Hochinteressante These : Barfußlaufen entwickelte das menschliche Gehirn (Hobby? Barfuß! 2)

Georg @, Wednesday, 02.02.2000, 15:13 (vor 9062 Tagen)

Hallo Forum,

diese Auffassung vertritt jedenfalls der Autor Urs Gerig !

Von allen unseren Körperteilen werden die Füße am meisten gebraucht, aber am schlechtesten behandelt.

Mit dieser vielfach sicher recht zutreffenden Problembeschreibung beginnt der Schweizer Walking - Instruktor in seinem Buch "Richtig Walking" ein Kapitel über "Barfußlaufen - die natürlichste Fußreflexzonenmassage". Aus diesem entnehme ich hier einige Auszüge :

Der Fuß besteht aus 28 Knochen und 32 Gelenken und hat wie die Wirbelsäule einen unmittelbaren Einfluß auf unsere gesamte Körperhaltung. Vergleichbar mit einer kräftigen und .beweglichen Wirbelsäule hat auch eine trainierte Fußmuskulatur positive Auswirkungen auf die Haltung und die Bewegungen. [...] Die beste Möglichkeit, die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit der Füße zu fördern, ist das Barfußlaufen auf einer Wiese oder im Sand. Das Gehen auf weichem Untergrund hält den Fuß beweglich, kräftigt die Fuß- und Unterschenkelmuskeln und hilft Fußschäden vorzubeugen.

Diesen einleitenden Feststellungen folgt nunmehr ein Teil über die Reflexzonen des Fußes und deren Stimulation :

Barfußgehen im Gras ist ein zwar ungewohntes, aber wunderbares Erlebnis und eine gute sowie kostenlose Reflexzonenmassage. In der Fußreflexzonentherapie geht man davon aus, daß sich der ganze Körper mit all seinen Funktionen auf den Fußsohlen widerspiegelt. Die einzelnen Zonen stehen in direkter Verbindung mit den entsprechenden Regionen des Körpers.

Der Autor - selbst Sportmasseur - hebt die Wirksamkeit dieses Systems hervor :

Als der Mensch noch ohne feste Schuhsohlen unterwegs war, erfüllten die Reflexzonen der Füße die Aufgabe eines Selbstheilungssystems. Durch den Druckreiz von Steinen und Wurzeln wurde die Durchblutung in den korrespondierenden Regionen gefördert, und die körpereigenen Heilungskräfte wurden angeregt. Mit der Entwicklung zum Büromenschen und der Verbetonierung von Wiesen und Wäldern hat dieses Heilsystem seine Wirkung immer mehr verloren.

Und dann kommt er an die Stelle, auf die sich die Überschrift bezieht :

Keine Tiergattung außer dem Affen besitzt ähnliche Hände und Füße wie der Mensch. So mag gerade das Sichaufrichten auf zwei Beine mit derart gestalteten Füßen der Ursprung für die Entwicklung des Gehirns sein:
Dadurch, daß das ganze Körpergewicht plötzlich über die Fußsohlen auf den Boden drückte, wurden auch die Reflexzonen stärker stimuliert und' mehr Reflexreize ins Gehirn transportiert. Von diesem Zeitpunkt an bis zu unseren Tagen lernte das Unterbewußte im Menschen, auf die verschiedenen Empfindungen der Füße beim Kontakt mit dem Boden zu achten. Reparatursysteme wurden entwickelt und ausprobiert, auch die mögliche Nutzung der Einwirkungen beim Barfußlaufen über das Gelände. Reflexgebiete wurden aufgebaut, Reflexe erkannt und, sofern nutzbringend, entsprechend codiert und in den unbewußten Ablauf des Lebens eingebaut. Nicht brauchbare, wiederkehrende Reflexereignisse aber wurden als Schmerz ins Bewußtsein gebracht. So können wir auf solche Einwirkungen reagieren.

Der Gedankengang hat für mein Empfinden mindestens die Logik für sich. Tatsächlich ist es einleuchtend anzunehmen, daß die kontinuierlich wirksamen, aber ständig wechselnden Informationen, die das Nervensystem des Barfußläufers an das Gehirn liefert (für Schuhträger gilt allerdings : den barfußlaufenden Vorfahren geliefert hatte), dort Weiter - Entwicklungsprozesse auslöst(e) !

Der Autor führt seinen Gedankengang noch fort :

Wir sind in unserer Entwicklungsgeschichte noch relativ nah am täglich barfuß laufenden Wesen. So hat unser Körper die mit dem Entwicklungsprozeß erworbene Erwartung in Bezug auf die Fußsohlen in Verbindung mit dem Gehen nicht »vergessen«. Das bedeutet aber, daß das Unterbewußte erwartet, daß der eine oder andere spitze oder harte Gegenstand am Boden sich in die Fußsohle drückt. Es erwartet auch, daß solcher Druck reflektorisch in zugehörige Körpergebiete wandert. Durch die Entwicklung der Fußbekleidung bis hin zum heutigen Schuh wurde der Fuß immer mehr dem Natürlichen entfremdet. Da in unserer westlichen Zivilisation der Schuh zur täglichen Bekleidung gehört, wird der Fuß kaum noch bzw. zu wenig barfuß benützt. Wenn aber der Fuß im Schuh steckt, wird die im Unterbewußten verankerte Erwartung beim Gehen nicht erfüllt. Der heutige Schuh ist zudem nicht förderlich, da er mit weitgehend glatter, ebener Innenfläche dem Fuß den ganzen Tag über nur ein und dieselbe gerade Fläche anbietet. Von Natur aus ist aber der Fuß so codiert, daß sich beim Gehen das Gelände fortwährend ändert.

Was der Autor meint - sofern ich ihn nicht ganz mißverstehe - ist also : der Entwicklungsprozeß wird durch das Schuhetragen nicht nur abgebrochen, sondern es tritt sogar eine negative Reaktion auf, weil die Codierung des Menschen auf Sinnesempfindungen, die ausbleiben, dies mit sich bringt.
Falls das Barfußgehen tatsächlich diese herausragende Bedeutung hat, verdummt eine Schuhträgergesellschaft mithin auf Dauer !

Der Beitrag empfiehlt nunmehr die Reflexzonenmassage als Behelf für Schuhträger und endet mit der Feststellung :

Barfußlaufen ist die natürlichste Fußreflexzonenmassage. Das sollten Sie sich einprägen und immer, wenn es nur möglich ist, barfuß gehen! Und:
Barfußlaufen ist sicherer, als Sie denken - die Haut der Füße ist sechsmal widerstandsfähiger gegen Verletzungen als die Haut an anderen Teilen des Körpers.

Ûrs Gerig, Richtig Walking, München (BLV) 1996, S. 63 - 64

Ich hoffe, es ergibt sich eine interessante Diskussion. Und ein paar eingängige Knallerargumente pro barfuß lassen sich auch ableiten , z. B.

"Bewahrt Eure Intelligenz - lauft barfuß !"
oder : "Schuhe tragen ? Ich werd’ doch nicht blöd !"

Füße an alle
Georg

PS : Übrigens : nur eigenes Barfußlaufen erhält die Intelligenz ...


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