Schwarze Brüder, Lisa Tetzner (Hobby? Barfuß! 2)

Ralf RSK ⌂, Monday, 03.03.2003, 13:14 (vor 7880 Tagen) @ Georg

Hi,

zu dem Buch gibt es eine Besprechung der ZEIT, s. Link.

Interessant ist vielleicht auch die Geschichte um die Autorin der Urfassung, Lisa Tetzner. Sie war Ehefrau des von den Nazis verfolgten deutschen Schriftstellers und Antifaschisten Kurt Kläber. Gemeinsam flohen sie 1933 in die Schweiz, wo Kurt unter dem Pseudonym Kurt Held (nach einen Vorfahr von Lisa Tetzner) den Kinderbuch-Klassiker "Die rote Zora" schrieb. Beider Kinderbücher gemein ist die Botschaft "gemeinsam sind wir stark und können dem Unrecht etwas entgegensetzen". Zoras Kinderbande z. B. rettet die Fischer des kroatischen Dorfes vor dem Ruin durch die übermächtige Fischfabrik. Durch den Verkauf der Filmrechte von "Zora" hatten die beiden die Möglichkeit, bei Carona im Tessin (über dem Luganer See) ein Haus zu kaufen, dem sie den Namen "Ca del pan trovà" gaben, Haus des gefundenenen Brotes, in Bezug auf die Versuche in Deutschland, sie durch Einkommenslosigkeit und Hunger gefügig zu machen. Das Haus wurde ein Zentrum des Austauschs antifaschistischer Schriftsteller, u. a. verkehrte hier z. B. Bert Brecht. Eine Einladung, sich in den USA in Sicherheit zu bringen, lehnten die beiden ab, in der Überzeugung, dass bald wieder antifaschistische Literaten im deutschen Sprachraum vonnöten seien (wohl wahr!). Leider überlebten die beiden den Bau des Hauses nicht lange, Kurt Kläber starb 1959, Lisa Tetzner 1963. Als Vermächtnis hinterließen sie das Anwesen einer Schweizer Stiftung, die es bis heute als Ort der Begegnung, des Austauschs und der Besinnung weiterbetreibt und wo sich heute neben Kulturschaffenden auch Wissenschaftler und Forscher treffen.

Hatte jetzt leider gar nichts mit barfuß zu tun, ich bitte um Nachsicht. Vielleicht trotzdem ganz interessant.

Viele Grüße, Ralf RSK

[image] Besprechung in der "Zeit"


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