"Barfuß-Fraktion" und was meine Mutter dazu sagt... (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo zusammen,
ich bin jetzt seit einem Monat im Sportunterricht barfuß dabei und habe, wie sich heute únd letzte Woche herausgestellt hat, schon zwei Freundinnen überzeugt, es mir gleichzutun.
Obwohl das Barfußlaufen im Sport anfangs ziemlich ungewohnt war, finde ich es mittlerweile richtig angenehm, einmal in der Woche für 90 Minuten aus den Schuhen zu kommen. Aber das habe ich ja schon erzählt.
Seit wir aber von Anfang an zu dritt barfuß Sport machen, ist auch unsere Lehrerin auf uns aufmerksam geworden. Sie meinte zu uns, wir hätten ja bereits eine kleine "Barfuß-Fraktion" gegründet. Sie schien nichts dagegen zu haben, daß wir barfuß Sport machen. Da sie sich aber dafür zu interessieren schien, sprachen wir sie darauf an, daß unsere Sporthalle immer so schmutzig ist.
Mir persönlich macht das nicht soviel aus, solange ich die Füße hinterher waschen kann, aber meine Freundin Natascha findet den Dreck an ihren Füßen ziemlich eklig (Umso toller finde ich es, daß sie trotzdem mitmacht). Aber unsere Lehrerin meinte, es sei kaum zu erwarten, daß man wegen drei Leuten die Halle putzt. Sie meinte es nicht böse, aber wir waren trotzdem ziemlich sauer. Wenn "Gefahr" bestünde, daß die anderen schmutzige Schuhe bekämen, würde sicher sofort etwas unternommen.
Außerdem habe ich noch eine ganz andere Erfahrung gemacht. Wie ich vor einiger Zeit schon geschrieben habe, bin ich vor meiner eher zufälligen Barfußerfahrung fast nur mit Schuhen und Strümpfen herumgelaufen, auch zu Hause. In den letzten Wochen habe ich angefangen, auch zu Hause barfuß zu laufen (bei uns ist gut geheizt).
Das ist meiner Mutter natürlich nicht entgangen. Als sie mich darauf ansprach und ich ihr daraufhin erzählte, daß ich neuerdings auch barfuß Sport mache, schien sie doch ziemlich geschockt. Wir hätten doch mehr als genug Geld für Sportschuhe, und auch fürs Haus könne ich mir was Nettes kaufen. Es fiel mir schwer, ihr klarzumachen, daß ich barfuß laufe, weil ich mich so freier fühle, und als ich mit ihr darüber sprach, erfuhr ich auch warum: Meine Mutter hat als Kind bis ins Alter von 14 Jahren barfuß laufen müssen, wann immer das Wetter es erlaubte, um ihre Schuhe zu schonen, weil kein Geld für neue da war (meine Mutter stammt aus einer sehr ländlichen Gegend in Südbayern, wo nach dem Krieg große Armut herrschte).
Für sie ist Barfußlaufen ein Zeichen von Notstand und Armut, und darum kann sie nicht verstehen, daß man es tun kann, weil man sich dabei wohl fühlt. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich sie überzeugt habe, falls ich das überhaupt schaffe. Schließlich sind meine eigenen Barfußerfahrungen noch nicht besonders groß. Aber ich glaube, daß auch sie der ganzen Sache positiver gegenüberstehen würde, wenn sie erst einmal sieht, daß ich mich dabei gut fühle. Vielleicht probiert sie es dann selbst einmal aus (wie ihr sicher erraten habt, ist meine Mutter niemals barfuß unterwegs, weder draußen noch im Haus; ich habe das wohl von ihr übernommen), aber sie mit Gewalt dahin zu drängen erscheint mir nicht die richtige Lösung.
Was denkt ihr darüber?
Viele Grüße
Kerstin