Kleiderordnung in Kirchen (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Stammposter, Wednesday, 01.12.2004, 08:05 (vor 7221 Tagen) @ Ulrich (Berlin)

Hallo Ulrich,

"Ich war ja auch nicht zum Gottesdienst im Bamberger Dom, sondern nur zur Besichtigung. Beim Gottesdienst wäre es etwas anderes. Da hätte ich auch keine Probleme mir Schuhe anzuziehen. Auch wenn das nicht wirklich nötig wäre, gibt es bestimmt immer Leute, denen das lieber wäre."

Ich war bisher erst einmal barfuß in einer Kirche (zum Besichtigen), und das war im März 2004 in Beromünster. Eine streng katholische Gegend. Da aber die Stiftskirche unbewacht war und auch sonst niemand drin war, hatte ich keine Probleme. Nur der liebe Gott hat es gesehen, aber er petzt nicht!

Zum Besichtigen von Kirchen bzl. Kleidung habe ich mir meist keine Gedanken gemacht. Kurze Hosen waren für mich nie ein Hinderungsgrund. Rausgeflogen bin ich noch nie, weder aus dem Kölner Dom, noch aus dem Freiburger Münster, noch aus dem Hamburger Michel, noch aus dem Straßburger Münster, noch aus dem Dom zu Speyer, noch aus dem Münster in York und schon gar nicht aus irgendeiner Schweizer Kirche. In italienischen Kirchen war ich noch nie. Falls es irgendwelche Vorschriften gibt, die eine Anzugsordnung verlangt, die mir nicht zusagt, dann kann ich gut und gerne auf die Besichtigung verzichten. Mit nacktem Oberkörper würde ich aber kein Gotteshaus betreten. Wenn ich also bei hohen Temperaturen mit dem Fahrrad unterwegs bin und an einer Kirche vorbeikomme, die ich besichtigen möchte, dann würde ich mir extra ein T-Shirt überziehen, es kann auch schulterfrei sein (oder auf die Besichtigung verzichten, wenn ich kein T-Shirt dabei habe). Demnächst in Düsseldorf werde ich wohl nicht extra ein T-shirt überziehen müssen, wenn wir die Kirchen besuchen. Trotz Palmen wird es wohl nicht einmal in Düsseldorf im Dezember so heiß, daß man sich beim Tragen eines T-Shirts zu Tode schwitzt.

Bei Gottesdiensten war ich häufiger in kurzen Hosen, nämlich als Kind beim Kindergottesdienst. Selbstverständlich nur im Sommer, und selbstverständlich nie barfuß, sondern immer mit geschlossenen Schuhen und Socken oder Kniestrümpfen. In Sandalen durfte ich nicht zur Kirche, auch mußte es eine Hose aus Stoff sein. Sandalen und die kurze Lederhose waren für Werktage, also zur Schule bestimmt. Schuhe ohne Socken durfte ich nur auf dem Weg vom Schlafzimmer ins Badezimmer benutzen, also morgens nach dem Aufstehen, abend vor dem Ins-Bett-gehen oder nachts auf die Toilette. Als Erwachsener ging ich eigentlich nie mehr zum Gottesdienst, außer zu Weihnachten mit meinen Eltern (womit es zum Thema Kleidung nichts mehr zu sagen gibt). Ein Sonderfall: Ich war im Mai auf einer Fahrradtour und besuchte dabei einen befreundeten Mennonitenpfarrer in Sinsheim. Es war noch vor meiner "Barfußkarriere". Da mein Gastgeber es mit Kleidung selber nicht sehr eng sieht und ich nicht vorhatte, einen Gottesdienst zu besuchen, hatte ich lediglich "zweckmäßige" Kleidung dabei. Es kam aber anders: Statt wie geplant am Samstag abzureisen, um gegen Sonntagabend wieder in Zofingen zu sein, bot er mir an, mich und mein Fahrrad am Sonntag nach Freiburg mitzunehmen, da er dort als "Gastpfarrer" predigen mußte. Beim Abladen des Fahrrades im strömenden Regen, wurden wir von dem Menschen, der meinen Freund zur Gastpredigt eingeladen hatte, erwischt. Dieser Mensch sagte spontan, ich solle doch auch den Gottesdienst besuchen, obwohl ich lediglich eine Regenjacke über dem T-Shirt, kurze Hosen und Turnschuhe ohne Socken trug, und das bei 10°C. Auch von den Gottesdienstbesuchern hat mich keiner schief angesehen. Nett fand ich auch, daß der Pfarrer, der die einleitenden Worte sprach, mich vor versammelter Gemeinde als "Gasthörer" willkommen hieß und mir eine angenehme Heimfahrt wünschte. Seine Worte hatten gewirkt. Als der Gottesdienst vorbei war, hatte es aufgehört zu regnen. Ich bin davon überzeugt, daß ich dort auch ohne Schuhe nicht schief angesehen worden wäre. Kirche ist also nicht gleich Kirche.

"Wenn ich mir aber im Urlaub schöne Kirchen ansehe möchte ich dafür nicht extra lange Hosen tragen, egal ob gerade verlängert oder immer lang, sondern möchte in erster Linie meinen Urlaub genießen, und wenn kurze Hosen oder barfuß in einer Kirche verboten sein sollten, gehe ich halt nicht rein. Bisher hatte ich aber nie Probleme deshalb und werde auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, wenn es nicht ausdrücklich verboten ist."

Genauso sehe ich es auch. Im Urlaub möchte ich mich nicht mit unzweckmäßiger Kleidung belasten. Niemals würde ich etwa eine Krawatte mitnehmen für den Fall, daß ich sie benötige. Auch könnte es mich nicht im geringsten reizen, im Sommer Gebiete aufzusuchen (etwa auf der Südhalbkugel), wo es derart kalt ist, daß man Handschuhe, Mütze, lange Unterhosen und fette Schuhe benötigt. Aus dem gleichen Grund reizt mich auch Motorradfahren nicht, weil man dort fast "genötigt" ist, sich deutlich winterlicher anzuziehen als man es sonst müßte. Das fängt mit dem Helm an, geht über die Lederkombi und hört mit den Schuhen auf.

Viele Grüße zurück
Michael aus Zofingen


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