Ein neuer Rekord (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 13.07.2005, 12:57 (vor 7011 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

Michael:
Ein Barfüßer "sieht" sogar mit verbunden Augen, ob er sich in der Altstadt oder in der City befindet. Altstädte haben nicht selten angenehmes Kopfsteinpflaster, während in der City Betonplatten überwiegen. Scherben kann es beiderorts geben, nur lassen sie sich vom Beton mit Kehrmaschinen erfolgreicher entfernen.

Ulrich:
Scherben halte ich auf Kopfsteinpflaster eigentlich für weniger gefährlich als auf Betonplatten, weil sie dort eher in die Ritzen zwischen den Steinen fallen und dann vom Fuß kaum noch erreichbar sind. Kehrmaschinen können zwar Betonplatten sicher besser reinigen, aber wann kommen die schon mal?

Michael:
Das mit den Ritzen stimmt. Wenn man die Pflastersteine mittig nimmt, ist die Verletzungsgefahr am geringsten. In den Ritzen sind eigentlich nur die eher seltenen großen aufrecht stehenden Scherben gemein. Tagsüber sieht man sie aber.
In der Schweiz kommen die Kehrmaschinen relativ oft. Zu später Nachtzeit dagegen kommen sie nicht, sondern erst am nächsten Morgen.

Michael:
Ein gutes Gewissen hätte ich nie gehabt. Einerseits macht man eine hilflose Person nicht im Stich lassen. Andererseits möchte man ihn aber nicht seinen "Feinden" in die Hände spielen. Manch einer sieht im Sozialarbeiter einen "Feind", der ihn bevormundet.

Ulrich:
Den Eindruck hatte ich eigentlich nicht. Natürlich wird er von seinem Sozialarbeiter bevormundet, wenn es heißt, dass er um acht zu Hause sein muss und er auf keinen Fall auf einen Bahnsteig gehen sollte, aber das war ja offensichtlich auch berechtigt. Genau wie man Kindern ihre Grenzen deutlich machen muss, ist es anscheinend auch bei diesem Mann nötig, und ihm schien es auch irgendwie normal vorzukommen. Eltern müssen ja auch ihre Kinder bevormunden und werden deshalb nicht gleich als Feinde betrachtet.

Michael:
Da ich den Menschen nicht kenne, kann ich mich auch nicht in ihn hineinversetzen. Kinder werden bevormundet, kennen aber nichts anderes. Wer aber einmal die Freiheit kennen gelernt hat, empfindet vieles als Bevormundung was andere weniger stark empfinden. Vielleicht reagieren Leute, die wie ich keine Ehe anstreben, heftiger auf jegliche noch so kleine Einengung der persönlichen Freiheit nach dem Motto "auch der Versuch ist strafbar" (z.B. längerer mehr oder weniger ungebetener Besuch, Polizei in Sichtweite, Spitalaufenthalt).

Michael:
Ich hoffe, daß Dir das Ereignis im Zug nicht den Tag verdorben hat ...

Ulrich:
Das hat es auf keinen Fall! Schade war nur, dass ich auch auf nette Gespräche mit meinen Sitznachbarn über meine Barfüßigkeit hoffte, aber der erste, der sich zu mir setzte war ein Verrückter. Im Zug von Magdeburg nach Berlin setzten sich dann irgendwann noch zwei hübsche Frauen zu mir, nur das brachte mir auch nichts, weil die kein Deutsch konnten. :-(

Michael:
Vielleicht ist es kein Zufall, daß sich der Mann ausgerechnet neben Dich setzte. Als Barfüßer wirkt man meistens sanftmütig, und die Gefahr daß ein "Verrückter" einem anderen Verrückten Schwierigkeiten macht, ist wohl auch selten. Andererseits würde man sich als Barfüßer im Zug wohl auch nicht unbedingt neben Leute setzen, die etwas dagegen haben könnten. Wenn ich geschäftlich in Dienstkleidung unterwegs bin, würde ich keinerlei Hemmungen haben, mich in die Nähe von anderen Krawattenträgern setzen. Wenn ich aber barfuß im Zug unterwegs bin, dann suche ich mir lieber Plätze, wo Leute in Freizeitkleidung sitzen. Das trifft übrigens auch zu, wenn ich zwar mit Schuhen, jedoch in kurzer Hose oder langen Jeans unterwegs bin). Die Wahrscheinlichkeit, daß Krawattenträger sich von einem in Freizeitkleidung angeekelt fühlen ist größer als bei Leuten in Freizeitkleidung. Auch habe ich schon festgestellt, daß gut gekleidete Leute nicht in meiner Nähe sitzen wollten, wenn ich barfuß war, während "schlecht" gekleidete sich nicht daran stören. Als ich vor Jahren (also vor meiner Barfußzeit) einmal Anfang März im Tessin war und nun mit dem Zug zurückreiste (in kurzen Hosen und Turnschuhen ohne Socken), setzte sich in Sursee ein Mann in meine Nähe. Dieser war im kurzärmeligen T-Shirt mit verwaschenen Jeans und Sandalen (mit Socken) auch für die Jahreszeit etwas leicht gekleidet, bei mir brauchte er wohl keine Angst haben, daß ich ihn verpfeife.
In die Nähe von Uniformträgern setze ich mich im Zug allerdings nie, nicht einmal dann, wenn ich Anzug und Krawatte trage.

Schöne Grüße

Michael aus Zofingen


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