Kleidung und andere Stilfragen (Hobby? Barfuß! 2)

Andreas S., Wednesday, 18.06.2003, 09:44 (vor 7774 Tagen) @ Markus U.

Für mich haben beim Barfußlaufen gesundheitliche Aspekte stets allenfalls eine marginale Rolle gespielt (wenn es "obendrein auch noch gesund" ist, um so besser); es gefällt mir vielmehr einfach und ist in meinem Falle sowohl ein Bedürfnis als auch eine Stilfrage. Ich trage meine Kleidung niemals "zufällig", sondern wähle stets mit Bedacht aus, was ich anziehe. Manchmal sieht es bei mir wie zufällig aus, aber auch das ist dann mit Bedacht geschehen. Auf diese Weise habe ich meinen Stil bzw. meine Stile gefunden (in meinem Kleiderschranke hängen Anzüge friedlich neben Hippieklamotten), und ich habe durchaus das Bedürfnis, meine Stilansichten von Zeit zu Zeit zu äußern in der Hoffnung, vielleicht den einen oder anderen ein Stückweit von meinen Ansichten zu überzeugen, weil ich meinen Kleidungsstil gut finde (sonst tät ich ihn nicht pflegen) und insbesondere meine, daß die von mir favorisierte Kleidung besonders gut zu barfuß paßt.

Da wir in einer Demokratie leben, darf jeder machen, was er kann und will, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt oder gegen das Sittengesetz verstößt (frei nach Art. 2 Abs. 1 GG). Dazu gehört natürlich auch die freie Wahl der Kleidung. Andererseits ist dieses Forum aber auch dazu da, sich über alle Aspekte des Barfußlaufens frei auszutauschen, und dazu gehört auch die frage, welche Art von kleidung als passend zu barfuß angesehen und getragen wird. Und bei einer derart offenen Diskussion gehört es dazu, Empfehlungen auszusprechen und Hinweise zu sogenanntan "Don'ts" (Hinweise, welche Kleidung im allgemeinen nicht gut aussieht und insbesondere zu barfuß nicht paßt). Dabei habe ich auch bereits häufig die Erfahrung gemacht, daß es den Teilnehmern im allgemeinen gefällt, wenn sie sich durch einen Beitrag in ihrer bereits feststehenden Meinung bestätigt sehen, sie jedoch oft gereizt und beleidigt (und manchmal auch beleidigend) reagieren, wenn die in einem Beitrage geäußerte Meinung ihnen "gegen den Strich geht." Ein sachlicher Austausch hinsichtlich des Für und Wider geäußerter Stilfragen fällt so manchem Teilnehmer halt schwer, und der Vorwurf "mangelnder Toleranz" wird dann gern als "Totschlagargument" gebraucht.

Dem kann ich mich anschließen. Andererseits möchte ich aber andere Menschen nach Möglichkeit von "meinem Ding" überzeugen, weil ich selbst davon überzeugt bin. Schließlich heißt es ja: "Kleider machen Leute". Das gilt auch für Barfußläufer, denn auch wir Barfüßer sind ja in der Öffentlichkeit außer an den Füßen allermeist bekleidet.
Gerade weil und damit das Barfußlaufen zu einer Selbstverständlichkeit werden soll, verwende ich eine solche Sorgfalt auf die Frage der richtigen Bekleidung. Vom Barfußlaufen bekommt man bisweilen schwarze, also schmutzige Fußsohlen. Das ist unvermeidbar; manchem von den hier schreibenden Barfußläufern gefällt das sogar. Ich habe jedoch berechtigte Bedenken, daß ich, wenn ich mit schmutzigen Fußsohlen UND nachlässiger, stilloser, schmuddeliger oder schlampiger Kleidung gesehen werde, für verwahrlost, schlampig, verlottert oder so gehalten und daraus folgend von den Menschen, die mir real begegnen, nicht ernstgenommen zu werden. deshalb achte ich, seit ich vorwiegend barfuß gehe, noch mehr als zuvor auf stilvolle und saubere Kleidung. Auf diese Weise merken doch die meisten meiner Mitmenschen, daß ich weder aus Armut noch aus Nachlässigkeit, sondern mit Absicht barfuß gehe, was bei den aufgeschlosseneren unter den Zeitgenossen Anlaß zu manch nettem Gespräch (mit dezenter Werbung für barfuß) gibt!

Mich kümmert es ebenfalls nicht, woher jemand seine Sachen hat, sofern sie gut aussehen. Es veranlaßt mich eher zu einer entsprechenden Nachfrage. Als ich mich am Samstag mit Dominik traf, fand ich seine Jeans toll und fragte ihn, woher er sie hat. danach sind wir gleich zu New Yorker, damit ich mir auch so eine kaufen konnte.
Ich habe meine Sachen viel zu gern, um sie nach einer saison wegzuschmeißen, und so verbrenne ich sie erst, wenn sie kaputtgehen und es sich auch nicht mehr lohnt, sie auszubessern. Insofern trifft mich diese kritik nicht persönlich. Gleichwohl findeich diese Argumentation inkonsequent: Einerseits ist es Dir egal, welche Sachen jemand trägt, während Du es andererseits hingegen dumm findest, daß jemand seine Sachen nur für eine Saison trägt (was ich auf der Straße nicht sehen kann, da ich nur sehe, welche Kleidung jemand augenblicklich garade anhat).

Hallo,
dieses Posting kann ich voll und ganz unterstreichen.

Gruß und Fuß,

Andreas S.


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