Anders sein in der Gesellschaft ein Problem ? (Hobby? Barfuß! 2)

Jerry, Sunday, 07.01.2001, 15:08 (vor 8659 Tagen) @ Marja E.

wann musstest Du Dich denn rechtfertigen, dass Du kein Auto, keinen Fernseher oder kein Handy hast - und vor wem?
Geschichtlich betrachtet gab es vermutlich noch nie eine Gesellschaft auf diesem Planeten, in der der/die Einzelne soviel individuelle Freiheitsrechte bezüglich der persönlichen Lebensgestaltung hatte, wie die unsrige.
Man sollte nicht den Fehler begehen, alles was nicht bedingungslose Zustimmung zum eigenen Lebensstil ist, als Ablehnung oder Ausgrenzung ansehen. Da hatten die andersdenkenden Menschen früher viel mehr Probleme: Folter, Verbrennungen, Verhungern durch Ausschluss aus der Gesellschaft, Kontaktsperren, etc.
Und jetzt sag' mir mal, wo hier bei uns wirklich Probleme bei Deiner persönlichen Entfaltung sind.
Kai

Hallo Kai und Jerry,
jetzt muß ich mich doch einmal einschalten. Ich vertrete weitgehendst die Auffassung von Kai, daß wir wirklich in einer Gesellschaft leben, die größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Ich bin schon in verschiedene Länder gereist (u.a. war ich auch im Iran und in China), so daß ich mir einbilde, ein Urteil über Freiheiten und Toleranz bilden zu können. Es ist mit Sicherheit nicht so, daß wir grundsätzlich in einer intoleranten Gesellschaft leben. Es ist aber nun einmal so, daß Leuten, die irgendwelchen gesetzten Normen nicht entsprechen, zunächst einmal Verwunderung, Neugier und evtl. auch Sticheleien entgegengebracht werden. Jetzt ist dies aber nicht das Problem der ach so "intolerantenn Gesellschaft", sondern letztlich Dein eigenes, Jerry. Warum meinst Du denn, Dich rechtfertigen zu müssen? Hast Du nicht Selbstbewußtsein genug, anders zu sein? Dies alles spielt sich im eigenen Kopf ab. Ich weiß, daß es oft nicht einfach ist, "außerhalb der Norm" zu stehen. Meine diesbezüglichen Probleme bei der Arbeit hatte ich ja hinlänglich geschildert. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder bin ich stark genug, mich diesen Angriffen zu stellen oder aber ich lasse es. Wenn ich es lasse, was ich auch verstehen kann, dann darf ich aber nicht auf die Gesellschaft insgesamt schimpfen. Gerade im heutigen Europa gibt es so viele Möglichkeiten und auch Toleranz, wie sie es in der Geschichte Europas noch nie gegeben hat. Im übrigen ist jede Gesellschaft auch lernfähig, wie sich an vielen Beispielen gezeigt hat (z.B. Männer mit Ohrringen, freizügige Filme im TV und Kino, nichteheliche Lebensgemeinschaften etc.). Ich las letztlich in einem Bus folgenden Spruch, der mir hier passend erscheint: "Wer immer in die Fußstapfen anderer tritt, hinterläßt keine eigenen Spuren".
Marja

Grüss Dich, liebe Marja!

Also ich glaube, ich bin in diesem Forum irgendwo ein wenig missvertanden worden.

1. War es nicht meine Absicht, in diesem Barfuss-Forum eine Grundsatzdiskussion über Toleranz oder Intoleranz dieser Gesellschaft auszulösen. Ich wollte lediglich Bernd Mut machen, weiterhin in der Öffentlichkeit barfuss zu laufen. Ich habe lediglich seine Bermerkungen, dass "Männer mit Kinderwagen beim Anblick seiner nackten Füsse riesige Augen machten und gegen eine Mauer fuhren, bzw,. seine Frau einige Meter Abstand zu ihm hält, damit die Leute nicht denken, sie gehöre zu ihm, mit typischen intoleranten Aspekten, die ich halt auch täglich - halt auch in anderen Lebensbereichen - beobachte, bestätigt.

2. I c h h a b e Gott sei Dank ein gesundes Selbstbewusstsein. Schliesslich stehe ich zu meinem persönlichen Lebensstil obwohl meine Argumente verpuffen, wie ein Tropfen Wasser auf einen heissen Stein und denke auch nicht daran, diesen zu ändern und damit mich anderen zu unterwerfen. I c h habe kein Problem damit, dass ich kein Auto fahre. Wohl aber die anderen, weil sie mich immer und immer wieder darauf ansprechen und sich darüber lustig machen. Aber auf diejenigen pfeiffe ich auch.

Also, nix für ungut. Jerry


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