Wie ich als Arztin zum Barfusslaufen kam (Hobby? Barfuß! 2)

Tamara, Tuesday, 19.11.2002, 15:33 (vor 7983 Tagen)

Hallo Forum!

Ich heiße Tamara, habe 30 und bin Ärztin in Bukarest. Bin nicht deutschsprachig, aber ein netter Kollege hat mir von Euer Forum erzählt und meinen Beitrag übersetzt. Wenn es euch interessiert werde ich über meine Erfahrung als Barfüsslerin erzählen.
Bin in Bukarest geboren und aufgewachsen. Nach meinem Medizinstudium habe ich mich für eine Stellung als Familienärztin in einem Dorf beworben (April 1999). Bis damals hatte ich nie auf dem Lande gelebt, aber ich wollte dort arbeiten weil es die einzige Möglichkeit war unabhängig zu praktizieren. Bis zu jenem Zeitpunkt (27 Jahre alt) ging ich nie barfuß, ausgenommen in der Wohnung (im Sommer) und zu einer Freundin die 3 Stockwerke über mich wohnte, obwohl ich von Anfang Mai bis Ende September unbestrumpft und in Sandalen bei (fast) jedem Wetter herumging (wie 90 % meiner weiblichen Bekannten) und im Winter, beim Krankenhauspraktikum zog ich (im Umkleidereaum) Sandalen an und Strümpfe aus (so was machten nur etwa 10 % meiner Kolleginnen mit). Am Anfang Mai 1999, "landete" ich in jenem Dorf. Meine Praxis (wo ich auch wohnte), die Schule, das Bürgermeisteramt, der Sitz der Polizei und ungf. 10 Hauser befanden sich an der Hauptstraße, die mit Steine belegt war. Die anderen 300 Hauser, die 2 Kneipen und die Kirche befanden sich aber auf Nebengassen die sich nach jedem Regen in Morast verwandelten. Schon am zweiten Tag nach meiner Ankunft mußte ich Hausbesuche machen. Ich trug ein rotes, elegantes Sommerkleid und weiße Ledersandalen. Kaum habe ich die Hauptstraße verlassen sank ich bis zu den Knöcheln in Morast. Habe zwar versucht mich am Rande des Weges zu halten, aber der Schlamm drang mir in die Sandalen ein. Ich sah mich gezwungen die Sandalen auszuziehen und barfuß durch den Morast zu gehen. Der Morast fühlte sich weich und warm an, nach wenigen Stunden fing ich an absichtlich in die zahlreichen Pfützen zu treten. ... Die anderen Frauen im Dorf gingen auch barfuß, und zwar seit dem der Schnee noch nicht ganz geschmolzen ist bis zu den ersten größeren Reif, aber sie wunderten sich daß eine Stadtfrau dasselbe tat. Ich erfuhr daß seit 8 Jahren kein Arzt in den Dorf gewesen war und auch bis dann waren es nur Männer, die bei Hausbesuche Stiefel trugen. Bis ich ins Dorf kam trugen meine 2 Assistentinnen lange Hosen und geschlossenes Schuhwerk oder Gummistiefel. Ich ermahnte sie an die Arbeit Kleider oder Röcke und Sandalen oder Halbschuhe zu tragen. "Aber dann müssen barfuß durchs Dorf laufen!" sagten sie. "Wenn ich es machen kann könnt ihr es auch!" entgegnete ich, und dabei blieb es. Vorsichtshalber erfrischte ich meine Wundstarrkrampfshutzimpfung. ... Nach einige Tage mußte ich meinen ersten wöchentlichen Besuch in den 2 Nachbardörfer (7 km) erstatten. Zusammen mit einer Assistentin begab ich mich auf dem Weg. Wir mußten zu Fuß gehen, nachts regnete es, also beschloß ich die Sandalen gar nicht mitzunehmen. Die Assistentin wollte auf die Halbschuhe nicht verzichten, aber nach der ersten Viertelstunde hat sie sich Blasen gelaufen, der Morast drang in die Pantoffeln und sie mußte auch barfuß weitergehen. ... Drei Jahre blieb ich in jenem Dorf, und ging barfuß auf allen Möglichen Unterlagen: Schlamm, Waldboden (Erde, Moos, Äste, getrocknete oder feuchte Blätter, Nadeln und Zapfen), Sand, Lehm, Steinstraße, Teerstraße, Fluß, Pfützen, Sumpf. Zwar ging ich Anfangs barfuß weil ich keine Alternative hatte (Gummistiefel im Sommer sind für eine selbstbewußte Ärztin nicht eine Alternative), aber es war so angenehm daß ich nach einigen Tage barfuß blieb auch wenn es nicht nötig war, und langsam gewöhnte ich mich an allen Unterlagen. Natürlich trug ich Sandalen wenn ich in die Kreishauptsadt fuhr und wenn ich Sprechstunde hatte, auch wenn ich barfuß ging trug ich meist elegante Kleider, aber den Rest der Zeit verbrachte ich barfuß, so das ich im ersten Jahr kaum merkte das Oktober fast vergangen war, und an einem Morgen sich die Erde sehr kalt anfühlte (inzwischen hatte ich mich so abgehärtet daß mir ein bißchen Reif nichts ausmachte). Ich ging noch eine weile unbestrumpft mit Sandalen, bis die Pfützen erfroren. Im Frühling, sobald der Schnee taute, traute ich mich wieder barfuß zu gehen. ... Am 1. Januar 2002 bin ich in Bukarest zurückgekommen, um meinen Facharzt zu machen (Kinderheilkunde). In den Sommer bin ich fast jeden Tag barfuß in den Park gegangen, sonst nicht. Leider war der Sommer ziemlich kurz (seit Mitte September ist es sehr kalt geworden, und auch mit unbestrumpft ist es vorbei). Barfuß im Krankenhaus kann man nicht gehen (Arbeitsschutz - Scherben, Blut), aber es ist warm (Kinder) und ich trage jeden Tag bei der Arbeit Sandalen (natürlich auf unbestrumpften Fuß), auch auf dem Weg von einem Pavillion zum anderen (wenn es mal zu kalt ist oder Schnee greife ich zu meinen Winterstiefeln, die ich nach dem Gang im Hof wieder ausziehe). Euer Forum hat mich auf die Idee gebracht mehr barfuß gehen, aber zu erst will ich versuchen auch in bei kühleren Wetter so viel wie möglich unbestrumpft zu bleiben. Kann mir jemand einige Tips dazu geben? Ich muß erwähnen daß ich nichts von langen Hosen halte.
Eure Tamara
P.S. Hier "spricht" der Übersetzer: Ich bin zwar nicht (mehr) ein Barfüßler, aber ich bewundere jeden der dazu Mut hat. Bin auf Euer Forum angestoßen als ich Materielle für ein künftiges Buch suchte (seit geraumer Zeit interessiere ich mich für das Problem der baren Füße, habe viele Statistiken gemacht, bin zu interessanten Schlußfolgerungen gekommen (an die Theorie arbeite ich noch) - falls es Euch interessiert kann ich Daten über das Barfußlaufen in Rumänien geben (Statistik, Toleranz, Tendenz, barfussfreundliche (Touristen)Gegende. Dr. Barfuß


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