Ein neuer Rekord (Hobby? Barfuß! 2)

Ulrich (Berlin) @, Stammposter, Monday, 11.07.2005, 21:21 (vor 7013 Tagen)

Hallo

Am frühen Sonntagmorgen um 7:30 stieg ich in Berlin-Wannsee in den Zug nach Magdeburg, um schließlich nach Hannover zu fahren. Bei 16° war es mir für kurze Hosen noch zu kalt, so dass ich lange Jeans und ein T-Shirt trug, mir war dennoch recht kühl. Ab Magdeburg ging es dann nach Braunschweig, wo ich während der Zeit in der ich auf den Zug nach Hannover wartete ein paar Straßenbahnen fotografieren wollte. Leider wurden es nur zwei Züge, da die Straßenbahnen dort nur alle halbe Stunde fuhren. Auf dem Bahnhofsvorplatz in Braunschweig sprach mich dann ein Herr an, der mich vor (nicht vorhandenen) Scherben warnte, aber mir auch bestätigt hat, das es gesund und sehr angenehm wäre barfuß zu laufen. Ich gab ihm dann eines meiner Prospekte, das er versprach zu lesen.
Bei der Einfahrt in den Bahnhof Hannover sah ich beim Blick aus dem Fenster bereits einen barfüßigen Mann auf dem Bahnsteig. Das musste RainerL sein. Ich ging ihm dann entgegen, sprach ihn an, "Rainer?", er war es. Wir gingen dann zur Touristeninformation, da ich ein bestimmtes Denkmal am Hauptbahnhof suchen wollte, das wir aber nicht fanden, und auch die Fachleute konnten uns da nicht weiterhelfen. Wir gingen dann in Richtung Kröpcke, wo ich ein paar Bilder vom U-Bahnhof machte. Dort warnte mich Rainer vor zahlreichen Glasscherben, während er kurz darauf versehentlich eine größere Scherbe mit nacktem Fuß wegkickte, die er nicht gesehen hatte. Er scheint so trainiert zu sein, dass er darauf gar nicht mehr achten muss. Oder sehe ich das falsch, Rainer?
Wir gingen dann weiter durch die City, dann durch die Altstadt (in Hannover ist das zweierlei, wie er mir erklärte), sahen uns die Marktkirche und die historischen Häuser in ihrer Umgebung an, umrundeten den Niedersächsischen Landtag im Leineschloss und erreichten die Leine. Anschließend folgten wir dem Leinbnizufer und gingen zum Steintor. Ein Stadttor gibt es dort allerdings nicht mehr.
Ich hatte nun den Wunsch noch bestimmte Häuser in der Jägerstraße zu fotografieren, die wir aber auch nicht fanden. An dieser Stelle hatte ich einen neuen persönlichen Rekord erreicht. Ich war 232 km (Luftlinie) von meinen Schuhen entfernt, so weit wie noch nie.
Anschließend fuhren wir vom Königsworther Platz mit der U-Bahn zum Kröpcke zurück und aßen dort noch ein Eis bevor wir um 14:11 in die U1 stiegen, die uns bis Gleidingen Nord brachte. Beim Aussteigen aus der Bahn suchten wir zunächst recht hilflos nach der Bushaltestelle der Linie 390, die uns fünf Minuten später nach Wehmingen bringen sollte, dann sprach uns noch jemand sehr nett wegen unserer Barfüssigkeit an und ich verpasste dadurch die einzige Gelegenheit einen silbernen Stadtbahnzug bei Tageslicht zu fotografieren. Am Hauptbahnhof fuhren nur die grünen Wagen.
Der Bus hielt dann direkt an der Straßenbahnhaltestelle (wie eine U-Bahn-Station sah das jedenfalls nicht aus), und fuhr uns dann zum Hannoverschen Straßenbahnmuseum in Wehmingen. Nach fünf Minuten Fußweg auf Kopfsteinpflaster erreichten wir den Museumseingang. Niemand kümmerte sich dort um unsere Füße, aber im Laufe der Zeit waren zumindest drei Kinder barfuß zu sehen. Ob wir da motivierend gewirkt haben? Das Museum ist durchaus barfuß zu bewältigen, teilweise ist aber auch Kies vorhanden, der für Anfänger sicher nicht optimal, aber doch gut begehbar ist. Wir nahmen zunächst an einer Führung teil, dann sahen wir uns die jährlich stattfindende Straßenbahnparade an, die ich mir etwas größer vorgestellt hatte, es folgte noch eine Ausstellung im Haus, ein Rundgang über das Gelände und ein etwas verspätetes Mittagessen.
Um 18:00 nahmen wir dann den Bus zum Bahnhof Sehnde und stiegen dort nach langer Wartezeit in den Zug nach Hannover. In Lehrte stieg ich dann aus, während Rainer im Zug blieb. Nach zweimaligem Umsteigen in Braunschweig und Magdeburg erreichte ich schließlich um 23:35 wieder Berlin.
Im Zug von Braunschweig nach Magdeburg erlebte ich dann etwas negatives. Gerade als die Schaffnerin durchkam fragte ein Mann, ob der Zug nach Braunschweig fährt. Sie erklärte ihm, dass er in die falsche Richtung fahren würde, aber bis Magdeburg im Zug bleiben und mit ihr wieder zurück fahren solle, da es vorher ohnehin keinen Gegenzug geben würde. Er setze sich dann zu mir und erzählte, dass er in einem Heim in Braunschweig wohnen würde wo er betreut wird, sein Sozialarbeiter ihm gesagt hat er solle keinesfalls auf den Bahnsteig gehen, er hat es dann doch gemacht und ist in den erst besten Zug gestiegen und Geld hatte er auch nicht! Ein geistig verwirrter Mann! Die Schaffnerin hatte das aber nicht bemerkt. Er überlegte dann, ob er in Magdeburg bleiben oder nach Berlin weiter fahren solle, ich riet ihm zurück zu fahren, aber war mir nicht sicher, ob er das tun würde. In Magdeburg riet ich ihm daher mit mir zusammen die Schaffnerin zu suchen, damit sie ihm weiterhelfen könne. Wir fanden sie schließlich und ich machte ihr die Situation klar. Bei dieser Gelegenheit sagte sie dann: "Sie sind ja barfuß" "Das ist unwichtig!" meinte ich darauf nur, obwohl ich gerne darüber gesprochen hätte, aber es gab ein wichtigeres Thema. Sie begriff dann was los war, kümmerte sich um den Mann, der in Braunschweig sicher schon gesucht wurde, informierte den Bundesgrenzschutz, der ja auf Bahnanlagen die Polizeiaufgaben wahrnimmt, zwei Beamte passten auf ihn auf, er konnte sich noch mit einem Euro, den ich ihm gab, einen Kaffee kaufen, dann begleitete ihn die Schaffnerin wieder in den Zug nach Braunschweig. Ich musste auf meinen Zug noch länger warten, da der Zug nicht planmäßig um 21:53 abfahren konnte, weil er noch gar nicht da war. Mit 25 Minuten Verspätung ging es dann nach Berlin, und mit drei Minuten Verspätung kam ich schließlich in Wannsee an. Auch nicht schlecht!
Im Zug von Magdeburg nach Berlin wurde mir dann doch recht kühl. Obwohl mir die lange Hose tagsüber deutlich zu warm war, schien es mir nun doch richtig gewesen zu sein, sie anzuziehen. Es war ein guter Kompromiss für die verschiedenen Temperaturen im Tagesverlauf. Im Auto hätte ich einfach die Heizung anmachen können, wenn es mir zu kalt wird, im Zug eben nicht.

Viele Grüße

Ulrich


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