Chemie im Bodenbelag (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Leo, hallo Tanja,
Asphalt ist das, was bei der Destillation von Erdöl übrig bleibt. Und die Zusammensetzung von Erdöl ist komplex und variiert stark je nach Fundort. Besonders giftig im Erdöl sind die "Aromaten". Der einfachste Aromat ist das Benzol, aber auch Toluol, Xylol, Naphthalin sind Aromaten. Es gibt Aromaten mit hohem und mit niedrigem Siedepunkt. Während beim Destillieren des Rohöls die leichtflüchtigen Aromaten (z.B. Benzol) überwiegend in den Destillatfraktionen (etwa Benzin) zu finden sind, bleiben die schwerflüchtigen Aromaten im Asphalt zurück.
Sind diese Aromaten giftig? Ja!
Sind diese Aromaten ein Grund, aufs Barfußlaufen zu verzichten? Nein!
Sind beide Antworten ein Widerspruch in sich? Nein!
Denn die Aromaten sind schwerflüchtig und wasserunlöslich. Sie haben somit keinerlei Verlangen, von ihrer soliden Asphaltmatrix in den Menschen, der ja überwiegend aus Wasser besteht, zu gelangen. Und schon gar nicht durch die Fußsohle.
Gefährlich könnte es sein, wenn man Asphalt mundgerecht zerkleinert und dann verzehrt, aber wer macht das schon!
Wenn sich an sehr heißen Sommertagen normalerweise feste Bestandteile des Asphalts verflüssigen und man stundenlang dort stehen bleibt, dann könnten auch Aromaten durch die Fußsohle (soweit diese nicht schon längst verschmort ist) in den Körper gelangen.
Oder wenn der Asphalt ÜBER LÄNGERE ZEIT mit Benzin oder Diesel überdeckt war und man sich dann stundenlang in die Pfütze stellt. Da aber Benzin und Diesel selbst genügend Giftstoffe enthalten, machen die aus dem Asphalt herausgelösten Aromaten die Sache auch kaum noch schlimmer.
Amalgamfüllungen enthalten ja auch hochgiftige Quecksilber. Trotzdem würde es mir nicht im Traum einfallen, diese Füllungen ersetzen zu lassen. Und über Jahrhunderte wurde Wasser durch hochgiftige Bleileitungen geleitet, und die Menschheit ist daran nicht zugrunde gegangen. Es gibt so viele Dinge, die giftig sind. Aber ob sie in der Praxis schaden, das hängt einmal von der Menge ab, zum anderen von der Resorbierbarkeit.
Zu "giftigen" Flipfops: Auch wenn der Gummi bzw. das Plastik Giftstoffe enthalten sollte, so werden auch diese kaum durch die Fußsohle in den Körper gelangen. Vermutlich dürfte auch eine Verletzung des Fußes kaum ausreichen, um einen Flipflopträger zu vergiften.
Die größte Vergiftungsgefahr besteht immer noch, wenn man sich wegen geschlossener Schuhe Blasen holt und stundenlang weiter mit Schuhen läuft, ohne die Wunde zu behandeln. So können Giftstoffe aus dem Leder in den Körper gelangen. Chromleder enthält giftige Chromsalze, die deutlich besser wasserlöslich sind als die Aromaten im Asphalt. Aber selbst die Vergiftungsgefahr durch Chromsalze durch eine Wunde im beschuhten Fuß ist vernachlässigbar im Vergleich zu der bakterienbedingten Blutvergiftungsgefahr.
Es liegt also überhaupt kein Grund vor, wegen Vergiftungsgefahr aufs Barfußlaufen zu verzichten. Weder am Bahnhof Zoo, noch in Saarbrücken, noch in Düsseldorf auf der Rheintreppe, noch in Bonn in irgendwelchen Parks. Und nicht einmal in Zofingen, denn Polizisten sind schließlich keine Giftschlangen.
Giftfreie Grüße
Michael aus Zofingen