Grundsätzliches zu unserem Barfuß - Projekt (Hobby? Barfuß! 2)

[asc] @, Wednesday, 17.10.2001, 16:19 (vor 8378 Tagen) @ georg

Der ideologische Charakter des Projekts ist unverkennbar:
Keine Aussage über die Angemesenheit des Schuhetragens,

Ob über dieses Thema wirklich nicht gesprochen wurde, können wohl nur die Teilnehmer der Veranstaltung sagen. Ich hoffe, der Projektleiter kann uns dazu noch etwas sagen.

kein Hinweis, dass Fussdeformationen und -erkrankungen in der Regel auf das Tragen von falsch ausgewähltem Schuhwerk beruhen,

Das stimmt zwar, und sollte auch klar gesagt werden. Der Verzicht auf Schuhe, wo dies angemessen erscheint, führt jedenfalls nicht zu Fussdeformationen - er hilft sogar, sie zu kurieren, und wird von Ärzten empfohlen.

und wie dem entgegnet werden könnte;

Die Erziehung zur Selbstständigkeit - der Entwicklung der eigenen Fähigkeit, das beste für sich selbst zu tun - ist ganz wichtig! Die Abhilfe - besser passende Schuhe, Verzicht auf diese, wenn möglich - wird doch vermittelt. 12-jährige sollten das _eigentlich_ auch schon wissen.

dafür aber die Implikation, dass Schuhetragen etwas Schlechtes/Kriegerisches sei, s. Lerninhalt "Die römische Legionärssandale als Beispiel für den "technischen Fortschritt" und als Grundlage des Römischen Imperiums" . (Für die darin behauptete These würde ich gern mal die Sekundärliteratur wissen...)

Ich kann leider nicht mit einer Literaturstelle dienen, aber ich habe bereits ebenfalls ähnliches gelesen. Frage im Zweifelsfall in einem Historiker-Forum. Diese Römer-Sandalen sind darauf ausgelegt, dass man in ihnen lange Märsche auf Kiesstrassen machen kann; und diesen Zweck erfüllte sie auch hervorragend. Die römischen Zivilisten gingen übrigens auch meistens beschuht durchs Leben, in der Tat stilbildend für ganz Europa bis heute.

Dem Lernthema "Springerstiefel von Skinheads" hätte -dem Ideologie-Verdacht begegnend-

Ausser dir hatte keiner "Ideologie" im Sinn, glaube ich.

ein Lerninhalt dienen können, der sich mit der Notwendigkeit des Tragens von Arbeits- bzw. Sicherheitsschuhen etwa bei Bau- und Hafenarbeitern befasst.

S.o. Es ist fast eine philosophische Frage: "Brauchen wir eigentlich wirklich Schuhe"? - mit der klaren Antwort "ja" in etlichen Bereichen. Interessant wird es dort, wo einem keine Antwort einfällt, oder nur "die anderen machen es auch".

Dergleichen war bei dem Projekt aber weder beabsichtigt noch gewollt!

Wie jetzt? Ich verstehe auch nicht, warum das Tragen von Sicherheitsschuhen auf Baustellen irgendwie mit dem Rechtsextremisten zusammen hängt, die in ihrer Freizeit Stiefel tragen ... die tun das aus Gruppendruck (auch das sollte hier angesprochen worden sein); weil sie sich nur dann stark fühlen; und weil so das Zusammentreten anderer für den Täter weniger, für das Opfer mehr, schmerzhaft ist.

Es ging nur darum, 12-13-Jährige bei ihrer "Abenteuerlust" bzw. dem Lustgefühl zu packen, welches das Herumlaufen auf schlammigen Böden bietet.

Oh, in dem Alter hatte ich gar keine Lust darauf, barfuss im Schlamm herumzulaufen. Jetzt eigentlich auch nicht. Wenn die so grosse Lust darauf hätten, warum machen sie es dann so selten? ;)

[...]

Am schlimmsten finde ich es aber, das Thema Barfusslaufen mit dem Thema Anti-Gewalt/Frieden zu verknüpfen. Dass es hier überhaupt einen Zusammenhang gibt, welcher die pädagogische Grundvoraussetzung für die Aufstellung eines solchen Projektes wäre ("oberstes Lernziel"), ist der Projektleiter zu belegen schuldig geblieben:

Ich glaube nicht, dass man durch Barfusslaufen friedlicher wird. Ein Zusammenhang ergibt sich vielleicht bei der Toleranz gegenüber Minderheiten, deren Fehlen sich in Extremfall in Zwang und sogar Gewalt äussert.
Siehe auch in der Tabelle: "Thematisierung von seelischer Gewalt gegenüber denen, die z. B. "die falschen Schuhe" tragen".

Barfüssige Naturvölker sind in der Regel nicht friedlicher als schuhetragende Europäer!

Davon kann man wohl ausgehen, auch wenn die Mittel der Gewalt z.T. anders sind .........

Der Anti-Gewalt-Aspekt dürfte auch bei Kindern und Jugendlichen, die eine barfuss zu betreibende Kampf-/Verteidigungssportart wählen, nicht entscheidend sein.

Im Sport geht es aber nicht, jemandem durch Verletzung zu schaden!

Aber wozu schreibe ich diesem Forum überhaupt noch...


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