Hi Markus U.

Eine Art "Klamottenverweigerungshaltung" hatte ich auch mal, nämlich in der Pubertät, aber die äußerte sich nicht in Barfüßigkeit, sondern darin, daß es mir so ziemlich egal war, was ich anhatte. Der Umschwung setzte ein, als ich ungefähr 18 Jahre alt war ...

Bei mir war diese Phase wohl wesentlich ausgedehnter. Barfußlaufen hatte bei mir zumindest originär absolut nix mit Körperbewußtsein zu tun. Es war mir egal, was ich trug, die anderen sollten das auch merken. Wohlgemerkt: Klamottenverweigerung heißt nicht Nudismus. Nackt (abgesehen von den Füßen) war ich nie. Ich hatte übrigens selbst in dieser Verweigerungsphase sonderbarerweise auch mal eine Aversion gegen kurze Hosen.

Daß Du gegen Ende der Schulzeit und als Student ein "crasser Klamottenverweigerer" warst und Dich in "etwas abgemilderter Form" noch heute so siehst, hätte ich jetzt nicht vermutet. Gibt es Fotos aus jener Zeit?

Ich habe mich nie oft fotographieren lassen, aber ich habe ein Photo von einem Leistungskurs aus meiner "Verweigerungs, aber Vor-Barfußphase", was ich Dir gelegentlich mal zumailen kann, wenn Deine Mailbox denn ihre Aversionen gegen meine Attachments mal aufgibt.

Und wie kamst Du zu jener Haltung?

Leute (die es letztlich subjektiv gut mit mir meinten) wollten mich einfach zu ordentlicher Kleidung überreden, und ich hab es nicht gemacht, weil ich denen den Gefallen nicht tun wollte. Dieses spätpubertäre Aufbegehren paarte sich mit völligem Desinteresse an der Kleidung an sich.

Als ich Dich auf der Rheinsteigwanderung mit Eva sah, hattest Du ja keine "Dienstkleidung" an, ohne daß mir an Deiner Erscheinung in puncto Kleidung etwas besonders aufgefallen wäre.

Ja, heute beherzige ich auch die Regel, daß Kleidung, egal ob sie "stylish" ist, meistens weitgehend akzeptiert ist, wenn sie a. sauber und b. noch nicht kaputt ist. Früher trug ich irgendeine Hose aus dem C§A, ließ sie niemals waschen (trotz vielfacher Versuche meiner Mutter) und trug sie vor allem solange, bis sie irgendwo (meist am Hintern) kaputt war. Dann trug ich sie weiter, bis ich eine Liste von 20 Personen zusammenhatte, die mich darauf aufmerksam machten. Und wenn bestimmte Leute etwas sagten, zog ich wieder 5 von der Liste ab.

Ach, jetzt fallen mir doch noch zwei Fragen ein:
Wie alt warst Du, als Dir einfiel, daß Barfuß noch "effektiver" in Deinem Sinne als ausgelatschtes Schuhzeug sei?

Es war am Anfang meiner Studentenzeit, kam ganz zufällig aufgrund einer Wette mit einer Kommilitonin, mit der ich damals immer gemeinsam im Zug fuhr. Die schloß in der Uni (im Hochsommer, wohlgemerkt) immer ihre Sandalen ins Schließfach und lief dann dort barfuß rum. Sie wollte mich mal necken und sagte mir, dazu würde ich mich nicht trauen. Ich hab sie einfach schockiert, indem ich am nächsten Tag ganz barfuß kam. Nach ein oder zwei Wochen empfand ich das nach anfänglichen Schwierigkeiten nicht mehr als unangenehm (eigentlich recht schnell dafür, daß ich vorher sogut wie nie barfuß war), das reichte für mich, um denn erstmal auf Schuhe zu verzichten. Und so im Verlauf eines immer kühler werdenden Herbstes gewöhnt man sich sukzessive auch an kältere Temperaturen.

< Und hattest Du Dein Abiturzeugnis auch schon barfuß enztgegengenommen?

Nein, das war ja noch zu Vor-Studienzeiten. Damals gab es noch nicht die heutige Regelung, daß Schüler schon vor dem Abitur an die Uni können ...

< Ich selbst kann mich erinnern, daß ich im Jahre 1986 bei allen Abiturfeierlichkeiten durchgehend sokkenlos, aber nicht barfuß war.

Bei mir war´s 1988.

Gruß, Guenther