Halten wir uns lieber an Fakten! (Hobby? Barfuß! 2)
Hallo Marco,
Skepsis is durchaus angebracht, wenn es jemand wohl gut meint, aber weit über das Ziel hinausschießt!
Würde mich mal interessieren, was namhafte Anthropologen und Medizinprofessoren dazu sagen - wahrscheinlich würden sie herzlich lachen.
Ich bin zwar nur Chemiker, habe aber auch schon in Randbereichen der Evolutionsforschung gearbeitet -- und mich immer sehr dafür interessiert. Hier mein Senf zu dieses Theorie von den gehirnförderlichen Fußreflexen:
Die hier aufgestellte These widerspricht dem Grundsatz, daß erworbene Eigenschaften nicht vererbt werden können. Falls eine Stimulation des Großhirns durch Fußreflexe bei einem Menschen aufträte, wäre dies natürlich schön für ihn, aber er kann das nicht an seine Nachkommen weitergeben. Zur Evolution des Menschen kann das also nicht beigetragen haben.
Die unbestrittenen wissenschaftlichen Fakten sind aber auch recht faszinierend. Danach gab es vor 3,5 Milliarden Jahren den aufrecht gehende Homo habilis, der noch ein Affengehirn hatte, aber sehr ähnliche Fußabdrücke hinterlassen hat wie wir. Affen haben dagegen "Hände an den Beinen" die gut zum Klettern sind, aber zum zweibeinigen Laufen nicht taugen. Der aufrecht gehende Mensch hatte nun die Hände frei! Erst dadurch wurde das Wachstum der Großhirnrinde ein Selektionsvorteil, weil die wachsende Intelligenz mit den Händen umgesetzt werden konnte: durch Waffen- und Werkzeuggebrauch, später auch durch Malerei und Schrift. Ohne die Hände frei zu haben, wäre das ganze Hirnschmalz ineffizient! So meine ich schon, daß die Entwicklung des Fußes als Organ für den aufrechten Gang eine Schlüsselrolle bei der "Menschwerdung" spielte.
Sicherlich spielt die Fußsohle eine Rolle als Sinnesorgan. Der Naturmensch hat mit ihr immer unmittelbaren Tastkontakt mit der Biosphäre, mit der er in enger Beziehung lebt. Beim Barfußwandern erleben wir die Abwechslung von weich und hart, feucht und trocken, warm und kalt, lebender Vegetation und totem Gestein. Für uns ist das ein Vergnügen, für den Steinzeitmenschen war das wertvolle Information, die ihm sicherlich half, Wasserstellen und Nahrungsquellen zu finden.
Was uns betrifft, so ist es ganz sicher, daß wir aus Sinneseindrücken lernen, daß also unsere Intelligenz von bewußtem Wahrnehmen profitiert. Und ich meine, auch Sinneseindrücke über die Füße können dazu beitragen! Ich stelle mir vor (damit bin ich weniger Wissenschaftler als Fühlpfad-Initiator), daß die Füße als Organ der Umweltwahrnehmung die Intelligenz für ökologische Fragestellungen günstig beeinflussen können - der beschuhten Menschheit fehlt es jedenfalls gerade an dieser Stelle!
Meinetwegen können wir also ruhig dabei bleiben, Barfußgehen als intelligenzfördernd und persönlichkeitsbildend einzustufen. Aber die Geschichte von der Entwicklung der Menschheit müssen wir unter dem Aspekt der Fußreflexe nicht neu schreiben!
Gruß, Lorenz