An Lorenz und alle: Desmond Morris und die Fußschweißfrage (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Sunday, 10.02.2002, 13:04 (vor 8263 Tagen)

Hallo Lorenz und alle an einer sachorientierten Diskussion Interessierte,

ich möchte doch noch einmal auf die "Fußschweißfrage" in Desmond Morris Ausführungen eingehen,.
Ich hatte aus seinem Buch zitiert und leitete die Passage ein mit meiner Feststellung :

Dass Füße Schweiß produzieren, empfinden wir vorzugsweise als lästig. Der Autor stellt auch zu diesem Thema aufschlussreiche Erwägungen an :

Nicht verloren haben wir unsere Fähigkeit, mit den Füßen Duftsignale zu hinterlassen. Australische Ureinwohner können angeblich Menschen am Geruch ihrer Fußabdrücke identifizieren, und dies sogar noch einige Zeit, nachdem sie vorübergegangen sind. In solchen Fällen waren die Vorübergehenden natürlich barfuß. Hunde können die Fußspuren sogar verfolgen, wenn die Menschen dicke Schuhe getragen haben. Die Fußsohlen sind dichter mit Schweißdrüsen besetzt als alle anderen Körperteile, ausgenommen die Handflächen (die natürlich Ex - Füße sind). Diese Schweißdrüsen sind außerordentlich stressempfindlich und steigern ihre Produktion ungeheuer, wenn wir unter Druck stehen [...] Der Fußschweiß riecht so stark, dass er unsere Strümpfe und Schuhe durchdringen und eine Duftspur hinterlassen kann, die auch noch nach zwei Wochen von einem Bluthund mit Leichtigkeit verfolgt werden kann. Höchstwahrscheinlich waren die Fußschweißsignale in unserer urzeitlichen Vergangenheit, als unsere Spezies die Erde noch nicht so dicht bevölkerte, von ziemlicher Bedeutung, damit wir uns über Freund und Feind auf dem laufenden halten konnten.
Heute ist die Duftproduktion unserer Füße nur noch lästig. Nur die Toilettenartikelindustrie profitiert noch davon. Der duftende Schweiß wird, eingeschlossen in Socken und Schuhen, sehr schnell von Bakterien befallen und muffig. Unsere wunderbaren, duftsignalisierenden Füße werden zu einer Karikatur ihres früheren Selbst. [...]

Lorenz, Du hast Dich wohl vor allem an der Passage gestoßen, in der es heißt:: Australische Ureinwohner können angeblich Menschen am Geruch ihrer Fußabdrücke identifizieren, und dies sogar noch einige Zeit, nachdem sie vorübergegangen sind. In solchen Fällen waren die Vorübergehenden natürlich barfuß. und warst der Auffassung, bare Füße seien im Gegensatz zu beschuhten praktisch schweiß- und vor allem schweißgeruch- los. U. a. deshalb hast Du Morris als "Theoretiker" klassifiziert.

Wenn man die oben noch einmal zitierte Passage erneut liest, wird für mich deutlich, dass Morris durchaus auf Deiner Seite ist, was den Schuhschweiß anbelangt.
Dass bare Füße in Belastungs- und Stresssituationen überhaupt nicht schwitzen, kann ich mir auch nicht recht vorstellen. Wenn ich intensiv Sport treibe, schwitzen auch meine nackten Hände und mein Kopf, warum sollen ausgerechnet die Füße mit ihren vielen Schweißdrüsen es nicht tun?

Das von Morris beschriebene Szenario bezog sich auf die australischen Ureinwohner, die bekanntlich den tropischen und subtropischen Wüstenraum ihres Kontinents besiedeln - wie auch der Mensch bekanntlich aus dem warmen afrikanischen Kontinent stammt. Da gibt der Kühlmechanismus der Haut durch das Schwitzen sicher noch mehr Sinn als in unseren Breiten.

Dass die Aborigines über erstaunliche Fähigkeiten ihrer Sinnesorgane verfügen, ist ebenfalls bekannt und (bis auf die Frage, ob sie tatsächlich über weite Distanzen eine Gedankenbeziehung zueinander aufbauen können) unbestritten. Warum sollen sie also nicht Fußspuren, z. B. von einem angestrengt Jagenden, sehen und riechen können? Ich halte es zumindest für möglich (vermutlich gibt es auch Untersuchungen darüber, die Morris vielleicht kennt, denn eine Zeit lang haben sich ganze Scharen von Völkerkundlern auf das Aborines - Thema gestürzt).

Außerdem finde ich es immer wieder interessant, wenn jemand eine logisch aufgebaute Begründung zu solchen Fragen anbieten kann. Morris schreibt der Schweißproduktion der Füße und an anderer Stelle den hellen Fußsohlen einen einleuchtenden Sinn zu. Trotz Logik muss das ja nicht unbedingt stimmen, aber eine interessante These ist doch schon mal besser als überhaupt keine Erklärung - oder nicht ?

Fuß aus Köln
Georg


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