"Barfuß-Fraktion" und was meine Mutter dazu sagt... (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Kerstin,
.... Meine Mutter hat als Kind bis ins Alter von 14 Jahren barfuß laufen müssen, wann immer das Wetter es erlaubte, um ihre Schuhe zu schonen, weil kein Geld für neue da war (meine Mutter stammt aus einer sehr ländlichen Gegend in Südbayern, wo nach dem Krieg große Armut herrschte).
Für Deine Mutter ist Barfußlaufen sehr stark mit der in der Kindheit erlittenen Armut verknüpft. Jahrelang wird sie es wohl als demütigend erlebt haben, daß andere Kinder bereits ausreichend Schuhe bekommen konnten. Und vielleicht wurde sie von denen auch noch verspottet.....
Für sie ist Barfußlaufen ein Zeichen von Notstand und Armut, und darum kann sie nicht verstehen, daß man es tun kann, weil man sich dabei wohl fühlt. Es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich sie überzeugt habe, falls ich das überhaupt schaffe.
Man hat heute dank des Wohlstands die Wahlfreiheit zwischen barfuß und Schuhen -- kein vernünftiger Mensch wird noch annehmen, daß Du aufgrund von Armut barfuß läufst.
Schließlich sind meine eigenen Barfußerfahrungen noch nicht besonders groß. Aber ich glaube, daß auch sie der ganzen Sache positiver gegenüberstehen würde, wenn sie erst einmal sieht, daß ich mich dabei gut fühle. Vielleicht probiert sie es dann selbst einmal aus (wie ihr sicher erraten habt, ist meine Mutter niemals barfuß unterwegs, weder draußen noch im Haus; ich habe das wohl von ihr übernommen), aber sie mit Gewalt dahin zu drängen erscheint mir nicht die richtige Lösung.
Ganz sicher sollte niemand gedrängt werden! Weder zu baren Füßen, noch zu Schuhen! Für Deine Mutter wäre ein Barfußpark wie in Dornstetten oder Bad Sobernheim genau das Richtige -- vielleicht kommt ihr da mal auf der Durchreise vorbei. Dann kann sie erleben, wie viele Leute mit größtem Vergnügen diese Freizeitvariante der Wohlstandsgesellschaft erleben. Ich füge hier einen Link auf meine Fotosammlung zu diesen Einrichtungen bei, vielleicht kannst Du ihr das mal zeigen -- nicht um sie zu bekehren, sondern damit sie sieht, wie viele Leute Spaß am Barfußgehen haben, wenn durch eine öffentliche Einrichtung alle Vorurteile wegfallen.
Für regelmäßige Barfußgeher bedarf es dieser Einrichtungen natürlich nicht, denn die ganze Welt ist ein Barfußpark......
Viele Grüße, Lorenz