Vielleicht auch eine Frage bi-polaren Selbstbewusstseins? (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 24.05.2006, 07:40 (vor 6763 Tagen) @ Hippie

"Der amerikanische Philosoph Bob Dobbs sagte einmal, dass 80% der Menschheit aus Arschlöchern bestehen. Das w3ar sicherlich etwas überspitzt, aber es gibt schon eine ganze menge komischer vögel da draußen. Wobei ich nicht den fehler machen möchte, nun alles in Freund und feind einzuordnen. Das wäre auch verkehrt. Mit Sicherheit aber gibt es sehr viele intolerante UZeitgenossen. Und da ist der Mitmensch mit dem auffälligen Outfit oder Aussehen, egal ob Hippie, Punk, Ausländer, Behinderter, barfüßer oder sonstewas automatisch Angriffssignal."

Hallo Hippie,

sicher ist, daß annähernd 100 % der Menschheit eine derartige Öffnung zwischen denjenigen Backen, die kein Gesicht darstellen, besitzt. Aber ob man gleich 80 % der Menschheit auf diese Öffnung reduzieren darf, sei mal dahingestellt. Auch in einem Barfußforum, zumindest in einem wie diesem, das sich nicht als Fetischforum versteht, wird der Mensch ja nicht auf die nackten Füße reduziert.

Es scheint wohl wirklich ganz tief im Innern eines Menschen zu liegen, alles, was anders ist abzulehnen. Und je größer der Unterschied zwischen Mehrheit und Minderheit, desto größer die Ablehnung. Dabei ist die Ablehnung in Form von körperlicher Gewalt nur eine Form. Körperliche Gewalt wird in erster Linie von Menschen der primitivsten Art ausgeführt, speziell dann, wenn sie in der Gruppe sind und sich damit stark fühlen. Eine Gruppe von betrunkenen und arbeitslosen Jugendlichen in "Kampfstiefel" fühlt sich gegenüber einem einzelnen Barfüßer, einer einzelnen Frau mit Kopftuch, einem Rentner am Stock usw. überlegen und greift an.

Es gibt aber auch andere Mittel, einen, der anders ist, abzulehnen. Ein Personalchef eines Großunternehmens, dem ein barfüßiger Bewerber bei einem ersten Vorstellungsgespräch gegenübersteht, wird diesen wohl kaum einstellen. Er wird sich gar nicht erst die Mühe machen, den Bewerber auf seine fachlichen Kenntnisse hin zu prüfen. Die Gefahr besteht übrigens auch, wenn der Bewerber in Dienstkleidung erscheint, jedoch schon vorher zufällig anderswo barfuß gesichtet wurde. Es wäre sicher ungeschickt, sich ein gesamtes Adventswochenende barfuß und in kurzen Hosen in Zofingen rumzutreiben und sich am nächsten Tag bei einem Zofinger Chemieunternehmen zu bewerben. Wer aber schon in diesem Unternehmen tätig ist, der wird wegen barfuß wohl kaum rausgeschmissen.

Es gibt noch eine andere Form der Ablehnung. Man läßt sich nichts anmerken und spricht dann andere deswegen an. Oder man ruft gleich die Polizei. Leute, die wegen jedem "Muckensäckeli" (am liebsten noch anonym) die Polizei rufen, sind ein Paradebeispiel für einen Spießer.

Aber auch einige (nicht alle) Polizisten nutzen gegenüber Leuten, die sie für schwächer halten, ihre Machtposition schamlos aus. Schon mehr als einmal hat ein Polizist bei einer Kontrolle gesagt, nachdem ich barfuß und in kurzen Hosen erwischt wurde: "Sie könnten ja aus einer Anstalt ausgebrochen sein!" oder gar "Sie könnten ja gerade eine Straftat begangen haben!" Wenn der Beamte dieses zu einem Bankdirektor in Anzug und Krawatte gesagt hätte, dann hätte der Polizist sicher Schwierigkeiten bekommen von seinen Vorgesetzten. Letztes Wochenende war übrigens Abstimmung: Die Wahlbeteiligung war schwach, aber von denjenigen, die abgestimmt haben, war die Mehrheit für eine Verstärkung der Polizei im Kanton Aargau. Schlechtere Zeiten für Barfüßer?

Gewaltfreie Grüße

Michael aus Zofingen


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