In der Gruppe fühlt man sich stark (Hobby? Barfuß! 2)

Michael aus Zofingen @, Friday, 19.12.2003, 06:49 (vor 7591 Tagen) @ Ralf (BN)

"Am Leyenweiher, einem beliebten Ausflugsziel, und nur zwei Gehminuten vom Parkplatz Aggerstadion entfernt, kam dann die Härteprüfung: Offenbar hatte jemand eine ganze Busladung beschwipster barfußfeindlicher Ausflügler von-wo-auch-immer hierhingekarrt, die sich gegenseitig im Kuchenkrümelweitwurf auf die Enten und den den ohnehin stark belasteten Teich zu übertreffen versuchten.
Einige guckten nur erstaunt, andere gaben irgendwelche Kommentare in uns fremden Dialekten ab, andere lachten, offenbar über uns, denn sie zeigten dabei auf unsere Füße . Was solls, wir schritten tapfer vorbei, ich konnte mir den Spruch "Den Narren erkent man an seinem Lachen" nicht verkneifen. Dafür erntete ich ein "hier riechts plötzlich so nach Käse". Nach meinem "Macht bloß kein Streichholz an, Alkohol kann explodieren", und der rausgestreckten Zunge unserer Jüngsten (3 J.), war auch die innerdeutsche Völkerverständigung wieder hergestellt. Ein älteres Pärchen meinte jedenfalls, daß wir uns nicht beirren lassen sollten, es wäre "richtig gesund"! Wissen wir doch schon..."

Das ist immer das gleiche: In der Gruppe fühlt man sich stark. Meistens sich es Jugendliche mit Mofas, die lautstark über einen lästern, wenn man barfuß läuft oder auch nur Turnschuhe von einer anderen Firma trägt als sie selber. Aber auch Reisegruppen tun so, als wären sie die "Kings". Wenn solche Gruppen unterwegs sind, kümmert es sie einen feuchten Kehricht, daß sie anderen Leuten den Weg versperren. Besonders schlimm war es mit Reisegruppen aus der ehemaligen DDR kurz nach der Wende.
Offensichtlich fühlt man sich auch als Barfüßiger in der Gruppe stark, etwa auf einer "ofiziellen Barfußwanderung", sonst trauen sich viele nicht. Oder interpretiere ich die folgenden Zeilen falsch?

"Nein, schön war es trotzdem, sehr schön sogar! Es war ein tolles und besinnliches Treffen. Spaß für jeden von uns.
Dennoch hat sich die Meinung zu barfuß polarisiert: Im angesagten Rahmen ganz prima (offizielle Barfußwanderung, Strand usw. superschön, aber außerhalb der häuslichen Umfriedung normalerweise unpassend)."

Die Bezeichnung "unpassend" ist ein rein subjektiver Begriff, den man nicht verallgemeinern kann. In der Regel "bestimmt" auch hier die (meist anonyme) Gruppe,was passend ist und was nicht. Manchmal tritt an die Stelle der Gruppe aber auch eine Einzelperson, etwa ein "böser" Arbeitgeber. Wenn etwa der Herr Bankdirektor es "unpassend" findet, daß seine Untergebenen ohne Schuhe ihren Dienst versehen (manchmal sogar mit dem Vorwand, daß nicht er selber es unpassend findet, sondern nur die Kundschaft), dann hat man keine andere Wahl. Von Ort zu Ort wird "unpassend" anders definiert. An französichen Schulen beispielsweise sind Kopftücher auf den Häuptern der Mädels "unpassend", im Irak ist das krasse Gegenteil der Fall. Auch ich fühlte mich einmal "unpassend" gekleidet. Ich befand mich an einem Sonntagmorgen im August an einer Badestelle an der Thülsfelder Talsperre (Landkreis Cloppenburg), ich war der einzige Badegast zu so früher Zeit. Da kam plötzlich eine Gruppe von älterer Nonnen über den Strand geschritten! Obwohl die Damen mir überhaupt nichts sagten, hatte ich plötzlich Zweifel, ob ich am Badestrand in der Badehose passend gekleidet war oder eher die Nonnen in ihrer Tracht. Immerhin war das die starke Gruppe.
Man sollte also das Wort "unpassend" meiden, sondern eher sagen: "Ich persönlich tue so etwas nicht, aber sollen doch die anderen machen was sie wollen).
Meine persönliche Meinung ist, daß man Barfußlaufen nicht auf "offizielle Anlässe" beschränken soll oder nur dort machen sollte, wo man es "darf", sondern überall dort, wo man gerade Lust und Spaß hat. Dabei sollte nicht entscheidend sein, was der Nachbar an hat.
Mit weihnachtlichen Grüßen
Michael aus Zofingen


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