuhr, ihr Vater nicht spezifisch BF-feindlich, er lehnte mich als gesamtoutfitmäßig zu wild ab (selbstverständlich verurteilte er aber BF pauschal genauso wie Krawattenlosigkeit). Natürlich wollte er mich als potentiellen Schwiegersohn weg haben. Klug, wie er war, durchschaute er mein Auto-"Freistellungszeugnis" und mit NEU meine finanzielle Leistungsfähigkeit.
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So unterschedlich sind halt die Geschmäkker. mir war Dein "wildes Gesamtoutfit" sofort sympathisch, während mich "gelackte und geleckte" Yuppies mit Anzug, Krawatte, Schuhen & Sokken abstoßen. Wichtig ist jedoch, daß die Person insgesamt einen sauberen und gepflegten Eindruck macht, wie das bei Dir zweifelsohne der Fall ist; ein verdreckter Punk kann bei mir überhaupt nicht punkten, egal ob er barfuß ist oder nicht.

* Das Off-Topic-Forum, in welchem BFs insbesondere darstellen können, wie sie zu allgemeinen Themen denken (u. ggf. empfinden), führt meines Erachtens ein ungerechtfertigtes Schattendasein. Mein Vorschlag an die Administratoren wäre, es in Form und Gestaltung an das offizielle Hauptforum anzupassen, jedoch farblich die tristeren Töne beizubehalten (schwarze Schrift auf grauem Hintergrund). Ich trage mich mit dem Gedanken, es in der kommenden Zeit, wo´ s bei mir ja kaum BF-Ereignisse geben wird, mit [xAuf welchen Wegen Unis von wem zu Eliteunis ernannt werden] und [USA heute u. vor 25 Jahren (da kommt natürlich auch die reiche Geschichte der US-BF-Kultur vor, Sabrina fragte danach)] zu beleben, aber schaut da überhaupt wer 'rein?

Ich schaue durchschnittlich einmal im Monat rein, aber da es so gut wie tot ist, seit jemand, der früher viel, seit einigen Monaten aber gar nichts mehr schreibt, einen Aufstand machte, weil er als Fußfetischist entlarvt wurde (der entsprechende Beitrag im OT- Forum mitsamt beweisendem Link wurde auf Antrag des Ertappten gelöscht), ist das "blaue Forum" so gut wie tot, und ich habe den Eindruck, daß sich auch der Moderator desselben ("Xanadu", der ebenfalls hier sehr oft und viel geschrieben hat), auch nicht besonders dafür interessiert. Am besten setzte Dich mit ihm mal in Verbindung; könnte sogar sein, daß er es Dir überläßt. Ist jetzt aber nur so eine Vermutung von mir.

Barfüßige Wintergrüße,
Markus U.


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