Barfuß auf dem Weg zu mir selbst (Hobby? Barfuß! 2)

Tiziana, Stammposter, Monday, 30.10.2006, 11:58 (vor 6603 Tagen) @ Kathrin

Hallo Katrin, willkommen im Forum!

Jetzt kommt der Bezug zum Titel. Schuhe geben mir eine Sicherheit. Wenn ich barfuß laufe, kann ich irgendwo hineintreten, ich kann mir auf heißem Asphalt die Füße verbrennen, manche Untergründe sind so unangenehm, daß jeder Schritt weh tut. Manchmal gibt es dumme Blicke oder Kommentare. Mit Schuhen passiert das alles nicht. Doch mir fehlt auch eine Erfahrung.

Die Erfahrung wird jeden Tag größer und somit verstärkt sich das Selbstbewusstsein auch nach und nach, bis hin zu einer kompletten Sohlen- und Seelenabhärtung.
Es kommt dann der Zeitpunkt, wo Kommentare total kalt lassen oder sogar überhört werden, verlass dich drauf.

Ich fühle mich mittlerweile viel sicherer und geschützter, wenn ich barfuß bin, als wenn ich Schuhe trage.
Bedingt durch ein älteres Steißbeinbruch gibt mir mein Rücken immer noch Probleme. Barfuß kann ich den Untergrund abtasten und somit herauskriegen, ob er rauh, glatt, wulstig, holprig ist, ud kann die Schrittgeschwindigkeit am besten der Untergrundsbeschaffenheit anpassen.
Mit Schuhen geht das nicht, und ich kriege dadurch oft tierische Rückenschmerzen. Hinzu kommt, dass man mit Schuhen leichter stolpern und sich Hühneraugen, Fußpilz, u.v.m. zufügen kann.

Meine Freunde und Bekannten assoziieren mich mit meinen nackten Füßen, ohne mich aber darauf zu reduzieren. Über meine Selbstbewusstsein hinaus schätzen sie meine weiteren Eigenschaften und akzeptieren mich so wie ich bin.

Als Heilpraktikerin werde ich zumindest am Anfang weniger verdienen, aber ich spüre, daß mich der Beruf sehr glücklich machen wird.

"Geh, wohin dein Herz dich trägt".
Das ist nicht nur der Titel eines Romans von meiner Landsmännin Susanna Tamaro, sondern auch ein heißer Tipp von mir.
Ich musste auch eine ähnliche Situation durchgehen:
Ich war früher Deutschlehrerin bei einem italienischen Gymnasium. Mit meinen Schülern hatte ich eine gute Beziehung, obwohl ich ein bißchen streng war, aber ich konnte nicht vertragen, einer blöden Schuldirektorin den Speichel zu lecken. Hinzu kam, dass mein Deutsch durch das ständigen Umgang mit Anfängern bis Mittelstuflern nicht besser wurde, was mich auch sehr störte.
Ich war oft stocktraurig und unglücklich.
Fazit: Ich habe nach und nach mich selbständig gemacht und arbeite jetzt als Übersetzerin und Dolmetscherin.
Am Anfang war es schwer, aber da es mir mein neuer Beruf viel besser gefiel, fühlte ich mich glücklicher und konnte deshalb sämtliche Schwierigkeiten und Engpässe ziemlich leicht überwinden.
Schön finde ich auch, dass ich in meinem eigenen Büro rund um das Jahr barfuß arbeiten kann, denn ich bin die Chefin meiner selber.

Meine Ex-Schüler grüßen mich immer noch, wenn sie mir begegnen, selbst wenn ich barfuß bin.

Doch ich will jetzt das Leben leben, wozu ich mich berufen fühle.

Gute Entscheidung! Ich bin sicher, dass du es schafft. Das wünsche ich dir zumindest.

Grüße aus Italien
Ciao
Tiziana


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